Wechsel

Rochade im Credit-Suisse-Management

Im Top-Management der Credit Suisse kommt es zu zwei Rochaden. Personalchefin Antoinette Poschung geht Ende Januar in den Ruhestand. Ihre Stelle übernimmt die 48-jährige frühere EZB-Kommunikationschefin Christine Graeff. Sie war erst im Januar...

Rochade im Credit-Suisse-Management

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Im Top-Management der Credit Suisse kommt es zu zwei Rochaden. Personalchefin Antoinette Poschung geht Ende Januar in den Ruhestand. Ihre Stelle übernimmt die 48-jährige frühere EZB-Kommunikationschefin Christine Graeff. Sie war erst im Januar ebenfalls als Leiterin der Kommunikation und als stellvertretende Personalchefin zur Schweizer Großbank gestoßen und wird mit der Beförderung in die Konzernleitung aufsteigen. Zur Neubesetzung des Kommunikationspostens machte die Bank am Mittwoch keine Angaben.

Graeffs Wechsel von Frankfurt nach Zürich war im Juli des vergangenen Jahres angekündigt worden. Die Deutsch-Französin füllte eine Lücke, die Adam Gishen, der frühere Kommunikationschef und enge Vertraute des seinerzeitigen CEO Tidjane Thiam nach seinem abrupten Abgang im Februar 2020 hinterlassen hatte. Gishen und Thiam verließen die Bank im Zuge der Beschattungsaffäre um den inzwischen für die UBS tätigen Top-Manager Iqbal Khan.

Die Bank war im Zug jener Affäre in arge Turbulenzen geraten. Die Ereignisse absorbierten das Spitzen-Management in hohem Maße und waren insofern vielleicht mitverantwortlich dafür, dass Credit Suisse im vergangenen Frühjahr gleich in zwei neue Großskandale geriet. Die engen Geschäftsbeziehungen mit dem Lieferkettenfinanzier Lex Greensill, welche die Bank auch dazu motiviert hatten, einen 10 Mrd. schweren Investmentfonds zur Finanzierung der Greensill-Lieferkettengeschäfte aufzusetzen, warfen unter anderem ein schiefes Licht auf die seinerzeitige Compliance-Chefin Lara Warner. Die Frage, inwieweit die Australierin persönlich dafür verantwortlich ge­macht werden kann, dass die Bank in den Geschäften mit Greensill die nötige Vorsicht und Distanz vermissen ließ, hat auch der jüngst von Credit Suisse selbst veröffentlichte Untersuchungsbericht nicht ab­schließend geklärt.

Als sich die Credit Suisse im April auch noch mit ihrem Engagement beim US-Hedgefonds Archegos blamierte und fast 5 Mrd. Dollar verlor, waren die Tage von Lara Warner endgültig gezählt. Sie musste die Bank sofort verlassen, so dass diese mit Thomas Groetzer eine Zwischenlösung für die Compliance-Funktion wählte. Das Interregnum geht am 1. Oktober zu Ende. Dann übernimmt der Spanier Rafael Lopez Lorenzo die Stelle. Er wird wie zuvor schon Lara Warner in die Konzernleitung berufen werden. Lorenzo war 2015 von J.P.Morgan Chase zu Credit Suisse gestoßen und verantwortet die interne Revision.

Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório und sein CEO Thomas Gottstein begrüßen die beiden Aufsteiger. Dieser Umstand kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach den Skandalen auch Gottsteins Stuhl ins Wackeln geraten ist. Es gibt Stimmen, die damit rechnen, dass der portugiesische Präsident seinen ersten Offizier früher oder später auswechseln will. Doch andere Beobachter weisen darauf hin, dass der Veteran Gottstein zu den besten Kennern der Bank gehört und in allen wichtigen Abteilungen tätig war.

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