Streit um neue Komitees

Top-Investmentbanker drohen Goldman-Spitze mit Abgang

Hochrangige Investmentbanker von Goldman Sachs sollen sich im Auswahlprozess für neue Führungsgremien übergangen fühlen. Nun droht dem Geldhaus eine Fortsetzung des Exodus von Spitzenmanagern.

Top-Investmentbanker drohen Goldman-Spitze mit Abgang

Top-Investmentbanker drohen Goldman mit Abgang

Von Alex Wehnert, New York

Ein Streit um neue Führungskomitees bei Goldman Sachs eskaliert. So drohen zwei Spitzen-Dealmaker nun offenbar, das New Yorker Geldhaus zu verlassen, nachdem sie nicht für einen von CEO David Solomon geschaffenen Investment-Banking-Ausschuss berücksichtigt wurden. Nach Berichten der "Financial Times" unter Berufung auf Insider soll es sich um den für globale Fusionen und Übernahmen mitverantwortlichen Mark Sorrell sowie Gonzalo Garcia, den Co-Chef des europäischen Investment Bankings, handeln.

Auswahl von Ausschussmitgliedern sorgt für Affront

Solomon setzte das Dealmaker-Komitee, das wohl zum Stein des Anstoßes wurde, ebenso wie einen weiteren Ausschuss für Trader im laufenden Jahr unterhalb des Vorstands ein. Ziel ist es, eine neue Riege an Führungskräften zu etablieren sowie Entscheidungsprozesse effizienter zu machen. Bisher soll die Auswahl der Mitglieder intern aber vor allem für Unfrieden gesorgt haben. Im Investment-Banking-Komitee sind beispielsweise weder führende Aktien-Underwriter noch Manager aus dem Immobiliengeschäft vertreten.

Zu dem runden Dutzend an Mitgliedern zählen die für das Geschäft mit Tech-Unternehmen verantwortliche Kim Posnett und der Private-Equity-Spezialist Pete Lyon. Mit dabei sind aber auch Stephan Feldgoise und Anthony Gutman – was die abwanderungswilligen Sorrell und Garcia als Affront aufgefasst haben dürften, handelt es sich bei den beiden Managern doch um ihre Co-Abteilungsleiter.

Beschleunigter Exodus von Führungskräften

Sollten die vor den Kopf gestoßenen Dealmaker Goldman tatsächlich verlassen, würde sich damit ein Exodus von Führungskräften unter dem seit 2018 amtierenden CEO Solomon beschleunigen. Im vergangenen Juli wechselte Julian Salisbury, der Chief Investment Officer der Vermögensverwaltung, zur Anlagegesellschaft Sixth Street. Sowohl Alternatives-Co-Leiter Mike Koester als auch der leitende Rohstoffanalyst Jeff Currie verabschiedeten sich, die für ihre hervorragenden Kontakte zu Staatsfonds bekannte Dina Powell McCormick schloss sich der Merchant Bank BDT & MSD Partners an.

Im Januar gab zudem der bisherige Co-Chef der Sparte Global Banking and Markets, Jim Esposito, nach 29 Jahren seinen Ausstieg aus dem operativen Geschäft bekannt. Ihm wurden Ambitionen auf Spitzenposten innerhalb der Bank nachgesagt. Sein Rückzug erfolgte angeblich, nachdem er seine Chancen auf einen Aufstieg schwinden sah: Solomon soll gegenüber anderen Spitzenkräften geäußert haben, keine Pläne für einen Abgang zu hegen – und Präsident John Waldron sitzt ebenfalls fest im Sattel.

Spitzenmanagerin Hammack geht wohl

Immerhin bleibt Esposito Goldman wohl als Verwaltungsratsmitglied erhalten. Über die weiteren Pläne von Beth Hammack ist indes noch nichts bekannt: Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete in der laufenden Woche, dass die für alle Kapitalmarktaktivitäten der Bank zuständige Chefin der Global Financing Group nach mehr als drei Jahrzehnten ihren Abschied plant. Zuletzt galt sie noch als Kandidatin für den derzeit von Denis Coleman bekleideten CFO-Posten.

CEO David Solomon erhält bei Goldman nach einem harten Jahr eine um 24% höhere Vergütung. picture-alliance/Jack Gruber-USA TODAY

Für Goldman kommen die Abgänge und die resultierende Unruhe zur Unzeit – ist das Geldhaus doch im Begriff, sich von einer Kapitalmarktflaute und einem verlustreichen Ausflug ins Consumer Banking zu erholen. Nachdem die Bank ein herausforderndes Jahr 2023 mit einem überraschenden Gewinnsprung im vierten Quartal versöhnlich abschloss, erhöhte der Verwaltungsrat die Vergütung von CEO Solomon um 24% auf 31 Mill. Dollar. Auch dies dürfte laut Beobachtern zur Unzufriedenheit unter Mitarbeitern beigetragen haben, nachdem die Boni in der Gesamtbranche gemäß der Beratungsfirma Johnson Associates zuletzt um bis zu 25% eingebrochen waren.