Windkraftindustrie

Vinod Philip übernimmt Sanierung von Siemens Gamesa

Vinod Philip ist der Mann, der das Windkraftgeschäft von Siemens Gamesa sanieren soll. Der 50-Jährige löst Jochen Eickholt ab, der die Umbaupläne ausgearbeitet hatte. Das Onshore-Geschäft wird eingedampft.

Vinod Philip übernimmt Sanierung von Siemens Gamesa

Vinod Philip ist ein Mensch, der gerne lächelt. Wer den heutigen Siemens-Energy-Vorstand trifft, der erlebt einen zugewandten und verbindlichen Gesprächspartner. Als CEO des Windenergiegeschäfts von Siemens Energy wird Philip künftig allerdings auch ein anderes Gesicht zeigen müssen. Der geborene Inder steht vor einer beinharten Sanierungsaufgabe. Es gilt, Stellen abzubauen und das regionale Engagement im Onshore-Windgeschäft einzudampfen.

Mit Eickholt länger diskutiert

Der 50-Jährige löst am 1. August den immer sehr konzentriert auftretenden 62-jährigen Jochen Eickholt als CEO von Siemens Gamesa ab, der zum 31. Juli sein Mandat niederlegt und Ende September ausscheidet. Christian Bruch, Vorstandschef von Siemens Energy, nennt Eickholts ursprünglich vereinbarte Vertragslaufzeit nicht. In Spanien gebe es ganz andere Vertragsstrukturen, so seine Auskunft. Er ordnet die Amtsübergabe als Generationswechsel ein und lässt in einer Telefonpressekonferenz durchscheinen, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist: „Das haben wir mit Jochen länger diskutiert.“

Aus Sicht von Bruch ist der Generationswechsel erforderlich, um den Sanierungsplan für das Windgeschäft zu begleiten, der mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Eickholt habe in einer sehr schwierigen Situation die zentralen Grundlagen für die dringend erforderliche Sanierung geschaffen, sagt Bruch: „Es ist nur fair zu betonen, dass die Ursachen für die Qualitätsprobleme nicht in seine CEO-Amtszeit fallen.“ Das Programm, das Eickholt aufgelegt habe, sei genau richtig.

Ein Mann des Energie-Geschäfts

Philip ist im Gegensatz zu Eickholt, der in seiner Karriere unterschiedliche Sanierungsaufgaben im Siemens-Reich sehr erfolgreich gelöst hat und erst zuletzt zu Siemens Energy stieß, ein Energie-Spezialist. Er hat wichtige Teile seiner Laufbahn bei Siemens Energy beziehungsweise den entsprechenden Kraftwerkssparten von Siemens absolviert. „Als Service-Chef für das Kraftwerksgeschäft hat er operative Erfahrung gesammelt und als Chief Technology Officer und
verantwortlicher Vorstand des Bereichs Global Functions erfolgskritische Zen-tralfunktionen erfolgreich gemanagt“, streicht Bruch heraus.  

Philip arbeitet seit 1998 für Siemens, im Jahr 2013 wurde er General Manager im Segment Generators. Zwei Jahr später stieg er zum Technologiechef der wichtigen Sparte Power & Gas auf. Von 2017 bis 2020 leitete er die Einheit Power Generation Services und wurde 2020 zum Chief Technology and Strategy Officer der neu gebildeten Siemens Energy. Seit Oktober 2022 ist er im Vorstand des Unternehmens für die sogenannten Global Functions verantwortlich. Wer diese Aktivitäten von IT über Einkauf und Innovation bis hin zu Logistik und Projekt-Abwicklung künftig führt, werde zu einem späteren Zeitpunkt kommuniziert, erklärte Siemens Energy.

Philip soll nun die Onshore-Sparte des Windenergiegeschäfts eindampfen und das Gesamtgeschäft profitabel machen. Im Jahr 2026 soll die Gewinnschwelle erreicht werden, lautet der Arbeitsauftrag an den neuen CEO. Anschließend soll das Geschäft profitabel wachsen und eine zweistellige operative Marge erreichen.

Onshore bleibt Kerngeschäft

Der Konzern schreibt zwar fest, sowohl im Onshore- als auch im Offshore-Geschäft aktiv bleiben zu wollen. Buch erklärt, es sei zwar auch ein Verkauf der Onshore-Aktivitäten geprüft worden. Aber er begründet das Festhalten an dem Geschäft mit Wachstumsraten von 8% pro Jahr. Künftig konzentriere sich das Unternehmen auf nur noch zwei Regionen: Europa und die USA. Diese Märkte böten einen stabilen regulatorischen Rahmen, dort könne Siemens Gamesa mit seinen Produktpaletten den Bedarf der Kunden profitabel decken, heißt es: „Sonstige lokale Märkte werden im Neugeschäft nur noch dann bedient, wenn dies im jeweiligen Fall wirtschaftlich sinnvoll ist.“ Aktuell ist Siemens Energy außerhalb der künftigen Kernregionen mit Fabriken in China und Indien präsent, außerdem existiert eine bereits weitgehend heruntergefahrene Fertigung in Brasilien.

Für manche Beschäftigten ist die regionale Beschränkung keine gute Nachricht. Die Fertigungskapazitäten im Onshore-Bereich sollen entsprechend reduziert werden. Der Konzern beziffert den Arbeitsplatzabbau nicht. Es dauere nicht lange, bis es die entsprechenden Auskünfte gebe, sagt Bruch.

Service wird zusammengefasst

Unter dem Strich werde der Personalbestand bei Gamesa über die nächsten Jahre ungefähr konstant bleiben, heißt es. Bereiche wie beispielsweise der Bau von Windkraftanlagen im Meer (Offshore) sollten wachsen. Wichtigste Aufgabe dort sei der Hochlauf der Kapazitäten, der an den Standorten in Cuxhaven (Deutschland), Aalborg (Dänemark) und Le Havre (Frankreich) derzeit wie geplant laufe.

Philip wird auch das weltweite Service-Geschäft umbauen. Das Neuanlagen- und das Service-Geschäft von Wind soll aus einer Hand geführt werden.

Philip übernimmt Sanierung von Siemens Gamesa

Von Michael Flämig, München