Sergio Ermotti

Die Vergütung des UBS-Chefs wird zum Politikum

Der Lohn von UBS-CEO Sergio Ermotti fällt mit 14,9 Mill. sfr erwartungsgemäß hoch aus – aber weniger hoch, als er nach bisherigen Maßstäben sein könnte oder gar müsste. Die Bank fährt einen heiklen Kurs zwischen Politik und Business.

Die Vergütung des UBS-Chefs wird zum Politikum

Von Daniel Zulauf, Zürich

Managerlöhne

Vergütung von UBS-Chef Ermotti wird zum Schweizer Politikum

Der Lohn von CEO Sergio Ermotti fällt mit 14,9 Mill. sfr erwartungsgemäß hoch aus – aber weniger hoch, als er nach bisherigen Maßstäben sein könnte oder gar müsste. Die Bank fährt einen heiklen Kurs zwischen Politik und Business.

UBS-Chef Sergio Ermotti hat im vergangenen Jahr 14,9 Mill. sfr verdient. Damit ist der CEO der Großbank zwar nicht mehr der bestbezahlte Manager im Land, denn das höchste Gehalt bezog 2023 Novartis-Chef Vasant Narasimhan mit 19,2 Mill. sfr. Aber ein Platz auf dem Podest dürfte ihm nach wie vor sicher sein. Dennoch ist Ermottis Lohn weniger hoch, als viele vorausgesagt hatten. Pro Monat verdiente der Manager 2024 gut 1,2 Mill. sfr, verglichen mit 1,6 Mill. sfr im Jahr davor. Einen offensichtlichen Grund für die Lohnkürzung um 25% gibt es nicht.

„Schwierigste Aufgabe“

2023 hatte Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher das Gehalt seines wichtigsten Mitarbeiters mit dem Argument gerechtfertigt, dieser sei gerade dabei, die schwierigste Aufgabe in der Finanzwelt erfolgreich zu lösen, wofür er doch 10% mehr als sein Vorgänger verdiene. Kelleher könnte an der diesjährigen Aktionärsversammlung dasselbe erneut vortragen: Der Jahresgewinn der UBS von 5,1 Mrd. Dollar zeugt vom erfolgreichen Verlauf der komplexen Credit-Suisse-Integration, und dafür erhält Ermotti im Vergütungsbericht auch sehr viel Lob.

Da ist von einer „weiterhin herausragenden Leistung“ sowohl in puncto Integration als auch in Sachen Finanzergebnis und Strategie die Rede. Herausgehoben werden auch Ermottis „unermüdlicher Einsatz“ im Dienst der Kunden und seine Vorbildfunktion bei der Schaffung einer starken Firma und Risikokultur. In der Schule wäre die Wertung seiner Leistung eine eindeutige Eins gewesen. Trotzdem sinkt sein Monatslohn um 25%.

Heißes Eisen Bankenregulierung

Die einzige mögliche Erklärung dafür ist die Politik. Die Schweiz ist in diesen Tagen und Wochen intensiv mit der Schaffung einer neuen „Too-big-to-Fail“-Regulierung für systemrelevante Banken beschäftigt. Für die UBS geht es insbesondere um eine Verschärfung der Eigenkapitalverordnung, welche die Ausschüttungspläne der Bank durcheinanderwirbeln könnte. Seit dem kläglichen Ende der Credit Suisse, das den Eidgenossen insbesondere die enormen Risiken vor Augen führte, die von Großbanken auf die Steuerzahler ausgehen können, gilt das Thema Bankenregulierung als ein politisch heißes Eisen. Im Unterschied zu früheren Jahren hüten sich Parlamentsabgeordnete inzwischen davor, als bankenfreundlich wahrgenommen zu werden.

Grenzen auferlegen

Ein unmissverständliches Zeichen dafür war die knappe Zustimmung der kleinen Kammer zu einem Vorstoß, der die Regierung zur Einführung eines Lohndeckels für Schweizer Banken von maximal 5 Mill. sfr veranlassen will. Dieser Vorstoß hat zwar noch einen sehr langen Weg vor sich, auf dem er gut bis zur Unkenntlichkeit verwässert werden könnte. Dennoch zeigt der Schritt, dass sich die UBS bei der Festlegung ihrer Chefgehälter selbst Grenzen auferlegen muss, um heftige politische Gegenreaktionen zu verhindern. Die Bank lobbyiert seit Monaten kräftig hinter den Kulissen, und sie scheint damit auch Erfolge zu erzielen.

Änderung des Bankgesetzes

So sollen die heftig diskutierten neuen Eigenmittelanforderungen für die ausländischen Tochtergesellschaften der UBS nun doch nicht, wie geplant, auf dem direkten Weg von Finanzministerin Karin Keller-Sutter bzw. von der Gesamtregierung (Bundesrat) via Verordnung erlassen, sondern indirekt über die Änderung des Bankgesetzes unter Einbeziehung des Parlamentes entschieden werden.

Der letztere Weg ist fraglos langsamer und unmittelbar weniger bedrohlich für die Bank. Allerdings unterstehen Gesetzesänderungen in der Schweiz dem Referendum, was dazu führen könnte, dass am Ende das Volk über die Eigenmittel der Bank abstimmen muss. Vor 2030 würde ein solcher Urnengang aber sicher nicht stattfinden – eher noch später.

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