Doccheck

Renaissance eines Fossils

Doccheck gehört zu den Corona-Krisengewinnern. Der Gründer, Mehrheitsaktionär und Vorstandschef Frank Antwerpes hat den Konzern über viele Jahre stetig erweitert.

Renaissance eines Fossils

Von Antje Kullrich, Köln

Der Weg ist weit von einem Fossil des Neuen Marktes zum erfolgreichen Online-Händler in Pandemie-Zeiten. Frank Antwerpes hat es geschafft. Der Gründer und langjährige Vorstandsvorsitzende der Kölner Doccheck AG hat sein Unternehmen schon mehrfach strategisch neu aufgestellt. In der Pandemie ist Doccheck zum erfolgreichen E-Commerce-Unternehmen geworden. Mit dem Ausbau eines Online-Shops für Medizinbedarf verdient das Unternehmen seit vielen Monaten Geld wie Heu. Zum befürchteten Umsatzeinbruch in diesem Jahr ist es nicht gekommen. Angesichts der vierten Welle hat der Vorstand gerade die Prognose für das laufende Geschäftsjahr wieder er­höht. Vor allem Arztpraxen bestellen bei Doccheck Schutzausrüstungen und Tests. An der Börse wird der unauffällige Nischenplayer aus der vierten Reihe mittlerweile mit mehr als 170 Mill. Euro bewertet.

Frank Antwerpes ist der Kopf dahinter. Der Mediziner, der schon im Studium parallel als Werbetexter für Agenturen und Industrieunternehmen arbeitete, hat den Vorläufer des heutigen Konzerns 1990 als Kommunikationsagentur gegründet und im April 2000 in der Hochphase des Neuen Marktes an die Börse gebracht. Im Gegensatz zu vielen anderen New-Economy-Unternehmen hielt die damalige Antwerpes AG das Geld zusammen, gnadenlos überteuerte Übernahmen fanden in Köln-Ehrenfeld nicht statt. Frank Antwerpes, ausgebildeter Arzt und Zahnarzt, machte sich daran, mit Doccheck eine Internet-Community für die Medizinbranche aufzubauen. Mehr als 750000 registrierte Nutzer zählt sie heute.

Der Online-Shop mit dem Fokus auf die Ärzteschaft ist die jüngste Erweiterung des Geschäftsmodells. Der Umsatz explodierte dort im vergangenen Jahr von gut 8 auf 33 Mill. Euro. Im laufenden Geschäftsjahr hat Doccheck im Konzern bereits nach neun Monaten die Gesamterlöse des Vorjahres von 63 Mill. Euro leicht übertroffen. Bis Ende Dezember rechnet der Vorstand mit einem Umsatz von knapp unter 80 Mill. Euro, begleitet von einer Ebit-Marge von rund 19%.

Seit gut 30 Jahren steht Frank Antwerpes, Sohn des früheren, weit über die Grenzen Kölns bekannten Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes, an der Spitze des Unternehmens. Mit gut 55% der Anteile ist er auch Hauptaktionär. Der starke Zuschnitt des immer größer werdenden Konzerns auf seinen Gründer ist mittlerweile nicht mehr ganz unproblematisch: „Durch die Verknüpfung von Know-how, Kapital und Führungsaufgaben könnte der Ausfall von Dr. Frank Antwerpes zu einer schwierigen Lage für das Unternehmen führen“, heißt es in der Risikopassage des Geschäftsberichts aus dem vergangenen Jahr. Ein bisschen mehr Mitsprache von anderen muss sein: Vor zwei Jahren hat Doccheck den Vorstand immerhin auf vier Mitglieder verdoppelt.

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