Festnetzgesellschaft Fiber Cop

Schwierige Mission für Ferraris

Luigi Ferraris übernimmt als CEO bei Fiber Cop und steht vor großen Herausforderungen. Das Unternehmen wurde aus der Telecom Italia ausgegliedert und trägt nun erhebliche finanzielle Belastungen.

Schwierige Mission für Ferraris

Festnetzgesellschaft Fiber Cop

Bei Fiber Cop steht Ferraris vor einer schwierigen Mission

Der bisherige Chef der Staatseisenbahn wird erster CEO der neuen Netzgesellschaft Fiber Cop

bl Mailand
Von Gerhard Bläske, Mailand

Luigi Ferraris (62) hat schon in vielen Unternehmen gearbeitet, seit er seine berufliche Karriere nach einem Wirtschaftsstudium in Genua 1988 bei PriceWaterhouse startete. Der CEO-Posten bei der Festnetzgesellschaft Fiber Cop, den er zum 1. Juli übernommen hat, ist aber eine besondere Herausforderung. Denn „sein“ neues Unternehmen gehörte bisher zu Telecom Italia (TIM) und besteht im Wesentlichen aus dem Festnetz des früheren Monopolisten. Dessen Herauslösung ist beispiellos in Europa. Viele Experten haben erhebliche Zweifel, dass dieses Modell für Telecom Italia funktionieren kann.

Auch Ferraris’ Aufgabe ist nicht ganz einfach. Auf der Aktionärsseite hat er es mit einem Konsortium aus KKR, dem Staatsfonds Adia aus Abu Dhabi und der kanadischen CPP zu tun, das die Mehrheit hält. Der italienische Staat ist jedoch direkt mit einem Anteil von 20% und indirekt mit weiteren 10% über den Fonds F2i dabei und verfügt über ein Vetorecht.

Gewinn soll kräftig zulegen

Die neue Gesellschaft übernimmt 20.000 der 38.000 Beschäftigten von TIM und außerdem 14 Mrd. Euro der Schulden, die insgesamt 26 Mrd. Euro betragen. Der Umsatz dürfte 2024 bei etwa 4,1 Mrd. Euro liegen, das operative Ergebnis (Ebit) bei 435 Mill. Euro. Der Plan sieht einen Umsatzanstieg bis 2039 auf 4,6 Mrd. Euro und des Ebits auf 1,9 Mrd. Euro vor. Das Capex soll von zunächst 1,9 Mrd. Euro bis 2039 auf 357 Mill. Euro sinken.

Es war offenbar KKR, die Ferraris als CEO wollte. Denn der in Ligurien aufgewachsene, verheiratete Vater von zwei erwachsenen Kindern, der gern klassische Musik hört und die Berge liebt, hat Erfahrung mit schwierigen Unternehmen mit Staatsbeteiligung. Er war unter anderem CFO des Energieversorgers Enel und brachte deren Tochter Enel Green Power an die Börse. Er war CFO der Post und führte sie ebenfalls an den Aktienmarkt. Und er war Chef von Europas größtem Stromnetzbetreiber Terna. In den vergangenen drei Jahren stand Ferraris an der Spitze der Staatseisenbahn Ferrovie dello Stato: Dort war er unter anderem für einen ehrgeizigen Strategieplan verantwortlich, der bis 2030 Investitionen von 200 Mrd. Euro vorsieht, und trieb die Internationalisierung voran.

Glasfaserausbau vorantreiben

Bei der Fiber Cop sind die Herausforderungen nicht minder groß. Die Gesellschaft kassiert Mieteinnahmen von den Telekom-Unternehmen für die Nutzung des Netzes und anderer Dienstleistungen. Allein die Hälfte der Einnahmen kommt 2024 mit 2,1 Mrd. Euro von der ehemaligen Mutter TIM. Dieser Betrag steigt bis 2039 auf 4,6 Mrd. Euro.

Die Fiber Cop muss vor allem die Anbindung auch peripherer Regionen sowie die Installierung einer modernen Glasfaserinfrastruktur vorantreiben. Dafür erhält sie auch Mittel aus dem europäischen Wiederaufbauprogramm „Next Generation“. Ferraris soll außerdem den Zusammenschluss mit der Netzgesellschaft Open Fiber vorantreiben, an der die Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) mit 60% und Macquarie mit 40% beteiligt sind. Das ist ein Wunsch der Regierung, dürfte aber aus kartellrechtlichen Gründen schwierig zu realisieren sein. Hindernisse könnten auch vom TIM-Großaktionär Vivendi kommen: Die Franzosen halten den Verkaufspreis von 18,8 bis 22 Mrd. Euro für Fiber Cop für viel zu niedrig und wollen gerichtlich gegen die Veräußerung vorgehen.

Die Aufgabe ist also selbst für einen erfahrenen Manager eine große Herausforderung. Ferraris’ erste Aufgabe ist es jetzt, einen Strategieplan vorzulegen.

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