Verbal aufgerüstet in die Tarifrunde
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Für die zweite Tarifrunde des privaten Bankgewerbes am Donnerstag in Wiesbaden sind die roten Linien bereits gezogen. Die Hürden auf dem Weg zu einer Einigung seien deutlich zu hoch und das Verhandlungsumfeld habe sich seit der ersten Runde im Juni nochmals verschlechtert, gab die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber, Sabine Schmittroth, Anfang der Woche zu Protokoll. Schon die reinen Gehaltsforderungen der Gewerkschaften lägen weit über dem, was die private Kreditwirtschaft derzeit aufbringen könne, ganz zu schweigen von den „teuren und unrealistischen Zusatzforderungen“ fürs mobile Arbeiten und den „kostenträchtigen“ Zusatzleistungen für Nachwuchskräfte.
Der letzte Punkt dürfte ihrem Gegenüber besonders sauer aufstoßen. Denn Jan Duscheck, der am Verhandlungstisch die Interessen der Mitglieder der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vertritt, weiß nur zu genau, dass es in den erstmals getrennt geführten Verhandlungen mit dem Verband der öffentlichen Banken (VÖB) sehr wohl möglich war, weitgehende Vereinbarungen für die Übernahme von Auszubildenden und eine Zulage zur Deckung von Mehrkosten während des dualen Studiums zu erreichen (vgl. BZ vom 19. August).
Nun wird die entscheidende Schlacht wohl nicht um die Konditionen für den Bankernachwuchs geführt. Doch der harsche Schlagabtausch ist symptomatisch für den Umgang mit dem Tarifpartner, seit Schmittroth im März den Vorstandsvorsitz des Arbeitgeberverbandes übernommen hat. Das kontrastiert mit dem Bild, das andere Verhandlungspartner von der 56-jährigen zeichnen, die ihr einen angenehm sachlichen Umgang bescheinigen. Ihr Vorgänger beim AGV Banken, Karl von Rohr, soll dagegen hinter verschlossenen Türen mit einem Hang zum Polemischen das Gesprächsklima vergiftet haben. Doch dass Verhandlungsergebnisse nur bedingt von der verbalen Begleitmusik abhängen, weiß jeder, der mal mit Arbeitnehmergremien verhandelt hat. Schmittroth, die hauptberuflich als Commerzbank-Vorständin den größten Stellenabbau in der Geschichte des Instituts umsetzen muss, weiß nur zu gut, dass es auch der Gegenseite hilft, wenn sie im Vorfeld der Gespräche klare Kante zeigt. Umso besser wird die Gewerkschaft ihren Mitgliedern die ihr abgerungenen Ergebnisse verkaufen können.