Urteilsbegründung

Profumo gerät immer stärker unter Druck

Es wird eng für Alessandro Profumo, CEO des Rüstungskonzerns Leonardo. Der Druck auf ihn wächst, sein Amt niederzulegen, nachdem das Gericht in Mailand, das ihn im Oktober zu einer Haftstrafe von sechs Monaten und einer Geldstrafe von 2,5 Mill....

Profumo gerät immer stärker unter Druck

bl

Es wird eng für Alessandro Profumo, CEO des Rüstungskonzerns Leonardo. Der Druck auf ihn wächst, sein Amt niederzulegen, nachdem das Gericht in Mailand, das ihn im Oktober zu einer Haftstrafe von sechs Monaten und einer Geldstrafe von 2,5 Mill. Euro verurteilt hatte, nun die Begründung für das Urteil veröffentlicht hat. Profumo, damals Präsident der Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS), und Fabrizio Viola, seinerzeit CEO, wurden erstinstanzlich wegen Bilanzfälschung und Marktmanipulation im Zuge riskanter Derivategeschäfte verurteilt. Es geht um Vorgänge aus dem Jahr 2015.

Die Urteilsbegründung hat es in sich. Den beiden Managern werden „ausgeprägte kriminelle Energien“ attestiert. Sie hätten das Ziel verfolgt, ihr persönliches Prestige zu mehren und durch die Verschleierung der wahren Lage der Bank bzw. die Verbreitung von Falschinformationen eine Kapitalerhöhung durchzudrücken. Die rechtsnationale Lega und der Fonds Bluebell, der bei der MPS-Hauptversammlung vor wenigen Tagen Ansprüche gegen Profumo und Viola geltend machen wollte, für den Antrag aber auch wegen der Ablehnung des staatlichen Großaktionärs keine Mehrheit bekam, verlangen Profumos Rücktritt. Er stelle ein Problem für ein weltweit agierendes Unternehmen im Verteidigungs- und Sicherheitssektor dar.

Viola und Profumo weisen die Vorwürfe zurück und wollen in Berufung gehen. Viola sagte der Zeitung „Il Sole 24 Ore“, nicht Profumo und er hätten die Bank in eine so dramatische Lage gebracht, sondern ihre Vorgänger. „Wir haben die Pleite der Monte dei Paschi und eine Systemkrise verhindert“, so der Ex-CEO. Entscheidungen des Verwaltungsrates seien auf Basis der Vorlagen getroffen worden, die von den Aufsichtsbehörden genehmigt gewesen seien.

MPS wurde 2017 vom Staat mit einer Kapitalspritze von 5,4 Mrd. Euro „gerettet“ und wird zu 64% von Rom kontrolliert. Die Bank soll bis Jahresende privatisiert werden. Rom sucht einen Partner für das Institut.