Zurück in der Top Ten der reichsten Franzosen

Telekom-Milliardär Niel kämpft an allen Fronten

Telekomanbieter bilden den Sockel für Xavier Niels inzwischen breit gefächertes Imperium. Nur bei Millicom stößt er derzeit auf Granit.

Telekom-Milliardär Niel kämpft an allen Fronten

Telekom-Milliardär Xavier Niel kämpft an allen Fronten

Von Gesche Wüpper, Paris

Als Kind habe er davon geträumt, viel Geld zu verdienen, gab er einmal in einer Fernsehsendung zu. Er wisse nicht, ob das ein gesunder oder normaler Traum sei. Eine Antwort darauf hat Xavier Niel zwar noch immer nicht gefunden. Dafür hat er seinen Kindheitstraum verwirklicht. Denn das einstige Enfant Terrible der Pariser Wirtschaftsszene hat sich mittlerweile durch Zukäufe nicht nur in der Telekombranche ein kleines Imperium aufgebaut. Auch ist er in diesem Jahr mit einem auf 22,1 Mrd. Euro geschätzten Vermögen in die Top Ten auf der von dem Wirtschaftsmagazin „Challenges“ veröffentlichten Rangliste der reichsten Franzosen zurückgekehrt.

Nur bei Millicom stößt der Schwiegersohn von LVMH-Chef Bernard Arnault derzeit auf Granit. Niel möchte den in Lateinamerika mit der Marke Tigo vertretenen, in Luxemburg beheimateten Telekomanbieter gerne komplett übernehmen. Doch ein unabhängiges Komitee des Millicom-Verwaltungsrates lehnte das Angebot erneut als zu niedrig ab, obwohl Niels Investmentfirma Atlas Investissement es Anfang August von 24 auf 25,75 Dollar je Aktie aufgestockt hatte. Dadurch wird der in New York und in Schweden gelistete Telekomanbieter laut Atlas mit 4,4 Mrd. Dollar bewertet. Das Angebot endete am 16. August. Atlas hielt bereits vor der Offerte 29% des Millicom-Kapitals.

Telekomanbieter als Sockel

Niels Vorgehen habe etwas von Vincent Bolloré, meint der frühere Orange-Chef Stéphane Richard. Denn wie der Vivendi-Großaktionär erwirbt der Iliad-Gründer oft erst eine kleine Beteiligung und stockt dann weiter auf. In diesem Jahr ist Niel vor allem im Ausland auf Einkaufstour gegangen. So hat seine Holding NJJ im Januar die Übernahme des ukrainischen Mobilfunkanbieters Lifecell für 500 Mill. Dollar angekündigt. Danach hat Freya, ein Investmentvehikel von NJJ und Iliad, Ende Februar eine Beteiligung von fast 20% an Tele2 aus Schweden erworben.

Niel, der am 25. August 57 Jahre alt wird, besitzt inzwischen Beteiligungen an 13 Telekomanbietern. Sie bilden den Grundstein seines Imperiums, zu dem auch Medien, Start-ups, Immobilien und Bildungseinrichtungen gehören. Mal hält er das gesamte Kapital, mal nur wie bei Vodafone einen kleinen Anteil. Vor Millicom hatte sich der Manager bereits an Vodafone Italia die Zähne ausgebissen. Der italienische Anbieter hatte sein Angebot zu Beginn des Jahres abgelehnt, nachdem er Niel zuvor bereits 2022 hatte abblitzen lassen.

Niel setzt auf Startups und KI

Es ist jedoch das Engagement in der Medienbranche, das Niel nach Ansehen von Beobachtern aus Augen des Pariser Establishments achtbar gemacht hat. Denn davor haftete dem Autodidakten auch ein wenig Ruchhaftes an, da er noch als Schüler mit dem sogenannten Minitel Rose, erotischen Diensten bei Frankreichs Internetvorgänger, den Grundstein für sein Vermögen gelegt hatte. Später investierte er in Peep-Shows, weshalb er 2004 der Zuhälterei verdächtigt und sogar zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt wurde.

Das Interesse Niels gilt nun längst anderen Bereichen. So spielen Start-ups und Künstliche Intelligenz (KI) für ihn inzwischen eine der Hauptrollen. Der einflussreiche Geschäftsmann hat nicht nur die Station F, den weltweit größten Start-up-Campus, in Paris gegründet. Sein 2010 lancierter Investmentfonds Kima Ventures hat mittlerweile in mehr als 1.300 junge Unternehmen investiert. Dazu gehört auch Mistral AI, Europas KI-Hoffnungsträger. Kima-Chef Jean de la Rochebrochant sieht Niels Stärke in seiner großen Effizienz. Niel beantworte alle Mails von Jungunternehmen ausnahmslos, erklärt er.

Älteste Kinder stehen in den Startlöchern

Die Begeisterung für Start-ups teilt auch Niels zweitältester Sohn John. Der 22-Jährige hat schon selber welche lanciert und berät inzwischen sogar seinen Vater bei entsprechenden Investitionen. Sein ein Jahr älterer Bruder Jules begeistert sich dagegen für die Telekombranche und arbeitet für die Holding NJJ. Niels älteste Kinder stammen aus seiner früheren Verbindung mit Catherine Samama. Mit Delphine Arnault, der Tochter des LVMH-Chefs, hat Niel zwei weitere Kinder: die elfjährige Elisa und Joseph, 7.

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