Präsidentschaftswahl

Südkoreas neuer Präsident Yoon setzt auf den Markt

Es ist die Krönung eines meteoritenhaften Aufstiegs – und löst Unbehagen in Peking aus: Der frühere oberste Staatsanwalt Yoon Suk-yeol wird neuer Präsident Südkoreas.

Südkoreas neuer Präsident Yoon setzt auf den Markt

Von Martin Fritz, Tokio, und

Norbert Hellmann, Schanghai

Der Spitzenkandidat der konservativen Oppositionspartei People Power Party (PPP), Yoon Suk-yeol, ist zum neuen Präsidenten von Südkorea gewählt worden. Der 61-Jährige setzte sich äußert knapp gegen Lee Jae-myung als Kandidat der liberalen Regierungspartei Minju durch. Damit krönt Yoon seinen meteoritenhaften Aufstieg: Erst vor einem Jahr war er als oberster Staatsanwalt zurückgetreten. Vier Monate später registrierte er sich als Unabhängiger für die Präsidentenwahl, bald darauf kürte ihn die PPP zu ihrem Vertreter. Nun wird Yoon im Mai ins Blaue Haus, den Präsidentenpalast von Seoul, einziehen.

Außenpolitisch will er die Allianz mit den USA stärken und härter gegen Nordkorea vorgehen. Wirtschaftspolitisch setzt er auf mehr Marktwirtschaft. „Wir erwarten eine etwas geringere fiskalische Expansion und eine etwas weniger restriktive Geldpolitik“, kommentierten die koreanischen Analysten von Goldman Sachs. Damit würde sich ein Trend beschleunigen, der sich bereits unter dem aktuellen Amtsinhaber Moon abzeichnete.

Konkret hat der designierte Präsident versprochen, 2,5 Millionen neue Wohnungen für 12,1 Bill. Won (8,9 Mrd. Euro) zu bauen, um die hohen Immobilienpreise zu drücken. Davon sollen 300000 Einheiten an junge Leute zwischen 20 und 40 unter Marktwert abgegeben und nach fünf Jahren mit einer Marge von bis zu 70% vom Staat zurückgekauft werden. Eine Deregulierung des Arbeitsmarktes soll neue Jobs schaffen. Zudem gibt es Anreize für Investitionen in Start-ups.

Auch die geplante außenpolitische Neuorientierung zugunsten der USA hätte ökonomische Auswirkungen. Denn Yoon gäbe die Politik von Moon auf, auf einem schmalen Grat zwischen den USA und dem wichtigsten Handelspartner China zu wandeln. „Im Grundton verspricht Yoon eine Abkehr von der strategischen Ambiguität im Austausch für mehr Prinzipienorientierung“, erläutert Thomas Yoshimura, Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung in Seoul.

Im Wahlkampf deutete Yoon an, enger mit der Quad-Sicherheitsallianz von USA, Australien, Indien und Japan zusammenzuarbeiten. Im Gegenzug wünscht er sich eine intensivere Kooperation mit den USA bei der Stärkung der Lieferketten, bei Halbleitern und Batterien sowie in der Raumfahrt und Cybersicherheit. Allein bei dieser Positionierung sind bereits latente Konflikte mit dem großen Nachbarn China vorprogrammiert. Die Pekinger Regierung will sich schließlich im Elektronikbereich und anderer Hochtechnologie unabhängiger vom Ausland machen, was die Geschäftschancen von südkoreanischen Unternehmen in China einschränkt.

Ärgernis für Peking

In Peking wird der knappe Wahlausgang zugunsten von Yoon mit einigem Unbehagen registriert. Man darf nun gespannt sein, ob China nach der sichtlichen Détente im Umgang mit der Regierung von Moon nun wieder auf einen aggressiveren diplomatischen Kurs um­schwenkt. Der Zeitpunkt des Machtwechsels in Seoul kommt aus chinesischer Sicht ungelegen, und zwar sowohl was das Beziehungsgeflecht mit dem zuletzt wieder auf provokante Tests von Langstreckenraketen und Nuklearwaffen setzenden Nordkorea angeht als auch den Kollisionskurs mit den USA im Asien-Pazifik-Raum. Allein eine gefühlte Hinwendung Südkoreas zu den USA oder gar verstärkte militärische Kooperation würde die vom Ukraine-Krieg ausgelöste Isolationsgefahr Chinas in der Region verschärfen.

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