Stellantis

Tavares will bei der Elektrifizierung Gas geben

Stellantis-Chef Tavares war einst skeptisch gegenüber der Elektrifizierung eingestellt. Doch nun will der pragmatische Manager dabei Gas geben. Dabei deutet sich eine Reduzierung der Plattformen an.

Tavares will bei der Elektrifizierung Gas geben

Er gilt als pragmatisch, asketisch und extrem anspruchsvoll. Nachdem er bereits erfolgreich den französischen Automobilkonzern PSA und den danach übernommenen deutschen Autobauer Opel saniert hat, will Carlos Tavares nun bei Stellantis Gas geben und den Konzern unter Strom setzen. Obwohl er sich lange skeptisch gegenüber der Elektrifizierung zeigte, versprach der aus einer frankophilen Familie in Lissabon stammende Manager auf der ersten Hauptversammlung der aus der Fusion von PSA und Fiat Chrysler (FCA) entstandenen Gruppe, die Umstellung auf Autos mit elektrischen Antrieben in den nächsten Jahren zu beschleunigen. Der Anteil von E-Autos und Hybridmodellen, so sein Ziel, soll bis 2025 von 14% in diesem Jahr auf 38% steigen, 2030 dann auf 70%.

Dabei will der 62-Jährige, der an der Ingenieurshochschule École Centrale in Paris studierte, für die 14 Marken von Stellantis vier elektrische Bauplattformen verschiedener Größenklassen einsetzen. Damit zeichnet sich bereits eine deutliche Reduzierung der Plattformen ab, denn derzeit kommt der fusionierte Konzern auf 23. Die Plattformen reduzieren war bereits das Leitmotiv von Tavares, als er Ende 2013 bei dem damals nur knapp an der Pleite vorbeigeschrammten PSA-Konzern begann. Dieses Rezept dürfte er auch bei den italienischen Werken anwenden, die FCA mit in die Ehe eingebracht hat. Sie gelten als sehr niedrig ausgelastet. Tavares wollte deshalb am Donnerstag mit den italienischen Gewerkschaften sprechen. Den Manager, der im Vergleich zu seinem früheren Chef Carlos Ghosn zunächst etwas blass wirkte, erwartet dabei keine einfache Aufgabe. Da die Furcht vor drohenden Einschnitten in Italien groß ist, droht er bei der Belegschaft auf Ablehnung zu stoßen.

Doch Tavares gibt nicht so schnell auf. Durchhaltevermögen und Konzentration sind zwei Fähigkeiten, die er bei seinem Hobby gelernt hat. So hat der Vater von drei Töchtern zumindest vor der Covid-Pandemie viele Wochenenden damit verbracht, Oldtimer-Rallyes und Rennen zu fahren. In seinem Haus in Rambouillet bei Paris hat Tavares dafür eigenhändig einen Peugeot 104 ZS 2 restauriert, eine Modellvariante, die 1979 in einer limitierten Edition von 1000 Exemplaren auf den Markt kam.

Das habe der Familie Peugeot einige Sorgen bereitet, als Tavares seinerzeit zu PSA geholt wurde, berichtete das Wirtschaftsmagazin „Challenges“. Doch das riskante Hobby sei für ihn nicht verhandelbar gewesen. Autorennen und Rallyes seien eine gute Schule, um Kaltblütigkeit und Teamgeist zu lernen, meint der dem früheren portugiesischen Premierminister José Socrates nahestehende Manager. Es gebe eine totale Analogie zwischen dem Sport und dem Unternehmen.