Snabe-Nachfolge spaltet Siemens-Aktionäre
Snabe-Nachfolge spaltet Siemens-Aktionäre
mic München
Die Siemens-Aktionäre haben Mark Schneider (59) mit einer Zustimmungsquote von 99,2% in den Aufsichtsrat gewählt. Seine Wahl ist jedoch in der gut siebenstündigen virtuellen Hauptversammlung auch auf Kritik gestoßen. Deka Investment stimme zwar seiner Wahl zu, sagte Portfoliomanager Ingo Speich. Mit Blick auf den heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Jim Hagemann Snabe (59) fügte er hinzu: „Wir stellen uns aber die Frage, wie Herr Schneider bis zu Ihrem Ausscheiden die notwendige Technologiekompetenz aufbauen will und ob er in der Lage ist, ein so bedeutendes Gremium wie den Siemens-Aufsichtsrat zu führen.“
Snabe hatte kommuniziert, dass Schneider 2027 den Vorsitz des Gremiums übernehmen soll. DWS und Amundi äußerten keine Kritik an der Entscheidung. Union Investment erklärte, sich über den prominenten Neuzugang im Aufsichtsrat zu freuen. Portfoliomanagerin Vera Diehl sagte: „Herr Schneider, arbeiten Sie sich gründlich ein, sorgen Sie für frischen Wind und neue Ideen und begleiten Sie Siemens auf dem Weg zur One Tech Company!“ DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt sagte, Schneider sei über jeden Zweifel erhaben.
„Interessiert an Technologie“
„Ich bin Betriebswirt“: So stellte Schneider sich in einem Video zu HV-Beginn den Aktionären vor. Er setzte jedoch mit Blick auf die absehbare Kritik hinzu, er habe sich über sein ganzes Berufsleben hinweg sehr für Technologie und die daraus entstehenden Möglichkeiten interessiert. Siemens sei ein führendes globales Unternehmen mit tiefen Wurzeln in Deutschland, mit engagierten und langfristig denkenden Mitarbeitenden, ausgeprägten Werten und einer starken Unternehmenskultur, sagte Schneider. Das gute Fundament gelte es zu wahren und weiterzuentwickeln: „Dazu würde ich gerne meinen Beitrag leisten.“
Snabe lässt Mandat verlängern
Snabe betonte, Schneider habe in seinen früheren Rollen als Vorstandsvorsitzender von Nestlé und Fresenius bewiesen, dass er Unternehmen erfolgreich neu ausrichten könne: „Ich bin überzeugt, dass er für den Aufsichtsrat von großem Wert sein wird.“ Ganz offensichtlich legt Siemens mit der voraussichtlichen Berufung von Schneider an die Aufsichtsratsspitze stärkeren Wert auf eine reibungslose Zusammenarbeit an der Unternehmensspitze als auf eine Technologie-Karriere.
Er wolle sein Mandat als Mitglied des Aufsichtsrats um zwei Jahre verlängern, damit er den Vorsitz für eine begrenzte Zeit fortführen und einen reibungslosen Übergang zum Nachfolger gewährleisten könne, sagte Snabe. Er erhielt eine Zustimmung von 93,4%. Deka-Investment-Vertreter Speich erklärte, man stimme gegen die Wiederwahl, weil Snabe seit mehr als zehn Jahren im Aufsichtsrat sei.
Die Aktionäre entschieden außerdem über die Wiederwahl von Lufthansa-Vorstandsmitglied Grazia Vittadini (55) mit 99,0% Zustimmung und Ex-Adidaschef Kasper Rørsted (62) mit 99,2%. Sie sollten für vier Jahre wiedergewählt werden. Außerdem wurde der ehemalige SAP-Finanzvorstand Werner Brandt (71), der den RWE-Aufsichtsrat leitet, mit 99,1% bis zur Hauptversammlung 2029 gewählt. Das Ziel laut Snabe: die zeitliche Staffelung der Amtszeiten zu verbessern: „Dies ist wichtig, da wir einen gleichzeitigen Wechsel des Aufsichtsratsvorsitzenden und des Vorsitzenden des Prüfungsausschusses vermeiden möchten.“