Venture-Veteranin demokratisiert Assetklasse
Von Stefan Paravicini, Berlin
Maren Eckloff-Böhme gehört zu den Veteraninnen der Start-up- und Venture-Capital-Szene in Deutschland. Nach ersten Stationen bei der Deutschen Bank sowie der Vereins- und Westbank wechselte die ausgebildete Bankkauffrau Ende der Neunzigerjahre zu AOL Bertelsmann Online. Im Anschluss daran sammelte sie erste Erfahrungen im Start-up-Sektor und arbeitete als CFO des US-Mailinglistendienstes Egroups in Europa. Kurz nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Frühjahr 2000 wurde das Unternehmen in einem 430 Mill. Dollar schweren Aktiendeal an Yahoo verkauft. Noch im gleichen Jahr wechselte Eckloff-Böhme auf die Risikokapitalseite zu BV Capital, die später als Eventures im Markt unterwegs war und heute als Headline firmiert.
Trüffelschweine und Einhörner
„Ich habe nicht wie die Trüffelschweine im Frontoffice die nächsten Einhörner gesucht und gefunden, sondern mich mit Themen wie Fondskonstruktion, Portfoliozusammensetzung und der Strategie dahinter auseinandergesetzt“, sagt die 53-Jährige mit Blick zurück auf ihre Rolle als langjähriger CFO und Operating Partner bei Eventures. Darauf aufbauend gründete sie 2016 in Hamburg Brightpoint Capital, die sich als Manufaktur für Dachfonds versteht und außerdem Beratungsleistungen für Fonds anbietet.
„Mit der Gründung von Brightpoint haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine Gruppe zu schaffen, die als Spezialist für Venture Capital Lösungen aller Couleur bereitstellt“, sagt Mitgründer Mario Oelkers. Er bringt aus der gemeinsamen Zeit bei Eventures eigene Erfahrung in der Venture-Capital-Branche mit, hat zwei Start-ups gegründet und machte dazwischen in der Beratung sowie bei M&A Station. Schon bald nach der Gründung sei klar geworden, dass der Markt für Venture Capital gerade in Deutschland nicht nur mehr Kapital benötige, sondern auch eine Professionalisierung von Dachfondsstrukturen, sagt Oelkers. „Wir haben uns die Demokratisierung der Assetklasse zum Ziel gesetzt, um sie einer breiteren Masse zugänglich zu machen“, beschreibt der 31-Jährige die Schlussfolgerungen der Brightpoint-Macher aus den Beobachtungen im Markt.
Venture Capital sei in Deutschland und in Europa in den vergangenen 20 Jahren erwachsen geworden, sagt Eckloff-Böhme. Um die Nullerjahre habe es „ein bisschen Wildwuchs“ gegeben, bevor die Regulierung gegriffen habe. „Wenn man sich die Assetklasse anschaut, funktioniert sie heute aber immer noch ein bisschen wie ein Closed Shop.“ Jeder rede darüber und es werde viel über hohe Bewertungen für Start-ups geschrieben. Jeder könne heute auch privat in ein Start-up investieren. Es mangle aber an Produkten, um einer breiten Masse den Einstieg in diese Assetklasse zu ermöglichen.
Mit einem Dachfonds, der in ausgesuchte europäische Venture-Fonds investiert, will Brightpoint Capital hier Abhilfe schaffen. Die ganz breite Masse spricht der über die Deutsche Bank weltweit vertriebene Tech Venture Growth Fonds zwar nicht an, denn die Assetklasse steht im Sinne des Regulierers nur Anlegern offen, die als semiprofessionelle Investoren mindestens 200000 Euro mitbringen. Das Geld investiert Brightpoint in Fonds von Headline, Lakestar, HV Capital, Project A und Earlybird – das Who’s who der europäischen Venture-Capital-Szene.
Gründer von Zielfonds an Bord
„Mit dem Kapital kann man ein Portfolio von rund 100 Firmen aufbauen. Das schafft man nicht mit individuellen Wetten“, erklärt Eckloff-Böhme zu dem Tech Venture Growth Fonds, ohne auf Details wie die Mindestanlagehöhe einzugehen. Die Zielfonds habe man unter anderem danach ausgewählt, ob die Gründer immer noch an Bord sind, sagt sie, ohne die Adressen zu nennen. „Die sind in der Lage, ihr Portfolio sauber zum Exit hin zu entwickeln, auch wenn sich der Markt mal wieder ändern sollte“, begründet Eckloff-Böhme. „Das sind alles Investoren der ersten Stunde in Europa, die alle Auf- und Abwärtsbewegungen mitgemacht haben.“ Sie muss es wissen, sie ist schon fast genauso lange dabei.