Geldpolitik

Zwei gemäßigte Geldpolitiker für die Bank of Japan

Die japanische Regierung hat Stellen bei der Notenbank nachbesetzt. Analysten deuten die Personalauswahl als wichtigen Fingerzeig für eine geldpolitische Neuausrichtung.

Zwei gemäßigte Geldpolitiker für die Bank of Japan

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Der japanische Premierminister Fumio Kishida scheint weniger Wert auf eine ultralockere Geldpolitik zu legen als seine Vorgänger Shinzo Abe und Yoshihide Suga. Und noch eine weitere Schlussfolgerungen ziehen Analysten aus der Nominierung von zwei Ökonomen mit einer weniger „reflationistischen“ Denkweise für die Bank of Japan (BoJ): Damit bestätige der Regierungschef, der einen „neuen Kapitalismus“ propagiert hat, seine Distanzierung von der Wirtschaftspolitik der Abenomics, die in erster Linie auf monetäre Maßnahmen gegen die Deflation setzte.

Die Regierung hat Hajime Takata, den Geschäftsführer des Forschungszentrums des Brokerhauses Okasan, als Nachfolger von Goushi Kataoka vorgeschlagen. Auf diese Personalie richtete sich die meiste Aufmerksamkeit am Finanzmarkt, da Kataoka als stärkste „Taube“ in der BoJ-Spitze gilt. Immer wieder hat er neue Lockerungsschritte gefordert, um das Inflationsziel von 2% schneller zu erreichen. Dagegen entnehmen Analysten den Publikationen von Takata, dass er sich eher mit der Normalisierung der Geldpolitik beschäftigt hat. So schlägt der Ökonom schon länger eine „Okay“-Regel für das Inflationsziel vor. Damit meint er: Selbst wenn die 2-%-Marke nicht erreicht ist, aber der Finanzmarkt damit einverstanden ist, könnte die Normalisierung beginnen.

Außerdem hat die Regierung Naoki Tamura nominiert, einen Berater der Geschäftsbank der Finanzgruppe Sumitomo Mitsui. Er soll Nachfolger von Hitoshi Suzuki werden, der zuvor für Mitsubishi UFJ Financial Group tätig war. Der zweite Vorschlag kam wenig überraschend. Traditionell stammt eines der sechs Mitglieder der Zentralbankführung neben dem Gouverneur und seinen zwei Stellvertretern aus einer der drei großen Finanzgruppen MUFG, SMFG und Mizuho.

Die Bestätigung durch das Parlament gilt wegen der Koalitionsmehrheit als Formsache. Takata und Tamura sollen Ende Juli für fünf Jahre ins Führungsgremium der BoJ einziehen.

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