Politikerwechsel

Robey Warshaw holt den „Zauberer von Os“

Die britische M&A-Boutique Robey Warshaw hat den ehemaligen britischen Schatzkanzler George Osborne für sich gewonnen, der sich seit dem vorläufigen Ende seiner politischen Karriere 2016 als Hansdampf in allen Gassen versuchte. Seinen Posten als Chefredakteur des „Evening Standard“ und als Berater des Vermögensverwalters BlackRock wird der mit dem Spitznamen „Zauberer von Os“ belegte dafür aufgeben.

Robey Warshaw holt den „Zauberer von Os“

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George Gideon Oliver Osborne (49) hat die Idee wohl noch nicht ganz aufgegeben, eines Tages in die britische Politik zurückzukehren. Sonst würde er nicht immer wieder auf Veranstaltungen der konservativen Denkfabrik Centre for Policy Studies auftreten, die sich dem Erbe Margaret Thatchers verschrieben hat. Anfang April wird der „Zauberer von Os“, wie er von seinen Parteifreunden betitelt wurde, jedoch erst einmal als Regenmacher bei der Londoner M&A-Boutique Robey War­shaw anfangen. Er sei stolz darauf, bei „den Besten der Besten“ an­zuheuern, sagte der Spross einer der ältesten angloirischen Adelsfamilien.

Osborne werde die Beratung für die Kunden „wesentlich verbessern“, hieß es seitens der Bank. Die Investmentbank mit Sitz im Londoner Nobelviertel Mayfair wurde 2013 von Simon Robey, Simon Warshaw und Philip Apostolides gegründet und hat lediglich 13 weitere Mitarbeiter. Der Schatzkanzler David Camerons ist der erste prominente Neuzugang, seitdem das Institut an den Start ging. Robey Warshaw beriet unter anderem die London Stock Exchange Group beim Zusammenschluss mit dem Finanzdatenanbieter Refinitiv. Im Ende März 2020 abgelaufenen Geschäftsjahr knickte ihr operatives Ergebnis allerdings auf 17,9 (i.V. 48,4) Mill. Pfund ein. Boris Johnsons Vorgängerin Theresa May hatte die politische Karriere Osbornes nach ihrem Amtsantritt 2016 jäh beendet. Nach ihrer Wahlschlappe im Jahr darauf bezeichnete sie der Oxford-Absolvent als „wandelnde Tote“. Seine Posten als Chefredakteur des „Evening Standard“ und als Berater des Vermögensverwalters BlackRock will Osborne für die neue Herausforderung aufgeben.

Zudem gehören ihm 15 % der Premium-Tapetenfirma Osborne & Little. Private Banking, Skiurlaub in Klosters, Privatschulen für die Kinder: Osborne weiß, seinen Wohlstand auszuleben. Ausgebildet wurde er an der renommierten St. Paul’s School in London. Damit war die akademische Karriere in Oxford sozusagen programmiert. Wie Cameron und Johnson gehörte er in seiner Studienzeit dem Bullingdon Club an. Mit 23 wurde er – auf Vermittlung eines Kommilitonen – Leiter der politischen Abteilung des Conservative Research Department. Er arbeitete dann als Berater konservativer Abgeordneter wie William Hague, bis ihm der sichere Tory-Wahlkreis Tatton vermacht wurde. Mit 34 stand der Befürworter eines knallharten Thatcherismus vor der Wahl, dem Modernisierer Cameron die Führung streitig zu machen. Allerdings fehlt es dem Schwiegersohn von Lord Howell of Gildford, der 1979 dem ersten Thatcher-Kabinett angehörte, am Charisma, das einen populären Anführer ausmacht. Er wirkt meist eher blass und unnahbar. Auf Anraten seiner Frau verzichtete er auf die Kandidatur. Cameron machte ihn fünf Jahre später zum Schatzkanzler.

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