Von Daniel Zulauf, Zürich

Die Finanzen der UBS liegen künftig in Frauenhand. Die Schweizer Großbank hat gestern die Verpflichtung der Amerikanerin Sarah Youngwood als neue Finanzchefin bekanntgegeben. Die 51-jährige Managerin ist seit 25 Jahren für J.P. Morgan Chase tätig. Seit 2016 führt sie die Finanzen des Privatkundengeschäfts (Consumer & Community Banking), der umsatzmäßig größten Sparte der US-Großbank.

Youngwood werde Anfang März 2022 zur UBS stoßen und nach einer zweimonatigen Einführungsphase den derzeitigen Finanzchef Kirt Gardner ablösen. Der 61-jährige Amerikaner werde „neue Chancen außerhalb von UBS wahrnehmen“, heißt es in der Medienmitteilung.

Youngwoods Ernennung trägt die Handschrift von UBS-Chef Ralph Hamers. Der Niederländer war im November 2020 zu der größten Schweizer Bank gestoßen, um deren Digitalisierung stärker voranzubringen. Youngwood dürfte diesbezüglich ein für den Niederländer hilfreiches Wissen mitbringen. J.P. Morgan betreut laut Geschäftsbericht rund 63 Millionen Privatkunden. 80% der Kontoneueröffnungen erfolgen digital. Über 40 Millionen Kunden nutzen nach Angaben der Bank das Mobiltelefon für ihre Bankgeschäfte. Die von Youngwood mitverantwortete Geschäftssparte ist in puncto Gewinn deutlich kleiner als die Investment Bank. Dennoch erreicht die Sparte 15% Eigenkapitalverzinsung. Offensichtlich versteht es J.P. Morgan, im Retailgeschäft Größeneffekte zu nutzen und mit Hilfe der Digitalisierung produktiver zu werden.

Von 2012 bis 2016 leitete die gebürtige Französin die Investor-Relations-Abteilung von J.P. Morgan. Davor arbeitete sie 14 Jahre in Paris, London und New York für das Investment Banking der Bank. Youngwood wird die vierte Frau in der 12-köpfigen UBS-Konzernleitung sein. Die dreifache Mutter ist bei J.P. Morgan auch Leiterin des „Diversity & Inclusion Teams“ gewesen, das für eine gesunde Zusammensetzung des Personals sorgen soll. Die Managerin sitzt auch im Beirat von „Wall Street Women’s Alliance“, einer Lobbyorganisation weiblicher Wall-Street-Banker.

Wie Hamers seine neue Finanzchefin künftig einbinden und einsetzen will, wird sich zumindest teilweise am Kapitalmarkttag der UBS im Februar 2022 zeigen. Dann will der Niederländer den Schleier über seiner Digitalstrategie lüften.

Der scheidende Finanzchef Kirt Gardner ist seit Anfang 2016 in dieser Position für die UBS tätig. Sein Vorgänger war Tom Naratil, der seither in den USA das Vermögensverwaltungsgeschäft der UBS leitet. Gardner war 2013 von Citi­group zur UBS gestoßen und hatte zunächst die Verantwortung für die Finanzen des größten Geschäftsbereichs UBS Wealth Management.