Privatkundenvorstand der HVB wird Chef der Nord/LB
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Die Entscheidung, wer Nord/LB-Vorstandschef Thomas Bürkle (68) ablösen wird, ist offenbar gefallen: Jörg Frischholz, seit Mitte April 2020 Privatkundenvorstand der HypoVereinsbank (HVB), soll den Posten bei der Landesbank in Hannover übernehmen. Die Nord/LB wollte dazu keinen Kommentar abgeben. Aufsichtsrat und Trägerversammlung werden die Personalie am Freitag beschließen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete darüber unter Berufung auf Insider.
Ende vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass der seit Anfang 2017 amtierende Bankchef Bürkle, dessen Vertrag im Juni 2018 noch einmal um zwei Jahre verlängert worden war, Ende 2021 aufhören wird. Vor seiner Berufung an die Vorstandsspitze war der gebürtige Freiburger seit Anfang 2014 Risikovorstand der Nord/LB. Für die viertgrößte deutsche Landesbank ist er seit 2002 tätig.
Die Ende 2019 nach hohen Verlusten infolge der Schifffahrtskrise von ihren Altträgern und der Sparkassen-Finanzgruppe mit rund 3,6 Mrd. Euro rekapitalisierte Bank befindet sich in einer mehrjährigen Neuausrichtung. Zu den Aufgaben des künftigen Vorstandsvorsitzenden werden die weitere Schrumpfung des Instituts sowie die Verbesserung von Effizienz und Rentabilität gehören. Die mit gut 9% beteiligten Sparkassen in Niedersachsen können sich auch vorstellen, dass die Nord/LB in einem Sparkassenzentralinstitut aufgeht – sollten die infolge der Coronakrise auf Eis gelegten Sondierungen in der Finanzgruppe über eine Kräftebündelung auf Ebene der Girozentralen wieder aufgenommen werden und zu einem Ergebnis führen.
Generationswechsel
Der 44 Jahre alte Frischholz steht nicht nur für einen Generations- wechsel an der Spitze – in der Geschichte der 1970 entstandenen Landesbank war nur Bernd Thiemann mit damals 38 Jahren jünger, als er 1981 Bankchef wurde. Der gebürtige Westfale ist auch der erste seit Manfred Bodin im Jahr 1991, der als Externer das Ruder bei Nord/LB übernimmt. Bodin war Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Essen, ehe er nach Hannover kam.
Mit dem Heimatmarkt der Landesbank in Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt sowie Mecklenburg-Vorpommern ist Frischholz vertraut. Ehe er die Verantwortung für das HVB-Privatkundengeschäft übernahm, leitete Frischholz bei der Bank von Herbst 2015 an das Firmenkundengeschäft der Region Ost und später der Region Nord. Zur Unicredit-Tochter war er vor sechs Jahren von der Commerzbank gekommen.
Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Dresdner Bank in Dortmund und einem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Essen und der Hogeschool Zeeland in Vlissingen arbeitete der Diplom-Kaufmann im Wertpapier- und Firmenkundengeschäft der Dresdner Bank und später der Commerzbank. Mit Frischholz rückt ein digitalaffiner Marktmann an die Nord/LB-Spitze. Als er HVB-Privatkundenvorstand wurde, würdigte der Aufsichtsratsvorsitzende Frischholz’ Expertise „in Bezug auf Digitalisierung und Beratungsqualität“.