Vierter Deutschland-Chef für Gorillas
sp
– Im Geschäft der Expresslieferdienste ist hohes Tempo angesagt. Das gilt beim Berliner Platzhirsch Gorillas auch für Wechsel im Management und hier ganz besonders für die Position des Deutschland-Chefs. Denn mit dem ehemaligen McKinsey-Partner Clemens Koebele hat vor wenigen Tagen bereits der vierte Manager seit Start von Gorillas vor knapp zwei Jahren die Verantwortung für den Heimatmarkt übernommen, wie Gorillas am Mittwoch bestätigte. Zuvor hatte die „Lebensmittel-Zeitung“ über die Personalie berichtet. Koebele war demnach schon im März bei Gorillas an Bord gekommen und als Vice President of Global Supply Chain unter anderem für das Management der Lieferantenbeziehungen zuständig.
Koebeles Vorgänger auf dem Posten des Deutschland-Chefs von Gorillas, Andreas Bork, hielt es weniger als ein halbes Jahr auf dem Posten. Er hatte zu Jahresbeginn Alexander Brunst abgelöst, der sich seither als Global VP Sustainability, Public Affairs & Corporate Social Responsibility um Nachhaltigkeitsthemen bei dem Start-up kümmert. Brunst war knapp fünf Monate zuvor als Deutschland-Chef in die Rolle von Gorillas-Mitgründer Jörg Kattner geschlüpft, der das Unternehmen knapp ein Jahr nach dem Start Mitte 2020 verlassen hatte.
Nicht nur an der Spitze des Heimatmarktes war die Fluktuation im Management bei Gorillas zuletzt hoch, wie die „Lebensmittel-Zeitung“ schreibt. Auch im Einkaufsteam verzeichnete das Start-up, das im Herbst eine 1 Mrd. Dollar schwere Finanzierungsrunde zu einer Bewertung von mehr als 3 Mrd. Dollar gestemmt hat und laut einer Ankündigung von Firmengründer Kagan Sümer derzeit an einer weiteren, mindestens 750 Mill. Dollar großen Runde arbeitet, in den vergangenen Wochen Abgänge von prominenten Managern. So kehrten mit Matthew Nobbs und Cathal Corcoran zwei Commercial Directors mit jahrelanger Einkaufserfahrung dem Unternehmen den Rücken. Die Abgänge im Einkauf folgen wiederum auf den Abschied des Chief Commercial Officers Ronny Gottschlich, den Nobbs und Corcoran noch aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Lidl kannten. Der ehemalige Chef von Lidl in Großbritannien ist seit Anfang des Jahres nicht mehr beim Schnelllieferdienst.
Gorillas verweist zur Begründung für die hohe Fluktuation auf die Größe und das immense Wachstum des Unternehmens. So ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Anfang 2021 von 400 auf mittlerweile rund 14000 gestiegen. „Bei dieser Unternehmensgröße ist es ganz normal, dass es immer wieder zu Wechseln kommt und sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderen Herausforderungen widmen möchten“, erklärt Gorillas.
Zum Abschied von Deutschland-Chef Bork betont die Firma, dass der Manager bei Gorillas von Anfang an eine Übergangsrolle bekleidete. Zum Start im Januar hieß es, dass Bork als Senior Advisor von COO Adrian Frenzel in das Management-Team von Gorillas berufen worden sei und als Interim-General-Manager die Weiterentwicklung des Deutschlandgeschäfts verantworte.
Manager mit Gründergeist
Auch Borks Stellvertreter Harm-Julian Schumacher ist nicht mehr bei Gorillas tätig, wie die „Lebensmittel-Zeitung“ berichtet. Der ehemalige Berater von Bain & Co. war zuvor für den Hamburger Frühphasen-Investor Truventuro tätig und baut mittlerweile mit dem Start-up Dart an einem eigenen Lebensmittellieferdienst in Manila. Bei Gorillas sieht man es gelassen. Ein so erfolgreiches Unternehmen ziehe visionäre Entrepreneure an, die den Unternehmergeist von Gorillas verkörpern, heißt es. Sie zögen es manchmal vor, später wieder eigene Wege einzuschlagen und zum Beispiel eigene Unternehmen zu gründen.