US-Notenbank

Rückendeckung von der Finanzministerin

Dass US-Notenbankchef Jerome Powell weitere vier Jahre im Amt bleiben wird, ist keineswegs sicher. Nachdem Finanzministerin Janet Yellen ihm das Vertrauen ausgesprochen hat, sind Powells Chancen aber deutlich gestiegen.

Rückendeckung von der Finanzministerin

Von Peter De Thier, Washington

Im Rennen um den begehrten Chefsessel bei der US-Notenbank Federal Reserve sind die Chancen des derzeitigen Vorsitzenden Jerome Powell (68), weitere vier Jahre im Amt zu bleiben, nun deutlich gestiegen. Wenige Wochen bevor Präsident Joe Biden entscheiden wird, ob er Powell den Zuschlag gibt oder einen der anderen Anwärter für den Top-Job bei der Fed nominiert, hat nämlich US-Finanzministerin Yellen dem ehemaligen Investmentbanker das Vertrauen ausgesprochen.

Für eine Vorentscheidung könnte Powell bei der währungspolitischen Konferenz der Kansas City Fed sorgen, die am Donnerstag in Jackson Hole, Wyoming beginnen wird. Biden und seine Wirtschaftsberater werden dort nämlich sehr genau darauf achten, wie der oberste Währungshüter mit der steigenden Inflation umzugehen gedenkt und inwieweit er konkrete Signale für ein Abschmelzen der Anleihekäufe liefern wird.

Powell hält im Prinzip hervorragende Karten. Als klar wurde, welche verheerenden Folgen die Corona­virus-Pandemie für die Wirtschaft haben würde, schraubten er und die übrigen Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) im März vergangenen Jahres den Leitzins auf null herunter. Auch beschlossen sie, jeden Monat 80 Mrd. Dollar an Staatsanleihen und 40 Mrd. Dollar und hypothekenbesicherten Wertpapieren zu kaufen. Zusammen mit den billionenschweren Konjunkturpaketen, die der Kongress verabschiedete, wurde die Geldpolitik unter Powells Ägide zu einer wichtigen Konjunkturstütze, die maß­geblich dazu beitrug, dass die Rezession die kürzeste in der US-Geschichte war.

Kräfteverschiebung

Vor dem Hintergrund seines souveränen Krisenmanagements müsste man glauben, dass dem Fed-Vorsitzenden eine zweite Amtsperiode nicht zu nehmen ist. Gleichwohl ist wegen der politischen Kräfteverhältnisse, die seit den Kongresswahlen 2018 in Washington herrschen, Powells Verbleib im Amt keine ausgemachte Sache. Bestätigen muss ihn nämlich eine Mehrheit der 100 Senatoren. Zwar werden die meisten Republikaner ihn schon deswegen unterstützen, weil der Notenbankchef ein Parteikollege ist, der seinerzeit von Donald Trump ernannt worden war. Gleichwohl kritisieren ihn einige, weil Powell nach deren Auffassung zu gelassen auf die höhere Inflation reagiert.

Größerer Widerstand regt sich bei den Demokraten, deren progressiver Flügel innerhalb der Partei weiter an Einfluss gewinnt. Prominente Demokraten wie Elizabeth Warren und Sherrod Brown lassen sich nicht in die Karten schauen und könnten, sollte er nominiert werden, gegen den Notenbankchef votieren. Ihnen ist es ein Dorn im Auge, dass Powell strengerer Bankenaufsicht und Finanzmarktregulierung skeptisch gegenübersteht. Warren, Brown und andere könnten daher stattdessen Lael Brainard ihre Stimme geben. Brainard gehört seit 2014 dem Fed-Vorstand an und hat großes Interesse an der Spitzenposition bekundet. Auch steht die Demokratin der wirtschaftspolitischen Agenda des Weißen Hauses näher, als Powell dies tut.

Auch wenn die zweite Amtsperiode, die im Februar 2022 beginnen würde, noch nicht unter Dach und Fach ist, hat Powell immer noch die günstigere Ausgangsposition. Dazu trägt neben der robusten Konjunktur nun vor allem das Vertrauensvotum seiner Vorgängerin Yellen bei, die 14 Jahre bei der Fed tätig war, zu Bidens engsten Vertrauten zählt und, falls die Entscheidung auf der Kippe stehen sollte, den Präsidenten überreden könnte, Powell weitere vier Jahre im Amt zu schenken. Für ihn spricht nicht zuletzt der Wunsch nach Kontinuität. Führende Ökonomen, von denen eine klare Mehrheit erwartet, dass der alte und neue Fed-Chef Jerome Powell heißen wird, glauben, dass jede andere Entscheidung Unruhen an den Märkten hervorrufen würde, die Biden um jeden Preis verhindern will.