Top-Ökonomin Bartsch verlässt Blackrock
Von Mark Schrörs, Frankfurt
Top-Ökonomin Elga Bartsch verlässt im Sommer den weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Das hat Jean Boivin, Head of the BlackRock Investment Institute, in einer internen Nachricht an BlackRocks EMEA Executive Committee mitgeteilt. Bartsch leitet aktuell das Volkswirtschafts- und Kapitalmarktresearch im Blackrock Investment Institute, dem Thinktank des Vermögensverwalters. Laut der Mitteilung wird sich die 55-Jährige erst einmal eine Auszeit nehmen.
„Wohlverdiente Auszeit“
Bartsch gehört zu den bekanntesten Ökonominnen im deutschsprachigen Raum und genießt international einen exzellenten Ruf – insbesondere in Notenbankkreisen und geldpolitischen Zirkeln. In den vergangenen Jahren ist sie auch mehrfach als Kandidatin gehandelt worden, wenn es um Spitzenposten bei der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Bundesbank ging. Auch in der Debatte über die Nachfolge von Ex-Bundesbankpräsident Jens Weidmann fiel ihr Name. Weidmann ist Ende 2021 vorzeitig ausgeschieden, sein Nachfolger wurde Anfang dieses Jahres Joachim Nagel.
Bartsch habe sich „nach fast 25 Jahren erfolgreicher Karriere im Finanzsektor entschlossen, eine wohlverdiente Auszeit zu nehmen“, heißt es in der Mitteilung von Boivin. Sie werde das Unternehmen in diesem Sommer verlassen, „um sich mehr Zeit für ihre anderen Leidenschaften zu nehmen“. Boivin lobte Bartschs Arbeit. Nicht zuletzt in der Corona-Pandemie sei sie eine „wichtige Stimme“ für das Unternehmen und die Kunden gewesen.
Im August 2018 hatte Bartsch bei Blackrock angeheuert. Zuvor war sie knapp 21 Jahre bei Morgan Stanley tätig, als Global Co-Head of Economics und Chefökonomin in London. Ihre Berufslaufbahn begonnen hatte Bartsch, die in Hannover, London und Kiel studiert und dann promoviert hat, als Forschungsassistentin im Kieler Institut für Weltwirtschaft.
Das Blackrock Investment Institute verbindet die Portfoliomanager von Blackrock miteinander und erstellt und veröffentlicht Wirtschafts- und Kapitalmarktanalysen. Zum Führungs- und Beraterkreis gehören eine ganze Reihe früherer Top-Notenbanker. Vice Chairman von Blackrock ist der frühere schweizerische Notenbankpräsident Philipp Hildebrand. Unter anderem mit Hildebrand und dem langjährigen Berater Stanley Fischer, Ex-Vizechef der Fed, hat Bartsch in den vergangenen Jahren mehrfach Papiere veröffentlicht.
Für einiges Aufsehen unter Notenbankern und Ökonomen sorgte unter anderem im Jahr 2019 ein Papier, in dem Bartsch zusammen mit Fischer, Hildebrand und Boivin für eine enge Koordinierung von Fiskal- und Geldpolitik im Fall eines schweren Konjunktureinbruchs oder einer neuen Krise plädierten. Der Vorschlag, den Bartsch und Hildebrand seinerzeit auch in einem Gastbeitrag in der Börsen-Zeitung detailliert erläuterten, sah eine enge Koordinierung über eine Sonderfazilität zur Finanzierung von Fiskalausgaben vor: „Eine direkte Intervention der Zentralbanken in Form einer Sonderfazilität würde neues Geld auf den Konten öffentlicher oder privater Haushalte schaffen“, schrieben sie damals. Als Gefahr für die Unabhängigkeit der Notenbanken sahen sie das nicht. In der Corona-Pandemie kam es ab März 2020 zu einer wohl beispiellos engen Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Notenbanken.