SAP holt Airbus-CFO Asam als Nachfolger für Mucic
Von Gesche Wüpper, Paris, und
Sebastian Schmid, Frankfurt
Sie haben Airbus gemeinsam durch schweres Fahrwasser gesteuert, als die Luftfahrtindustrie nach Ausbruch der Covid-Pandemie die schlimmste Krise erlebte, seit es sie gibt. Doch nun verliert Konzernchef Guillaume Faury mit Finanzchef Dominik Asam eines seiner wichtigsten und bewährtesten Crew-Mitglieder. Der 53-Jährige wechselt per 7. März in gleicher Funktion zu SAP. Der Softwarekonzern hatte bereits im Frühjahr bekannt gegeben, dass sein bisheriger Finanzvorstand Luka Mucic Ende März 2023 gehen wird.
Mucic genießt bei den Investoren ein hohes Ansehen und galt lange als Stabilitätsanker in einem sich rasant verändernden SAP-Vorstand. Entsprechend überrascht war die Nachricht von dessen Abschied aufgenommen worden. Asam sei als gut ausgebildeter und erfahrener Manager im Bereich Global Finance und Technology „genau die richtige Besetzung“, um die Cloud-Transformation von SAP voranzutreiben, lobt Aufsichtsratschef Hasso Plattner den nächsten Finanzchef. Der aktuelle CFO Mucic habe ein starkes Fundament gelegt, auf dem Asam aufbauen werde. Obwohl nun ein Nachfolger gefunden ist, soll Mucic wie geplant bis Ende März im Vorstand bleiben und so eine geordnete Stabübergabe sicherstellen.
Airbus-Aktie verliert
Während bei SAP eine Baustelle beseitigt wird, tut sich bei Airbus eine frische auf. Das für Nominierungen zuständige Komitee des Verwaltungsrates muss nun unter Leitung von Amparo Moraleda einen geeigneten Nachfolger für Asam finden. Bei Airbus ist dies ein Posten, der traditionell mit einem deutschen Kandidaten besetzt wird. Investoren reagierten enttäuscht auf den Weggang Asams, der von ihnen auch wegen seiner ruhigen, pädagogischen Art geschätzt wird. Die Aktie des Luft- und Raumfahrtkonzerns gab am Mittwoch um knapp 2% nach, während die SAP-Aktie gut 1% fester notierte.
„Dominik ist ein ausgezeichneter Finanzchef“, sagte Airbus-Chef Faury. „Er war ein großartiger Wingman während der herausfordernden und unsicheren Zeiten der Covid-Pandemie, und er ist ein Pluspunkt für jedes Team.“ Asam sei eine Schlüsselfigur für die soliden Geschäftsergebnisse von Airbus gewesen, meint Faury. Der Konzern habe während Asams Amtszeit die schlimmste Krise der Luftfahrtindustrie durchlebt und sei aus ihr mit einer soliden Bilanz und einer trotz des starken Rückgangs der Auslieferungen robusten Margenentwicklung hervorgegangen, urteilt Analystin Chloe Lemarie von Jefferies. So habe die Marge 2021 nur 60 Basispunkte unter dem Vorkrisenniveau von 2019 gelegen, während die Auslieferungen von 863 im Vorkrisenjahr 2019 auf 611 im letzten Jahr eingebrochen seien. Dass Airbus den Weggang Asams so kurz vor seinen Kapitalmarkttagen am 22./ 23. September bekanntgebe, könne darauf hindeuten, dass dort keine großartigen Ankündigungen zu erwarten sind, meint Lemarie.
Asam hatte im April 2019 bei Airbus als Nachfolger des damaligen CFO Harald Wilhelm begonnen. Zuvor war der Maschinenbauingenieur, der seine Karriere nach dem Studium in München, Paris und Fontainebleau einst im Investment Banking bei Goldman Sachs begann, acht Jahre lang Finanzchef von Infineon. Hintergrund für den Wechsel zu SAP dürften auch private Beweggründe sein, meinen Kenner des Unternehmens. Der Familienvater hat Kinder im schulpflichtigen Alter und ist die vergangenen Jahre zwischen Toulouse und München gependelt.
Enger Kontakt bleibt
Er werde Airbus während seiner verbleibenden Amtszeit weiter unterstützen und zusammen mit dem Management für einen reibungslosen Übergang an der Spitze der Finanzabteilung sorgen, erklärte Asam. „Ich hoffe, dass ich mit Airbus in engem Kontakt bleiben werde, nachdem ich meine neue Rolle bei SAP übernommen habe – um die bereits starken Beziehungen zwischen den beiden Unternehmen noch mehr zu vertiefen.“ Airbus sei jetzt in einer besseren Wettbewerbsposition als früher, meint der scheidende Finanzchef. Allerdings hat der Luft- und Raumfahrtkonzern im ersten Halbjahr die Erwartungen verfehlt. Er verbuchte einen leichten Umsatzanstieg auf 24,8 Mrd. Euro, während das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 5% auf 2,6 Mrd. Euro nachgab. Konzernchef Faury musste wegen Problemen der Zulieferer bei der Vorlage der Halbjahreszahlen das Auslieferungsziel für dieses Jahr von 720 auf 700 Flugzeuge senken und die ursprünglich für Mitte 2023 geplante Hochfuhr der A320-Produktion um 15 auf 65 Maschinen pro Monat auf Anfang 2024 verschieben.