Förderbank Cassa Depositi e Prestiti

Streit um Frauenquote, aber Scannapieco bleibt CEO

Die offizielle Ernennung steht wegen des Streits um die Erfüllung der Frauenquote noch aus, aber an der Bestätigung Dario Scannapiecos als CEO der Cassa Depositi e Prestiti (CDP) besteht kein Zweifel.

Streit um Frauenquote, aber Scannapieco bleibt CEO

Dario Scannapieco

Scannapieco bleibt CEO der Förderbank CDP

Die offizielle Bestätigung des Draghi-Vertrauten lässt jedoch noch auf sich warten

bl Mailand

Eigentlich sollte die Verlängerung des Mandats von Dario Scannapieco (56) als CEO der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) seit Wochen auch offiziell unter Dach und Fach sein. Doch der Streit innerhalb der Regierung um die Besetzung des künftigen Verwaltungsrats hat dies verhindert. Im fünften Versuch hat es endlich geklappt. Dafür mussten die Statuten geändert und der Verwaltungsrat vergrößert werden damit alle platz haben: Genug Frauen und die von den drei Parteien gewünschten männlichen Kandidaten.

Meloni hält viel von Scannapieco

Scannapieco darf ebenso weitermachen wie Chairman Giovanni Gorno Tempini, den der Minderheitsaktionär, die Fondazioni, längst ernannt hat. Regierungschefin Giorgia Meloni hält viel von Scannapieco. Sie soll ihm, wie angeblich auch ihr Vorgänger Mario Draghi, sogar schon den Posten des Wirtschafts- und Finanzministers angeboten haben. Doch der gebürtige Römer lehnte 2022 ab.

Es war Draghi, der Scannapieco nach dessen Wirtschaftsstudium an der römischen Universität Luiss, einem MBA in Harvard sowie einer Station bei Telecom Italia einst ins Finanzministerium holte. Der spätere EZB-Chef und Premier war damals Generaldirektor im Ministerium. Scannapieco beschäftigte sich mit Privatisierungen. Unter Finanzminister Carlo Azeglio Ciampi wurde er Generaldirektor im Finanzministerium. Es folgten viele Jahre (2007 bis 2011) als Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank EIB.

Verlängerter Arm Roms

Unter dem CEO Scannapieco setzte die zu 87% staatliche CDP die Ausweitung ihres Einflusses in der Wirtschaft fort. Das oft als verlängerter finanzieller Arm Roms bezeichnete Institut erwarb teilweise schon unter seinem Vorgänger Fabrizio Palermo oder noch früher zusätzlich zu „historischen“ Beteiligungen etwa an der Post, am Werftenkonzern Fincantieri, dem Mineralölkonzern ENI oder Italgas weitere Anteile: An der Telecom Italia, an der Mehrländerbörse Euronext, am Glasfaserunternehmen Open Fiber, am Zahlungsdienstleister Nexi und an den Autostrade per l`Italia. Die CDP ist der größte Einzelinvestor an der Mailänder Börse. Einen Teil der Beteiligungen hält sie über Tochtergesellschaften wie CDP Reti, CDP Venture Capital, CDP Equity oder den Fonds Fondo Italiano d`Investimento.

Darüber hinaus finanziert das Institut Start-ups, Infrastrukturprojekte oder beteiligt sich an der Exportfinanzierung. Die Refinanzierung erfolgt über die Spareinlagen der Italiener bei der Post von rund 300 Mrd. Euro.

Immer mehr Aufgaben

Unabhängig von ihrer politischen Couleur haben die italienischen Regierungen in den letzten Jahren immer neue Aufgaben an das Institut übertragen. Obwohl es sich nicht an Unternehmen beteiligen darf, die rote Zahlen schreiben, beteiligt sich die Staatsbank auch an teilweise riskanten Rettungsaktionen für Unternehmen in der Krise – wie etwa Saipem.

Unter Scannapieco werden zwischen 2022 und 2024 insgesamt 128 Mrd. Euro investiert, darunter 65 Mrd. Euro aus eigenen Mitteln. Der Gewinn ist unter seiner Domäne deutlich auf zuletzt 3 Mrd. Euro gestiegen. Ein neuer Strategieplan dürfte längst in Vorbereitung sein. Dabei sind auch Korrekturen wahrscheinlich, denn die 35%ige Beteiligung der chinesischen State Grid Corporation of China an der als strategisch betrachteten Netzgesellschaft CDP Reti erscheint im Lichte der jüngsten geopolitischen Entwicklung nicht mehr opportun. Nachdem der alte und neue CEO nun im Amt bestätigt wurden, kann er sich nun auch an einen neuen Plan machen.

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