Thomas Hasler

Traumstart für den Sika-Chef

Thomas Hasler ist kein Mann der großen Worte. Solche bemühte der Sika-Chef auch am Donnerstag nicht, als er auf einer Analysten- und Medienkonferenz in Zürich die mit Abstand größte Akquisition in der über 100-jährigen Geschichte des...

Traumstart für den Sika-Chef

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Thomas Hasler ist kein Mann der großen Worte. Solche bemühte der Sika-Chef auch am Donnerstag nicht, als er auf einer Analysten- und Medienkonferenz in Zürich die mit Abstand größte Akquisition in der über 100-jährigen Geschichte des Bauchemiekonzerns verkündete. Für 5,5 Mrd. sfr übernimmt Sika von der Private-Equity-Gruppe Lone Star die frühere Bauchemiesparte von BASF.

Hasler hätte bei der Verkündung der Transaktion leicht mit ein paar eindrücklichen Zahlen glänzen können: Zum Beispiel befördert der Einkauf das Schweizer Traditionsunternehmen gerade auf die nächsthöhere Stufe der Börsenhierarchie. Nach dem Sprung des Aktienkurses um 10% auf 355 sfr beläuft sich die Marktkapitalisierung von Sika inzwischen auf ziemlich genau 50 Mrd. sfr. Das sind nicht nur 20 Mrd. sfr mehr als das, was der weltgrößte Zementkonzern Holcim unter Führung von Haslers Vorvorgänger Jan Jenisch auf die Waage bringt. Vor allem sind es umgerechnet auch gut 15 Mrd. sfr mehr als der Marktwert des französischen Baustoffkonzerns Saint-Gobain, der vor fünf Jahren mit versucht hatte, mit Hilfe eines Hinterzimmerdeals mit den Sika-Erben die Kontrolle über den schnell wachsenden Mitbewerber an sich zu reißen.

Solche Vergleiche stellt Hasler (wenigstens in der Öffentlichkeit) keine an. Stattdessen sagt er, Demut sei ein wesentliches Element der Sika-Kultur, genauso wie das dezentrale Führungsmodell. „Die Basis verdient so viel Macht wie nur möglich“, findet der 56-jährige Schweizer, der darin nicht zufällig eine Parallele zur politischen und gesellschaftlichen Organisation seines Landes sieht.

Vom Perfektionismus, der den Eidgenossen bisweilen ebenfalls als typische Eigenschaft nachgesagt wird, hält Hasler aber weniger. Dieses Bekenntnis aus dem Mund eines gelernten Chemikers, der in seinen 32 Jahren bei Sika auch schon die Forschung geleitet hat, mag erstaunen. Doch Hasler sagt: „Geschäftserfolg erfordert den Mut zu einer gewissen Unschärfe.“ Dass dieses Quantum Ungenauigkeit eine Tugend sein könne, habe er in seiner fünfjährigen Zeit in den USA aus nächster Nähe erfahren.

Sika hat sich auf die Fahne geschrieben, mit ihren Produkten die Klimaverträglichkeit der Bauindus­trie zu verbessern. Betonzusätze, Klebstoffe, Isolationsmaterialien und Hochleistungskunststoffe, das alles soll die Nutzbarkeit von Gebäuden und Infrastrukturanlagen verlängern und so den Ressourcenverbrauch schonen. Gleichzeitig räumt Hasler ein: In einem modernen Gebäude steckt deutlich mehr Chemie als in einem alten. Der Manager weiß um den schlechten Ruf der Chemie. Dieser sei dem Einsatz von Lösungsmitteln und anderen billigen Zusatzstoffen geschuldet, die früher auch im Bau nicht zu knapp eingesetzt worden seien. Umweltschädliche Produktionsprozesse und der Verkauf von gesundheitsgefährdenden Produkten bergen naturgemäß erhebliche Haftungsrisiken.

Auch darauf habe man MBCC genau durchleuchtet. Ein schlechter oder unsicherer Befund könne in der heutigen Zeit laufend steigender Schadenersatzklagen schnell zum Dealbreaker werden, betont Hasler, der offenbar auch genau zu wissen scheint, wo die Grenzen der zulässigen Unschärfe im Geschäft liegen. Dem Sika-Chef ist ein perfekter Start in die neue Phase seiner Karriere geglückt und er scheint fest daran zu glauben, dass es trotz der vielen Unsicherheiten im globalen Konjunkturumfeld weiter nach oben geht.