Schweizer Großbank

Ulrich Körner muss es jetzt richten bei der Credit Suisse

Ulrich Körner wird am 1. August Group CEO der Credit Suisse als Nachfolger von Thomas Gottstein. Er muss bei der tief in den roten Zahlen steckenden Bank den Turnaround schaffen.

Ulrich Körner muss es jetzt richten bei der Credit Suisse

Von Thomas List, Frankfurt

Ulrich Körner muss es jetzt richten bei der Credit Suisse. Der 59-jährige gebürtige Deutsche, der auch einen Schweizer Pass hat, ist vermutlich die letzte Hoffnung, dass es die renommierte Großbank nach 166 Jahren wieder in eine hoffnungsvolle – und weiterhin eigenständige – Zukunft schaffen kann.

Glaubt man Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann, der ihn gestern als Nachfolger des glücklosen Thomas Gottstein vorstellte, so hat Körner die besten Voraussetzungen, den Turnaround umzusetzen: Er sei stark im strategischen Denken, verfüge über ausgewiesene analytische Fähigkeiten und nachweislich über Erfahrung bei Unternehmenstransformationen. Außerdem sei er ein „Executor“, also jemand, der die Dinge auch umsetzen könne. „Ueli kombiniert all das“, so Lehmann schon fast enthusiastisch.

Die Grundlagen dafür sind gelegt. Körner hat an der Universität St. Gallen (HSG) 1988 als Volkswirt abgeschlossen und dort fünf Jahre später promoviert. Über Stationen bei Pricewaterhouse und McKinsey kam er 1998 erstmals zur Credit Suisse, wo er als Mitglied der Ge­schäftsleitung zuerst für die Finanzen (CFO) und dann für das Gesamtgeschäft (CEO) im Schweizer Heimatmarkt verantwortlich war. Beobachtern zufolge wäre er 2007 gerne der Nachfolger des damaligen CEO Oswald Grübel geworden. Er kam nicht zum Zug.

Körner ging dann 2009 – ebenso wie Grübel, der dort CEO wurde – zur UBS und war dort zuerst Group Chief Operating Officer (2009 bis 2013) und dann von 2014 bis 2019 als CEO für das Assetmanagement verantwortlich. Auch bei der UBS soll er sich als Nachfolger von Grübel ins Spiel gebracht haben – erneut vergebens. 2019 sah ihn dann mancher in den Startlöchern für den damals unter Druck stehenden Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse, Urs Rohner. Diesen Posten übernahm im April 2021 António Horta-Osório, der ihn Anfang dieses Jahres an Lehmann abgeben musste.

Seit 2021 ist Körner wieder bei Credit Suisse und verantwortet dort als CEO das Assetmanagement. Die Performance dieses Geschäftsbereichs ist bis dato eher dürftig. Im dritten Quartal 2021 lag der Vorsteuergewinn noch bei 131 Mill. sfr. Seitdem geht es stetig bergab – über 93 und 51 Mill. sfr bis auf 31 Mill. sfr im jetzt gerade abgelaufenen Quartal. Ein Gutteil dieses Rückgangs liegt am Marktgeschehen, dem Ukraine-Krieg oder der steigenden Inflation. Der Skandal um die Greensill-Fonds belastet das Segment allerdings ebenfalls.

Körner muss jetzt als Group CEO ab Anfang August beweisen, dass er nicht nur gut analysieren und daraus mit seiner Mannschaft die richtigen strategischen Schlüsse ziehen kann, sondern dass er auch der richtige Mann ist, dies in einer Organisation von mehr als 50000 Beschäftigten umzusetzen. Die kommenden drei Monate bis zur Veröffentlichung der konkreten Ziele werden die Bank in einem unguten Schwebezustand halten. Gefordert ist mindestens ebenso wie Körner Verwaltungsratspräsident Lehmann, der den bisherigen CEO Thomas Gottstein übernahm, aber nun mit der Ernennung von Körner zum Erfolg verdammt ist.

Ob die Bank aber drei bis vier Jahre Zeit hat, wie zum Erreichen des jetzt schon formulierten Kostenziels, ist zweifelhaft. Körner wird schon 2023 Erfolge zeigen müssen – angesichts eines Aktienkurses, der binnen eines Jahres um 44% nachgab.

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