Was der Vorstandschef von Puma seiner Frau empfiehlt
Von Joachim Herr, München
Bjørn Gulden sorgt sich nicht nur um die Lieferungen von Laufschuhen, Trikots und Sportjacken an die Kunden von Puma. Da hakt es wegen der Engpässe in der Produktion in Asien und der Logistik vor allem in den USA. Der Vorstandsvorsitzende macht sich auch Gedanken um die Versorgungslage seiner Familie zum Jahresende. „Ich habe zu meiner Frau gesagt: Wenn du Weihnachtsgeschenke kaufen willst, mach es jetzt.“ Er befürchtet, dass es in der Adventszeit so manches leere Regal geben wird. „Das ist kein Scherz“, fügte Gulden in der Telefonkonferenz am Mittwoch hinzu.
Dabei hat er Grund, trotz aller Schwierigkeiten wie auch des Boykotts westlicher Waren in China gut gelaunt zu sein. Puma hat gerade das bisher umsatzstärkste Quartal seiner Unternehmensgeschichte hinter sich. Der Erlös stieg währungsbereinigt um ein Fünftel, verglichen mit dem dritten Abschnitt 2019 sogar um gut 35%. Auf den ersten Blick hat Puma wie die ganze Branche also den tiefen Einschnitt in der Coronakrise – vor allem im Frühjahr 2020 – hinter sich gelassen. Doch wenn es nur nach der Nachfrage ginge, wüchse das Geschäft der Sportartikelkonzerne noch stärker. „Wenn alles normal laufen würde, wären Umsatz und Ergebnis noch höher“, sagte Gulden.
Der 56 Jahre alte Norweger, früherer Fußballprofi und im Einzelhandel erfahrener Manager, half dem Unternehmen wieder auf die Sprünge, nachdem er vor gut acht Jahren zu Puma gewechselt war. Eine übervolle Produktpalette und eine verloren gegangene Linie im Design hatten dem Konzern mit dem Raubkatzen-Logo den Elan genommen. Gulden, der viel Ruhe ausstrahlt, machte mit einem klaren Plan und Geduld die Marke wieder begehrt.
So gelang es Puma, dem aggressiven US-Aufsteiger Under Armour in der Rangliste der größten Sportartikelkonzerne den dritten Platz wieder abzuluchsen. Der Abstand zu den beiden an der Spitze, Nike und Adidas, ist freilich nach wie vor erheblich. Doch in der Rolle des Angreifers, der seit einiger Zeit stärker als die anderen wächst, fühlt sich Puma offensichtlich wohl.
Gulden, der früher auch einmal für Adidas tätig war, ist der Ansicht, dass die Marke ihr Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft hat. Er traut ihr einen Jahresumsatz von mindestens 10 Mrd. Euro zu. 2021 steuert das Unternehmen auf 6,5 Mrd. bis 7 Mrd. Euro zu. Verglichen mit seinem ersten Jahr als Vorstandschef wäre das mehr als eine Verdoppelung: 2013 hatte Puma einen Erlös von 3 Mrd. Euro erzielt.
„Klüger, bescheiden zu sein“
In der Einschätzung des Markenpotenzials lässt Gulden seine Ambitionen aufblitzen. Ansonsten pflegt er das Understatement. „Es ist klüger, bescheiden zu sein“, sagte er am Mittwoch. Die dringlichste Aufgabe des Managements ist aus seiner Sicht vorerst weiterhin, die an sich komfortable Situation zu bewältigen, dass die Nachfrage weitaus höher als das Angebot ist. Wie er es selbst mit dem Besorgen von Weihnachtsgeschenken hält, verriet er übrigens nicht.