Tom Blades 65
hek
Mit dem Rückzug von der Bilfinger-Vorstandsspitze ist es ruhig geworden um Tom Blades. Eine Anfrage zu seinen aktuellen Aktivitäten und Zukunftsplänen läuft ins Leere. Über eine Kontaktperson lässt der Manager ausrichten, dass er keine Angaben machen möchte. Bei der Bilfinger-Pressestelle verweist man darauf, dass Blades nicht mehr Mitarbeiter des Unternehmens sei und man somit keine Auskünfte gebe. Beim Familienkonzern Voith ist Blades aber weiter an Bord. Die Technologiegruppe hatte ihn mit Wirkung zum 9. Dezember 2020 in den Gesellschafterausschuss bestellt. An diesem Freitag feiert er seinen 65. Geburtstag.
Bei Bilfinger war Blades im vergangenen Januar Knall auf Fall mit sofortiger Wirkung abgetreten. Nach einer intensiven beruflichen Laufbahn wolle er sich stärker auf Familie und Privatleben konzentrieren, schrieb er den Mitarbeitern damals. Der Mannheimer Industriedienstleister machte in seiner offiziellen Mitteilung geltend, dass der CEO seinen Vertrag aus persönlichen Gründen und vor dem Hintergrund des Erreichens des 65. Lebensjahres nicht über den 30. Juni 2021 hinaus verlängern wolle und daher sein Mandat niederlege. Für Außenstehende kam der Rücktritt völlig überraschend. Sie brachten den überstürzt wirkenden Abschied mit einem möglichen Eigentümerwechsel in Verbindung, zu dem es allerdings bisher nicht gekommen ist.
Die Suche nach einem Nachfolger zieht sich hin. Bis heute hat der Konzern keinen neuen festen Vorstandschef präsentiert. Derweil leitet Finanzchefin Christina Johansson als Interim-CEO das Unternehmen. Sie habe sich darauf eingerichtet, den größten Teil des laufenden Jahres oder sogar das ganze Jahr die Doppelrolle auszuüben, sagte sie im Juli im Interview der Börsen-Zeitung.
Der von Eckhard Cordes angeführte Aufsichtsrat hatte Blades, der sportive Interessen wie Laufen, Triathlon und Kitesurfen hegt und als Globetrotter gilt, 2016 vom Gasekonzern Linde zu Bilfinger geholt. Cordes vertritt den aktivistischen Aktionär Cevian, der ein Viertel der Aktien hält. Blades trat als Hoffnungsträger an, der einen Neustart des geschwächten einstigen Baukonzerns auf den Weg bringen sollte. Er leitete einen tiefgreifenden Umbau ein, trennte sich von verlustbringenden Gesellschaften, räumte weitere Altlasten ab und führte ein umfangreiches Compliance-System ein. Die Börsenperformance blieb allerdings enttäuschend. Beim Abgang von Blades war das Unternehmen etwa so viel wert wie bei seinem Antritt.
Beruflich geprägt haben den studierten Elektroingenieur, der Sportsgeist und Durchhaltevermögen zeigt, die vielen Jahre beim US-Ölfeldausrüster Schlumberger, für den er ab 1978 arbeitete und der als Talentschmiede für Führungskräfte gilt. Nach weiteren Stationen kam der in Hamburg geborene britische Staatsbürger, der fließend Deutsch spricht, 2009 zu Siemens, wo er als CEO die Oil & Gas Division in Duisburg und Abu Dhabi leitete. 2012 wechselte er in den Linde-Vorstand, verantwortlich für Amerika, das globale Healthcare-Geschäft und den Betrieb der Linde-Anlagen.