Vom Telefonverkauf an die Börse
ths
Das Debüt von Línea Directa auf dem Madrider Parkett hat ein anderer eingeläutet, da María Dolores Dancausa vor ein paar Wochen den Aufsichtsrat verlassen hat, 27 Jahre nachdem sie den Direktversicherer mitgegründet hatte. Der erste Börsengang des Jahres in Spanien am Donnerstag wurde zum Erfolg mit einem Kursanstieg von 26%. Jeder Aktionär von Bankinter bekam eine Aktie der Tochter. Die Bank behält 17% der Anteile von Línea Directa. „Das ist ohne Zweifel ein Geschenk für die Aktionäre“, sagte Dancausa, seit zwei Jahrzehnten CEO von Bankinter.
Die 61-jährige Juristin war schon bei der Gründung von Línea Directa 1994 dabei. Mit einem anfangs kleinen Team verkaufte man zunächst Kfz-Versicherungen über das Telefon. Heute ist Línea Directa der größte Direktversicherer Spaniens, mit einem Umsatz von 900 Mill. Euro im vergangenen Jahr. Dancausa wurde 2008 schon zur CEO des schnell wachsenden Unternehmens, bevor sie zwei Jahre später an die Spitze von Bankinter befördert wurde. Sie ist nur eine von drei Frauen, die einen der Konzerne aus dem Schwergewichtsindex Ibex35 leiten.
Dancausa glaubte immer an das Potenzial des Versicherers, der von der raschen Verbreitung des Internets profitierte, und kaufte daher 2009 den 50-Prozent-Anteil der Royal Bank of Scotland, mit dem Bankinter Línea Directa angeschoben hatte, auf.
Auch die Bank setzte schon viel früher als die großen heimischen Mitbewerber auf digitale Verkaufswege. Bankinter zählt seit langem zu den rentabelsten Geldinstituten des Landes. In den verschiedenen Konsolidierungswellen nach der Finanzkrise, bei denen die Mehrheit der Geldinstitute Spaniens verschwand, konnte Dancausa die Unabhängigkeit ihrer mittleren Bank wahren. Andersherum schnappte Bankinter lediglich beim Kauf des kleinen Evo Banco zu. „Wir haben ein rentables und unabhängiges Geschäft mit der Kraft zu wachsen, und das wollen wir auch bleiben“, erklärte sie auf der Bilanzpressekonferenz im Januar. Es gebe auch keinen Druck seitens der Regulierer, die auf eine weitere Konsolidierung der Branche dringen, versicherte Dancausa.
Nach dem Verkauf wird Bankinter die Gewinne von Línea Directa irgendwie anders reinholen müssen. Der Direktversicherer habe jedoch kaum Synergieeffekte für die Bank gehabt, versicherte Dancausa den Aktionären. Diese werden sich ob der Sonderausschüttung in Form von Aktien von Línea Directa kaum beschweren.
Erst recht nicht Jaime Botín, einer der Gründer und bis 2002 Vorsitzender der Bank, der heute noch mit 23% Hauptaktionär von Bankinter ist. Der Onkel der Santander-Vorsitzenden Ana Botín ist mit 19% nun auch größter Aktionär des jüngsten Mitglieds der spanischen Börse.