Reinke nimmt 2026 Abschied − Haagmann übernimmt
Reinke nimmt 2026 Abschied − Haagmann folgt nach
Von Detlef Fechtner, Frankfurt
Eine alte Kalenderblattweisheit lautet, dass Pessimisten erfahrungsgemäß häufiger Recht behalten, aber Optimisten die besseren Geschäfte machen. Hans Joachim Reinke ist – darüber gibt es keine zwei Meinungen – Optimist. Und er hat es – auch das ist unstrittig – in den vergangenen Jahren sehr gut verstanden, Geschäfte zu machen.
15 Jahre an der Spitze
Immerhin hat sich das verwaltete Vermögen der Union Investment Gruppe während der bislang 15-jährigen Amtszeit von Reinke als Vorstandsvorsitzender verdreifacht – von 168 Mrd. Euro bei seinem Amtsantritt als Vorstandschef 2010 auf heute mehr als 500 Mrd. Euro. Selbst wenn man berücksichtigt, dass der Fondsbranche in den 2010er Jahren lange die Sonne ins Gesicht strahlte, ist das ein bemerkenswertes Wachstum. Zumal dieses Wachstum von einem milliardenschweren Ergebnis vor Steuern begleitet wird.
Um einen Eindruck zu vermitteln, wie lang Reinke bereits den Vorstand der genossenschaftlichen Fondsgruppe führt: Als Reinke damals den Posten übernahm, wurde die Deutsche Bank noch von Josef Ackermann geleitet und die Deutsche Börse noch von Reto Francioni. In anderen Worten: Das ist schon eine gefühlte Ewigkeit her.
Nun kündigt der 62 Jahre alte Reinke seinen Abschied an. In gut einem Jahr, am 1. April 2026, werde er seine Aufgaben an seinen zehn Jahre jüngeren Vorstandskollegen André Haagmann übergeben, meldet die Investmentfondsgesellschaft. Der vom DZ-Bank-Chef Cornelius Riese geleitete Aufsichtsrat der Union Asset Management Holding hat der Personalie bereits zugestimmt.
Meinungsstarker Vertreter des Finanzplatzes
Mit Reinke wird sich nächstes Frühjahr nicht nur einer der bekanntesten Köpfe des Finanzplatzes verabschieden, sondern auch einer seiner pointiertesten und meinungsstärksten Vertreter. Zu allen wichtigen Themen rund um die Kapitalanlage hat Reinke eine Meinung, und – noch wichtiger – zu allen bedeutenden Kontroversen am Finanzplatz und in der Politik, bei denen es auch um Werte und Verantwortung geht, hat Reinke eine Haltung. Gleichzeitig ist er neugieriger und aufmerksamer Zuhörer, „viel draußen bei den Kunden und den Volksbanken“, wie Kollegen berichten – und gerade deshalb erfolgreicher Vertriebler. Dass ihm dabei seine rheinische Frohnatur ebenso wie sein Talent hilft, schwierige Sachverhalte in eindrückliche Sprachbilder zu übersetzen, kriegt jeder schnell mit, der mit ihm ins Gespräch kommt. Andererseits versteht sich Reinke aber auch auf leisere, ernsthafte Töne, wo sie angemessen sind, etwa in Reaktion auf die Turbulenzen bei offenen Immobilienfonds.
35 Jahre bei Union Investment
1987 startete Reinke seine Laufbahn bei den Kreditgenossen in der Vermögensberatung der Volksbank Wachtberg in der Nähe von Bonn. 1991 wechselte er zu Union Investment: Vertriebsberater, Vertriebsdirektor, Vertriebsleiter. 2004 checkte er dann in den Vorstand der Holding ein, zuständig vor allem für das Geschäft mit privaten Kunden. Am 1. Juli 2010 übernahm er schließlich den Vorstandsvorsitz. Addiert wird er beim Abschied 2026 also 35 Jahre bei dem Fondsanbieter verbracht haben, der nächstes Jahr 70 Jahre alt wird.
Sein Nachfolger Haagmann ist seit 2006 für Union Investment tätig, zunächst in der Konzernentwicklung, später in führender Rolle im institutionellen Geschäft. Er war unter anderem zuständig für Strategie, Steuerung und Controlling des gesamten institutionellen Geschäfts. Seit 2022 ist der 52-Jährige Mitglied des Vorstands der Holding und kümmert sich um das institutionelle Geschäft, die Investmentanalyse und das Immobiliensegment. Erst vor wenigen Wochen beschrieb er in der Börsen-Zeitung das enge Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie den Beitrag von KI und Blockchain-Technologie für Prozessoptimierung und Risikomanagement. Aufsichtsratschef Riese lobt Haagmann als „sehr erfahrenen Manager mit profunden Kenntnissen in der Assetmanagement-Industrie.“
Zuständigkeiten ändern sich leicht
Mit dem Ausscheiden von Reinke werden sich im nächsten Frühjahr kleinere Veränderungen in den Zuständigkeitsbereichen im Vorstand ergeben. Bei dem künftigen Vorstandschef Haagmann werden dann Strategie und Steuerung der gesamten Union Investment Gruppe liegen. Auch wird er für das institutionelle Geschäft zuständig bleiben. Sonja Albers wird sich um Personal, Fondsdienstleistungen und Recht kümmern und zusätzlich um Investmentanalyse. Frank Engels betreut das Portfoliomanagement und dann auch das Immobiliengeschäft, Giovanni Gay das Privatkundengeschäft sowie IT und Infrastruktur.