Ralph Büchi bleibt bei Axel Springer an Bord
Ralph Büchi ist Döpfners Gewissen
dz Zürich
Es gibt in Deutschland kaum ein größeres Familienunternehmen mehr, das sich keinen Beirat leistet. Auch Axel Springer wird im kommenden Jahr ein solches Gremium installieren. Dann nämlich, wenn der Konzern, wie angekündigt, Mitte 2025 sein hochgradig technikgetriebenes Anzeigengeschäft abgespalten haben wird, um sich 40 Jahre nach dem IPO wieder als Familienunternehmen ganz den medialen Inhalten und deren Verbreitung hinzuwenden.
Als künftiger Gründungsvorsitzender des neuen Beirates steht der Schweizer Ralph Büchi bereits fest. Überraschend kommt seine Nominierung nicht. Schließlich ist der 67-Jährige seit 2019 Aufsichtsratsvorsitzender bei Axel Springer und damit ein wichtiges Gegenüber für den langjährigen Vorstandschef und Miteigentümer Mathias Döpfner.
Trotzdem wissen selbst in der Medienbranche erstaunlich wenige, wer Ralph Büchi ist und wie der kaum bekannte Schweizer an die Spitze des größten Verlagskonzerns Deutschlands gelangte. „Ich schätze ihn sehr für seine Begeisterungsfähigkeit und seine Leidenschaft für Journalismus. Davon wollen wir weiterhin profitieren“, erklärte Döpfner dessen Berufung für den Beiratsvorsitz kürzlich in einem Brief an seine Mitarbeitenden.
Unterschiedliche Vita
Der Hüne Döpfner und der auffallend kleingewachsene Büchi erwecken schon äußerlich den Eindruck von Komplementarität. Die unterschiedliche Vita der beiden verfestigt das Bild: Hier der frühere Musikkritiker, der sprachlich versierte Feuilletonist, der Intellektuelle, dem beim Weg an die Spitze von Deutschlands größtem Medienunternehmen der Business-Instinkt zwar nützlich, aber letztlich doch eher nebensächlich war. Dort der Betriebswirtschafter, der Spezialist für Finanzwesen und betriebliche Leistungskennzahlen, ausgestattet mit einem Diplom der Universität Zürich, aber ohne großen Stock an sozialem und finanziellem Kapital.
Büchi absolvierte die Universität als „Werkstudent“ und verdiente sich das Studium unter anderem als Journalist bei der Schweizer „Handelszeitung“. Der französischen Sprache mächtig, kümmerte sich das Nachwuchstalent um die Uhrenbranche, wo der flamboyante Unternehmer Nicolas G. Hayek mit der Lancierung der trendigen Plastikuhr Swatch gerade Großes bewirkte.
Nach dem Studium stieg Büchi fest bei der „Handelszeitung“ ein, um schon im Alter von 27 Jahren zum Direktor befördert zu werden. Bald darauf beschied ihm der Eigentümer Paul Eisenring, ein einflussreicher Geschäftsmann und Parlamentsabgeordneter, er beabsichtige, die Zeitung an einen anderen Verleger zu verkaufen. „Ich sagte ihm, das ist ausgeschlossen, ich will die Zeitung selber kaufen“, erzählte Büchi vor einiger Zeit in einem Interview. „Ob ich denn das Geld dafür habe, fragte Eisenring. Ich sagte nein und das gefiel ihm. So hat alles angefangen.“
Büchi übernahm die Zeitung mit Partnern, um sie keine zehn Jahre später mit gutem Gewinn an Axel Springer weiterzuverkaufen und fortan dessen Interessen in der Schweiz zu vertreten. 2012 stieg er in den Vorstand von Axel Springer auf, um diesen nach dem Verkauf wesentlicher Teile des Printgeschäfts vier Jahre später wieder verlassen zu müssen. Büchi steckte die Niederlage locker weg, ließ sich zum CEO eines neuen Gemeinschaftsunternehmens zwischen dem Schweizer Verlagshaus Ringier und Axel Springer küren, um 2017, nur ein Jahr später, wieder von Zürich nach Berlin in den Springer-Vorstand zurückzukehren. Nicht zufällig eilt Büchi der Ruf eines fleißigen, loyalen und handwerklich geschickten Managers voraus.