Fondsmanager-Fragebogen

„Die Landkarte ist nicht die Landschaft“

Alexander Funk von Ökoworld über die Lessons, die er gelernt hat, und über die Bedeutung von Bilanzen und Nachhaltigkeit

„Die Landkarte ist nicht die Landschaft“

Herr Funk, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?

Im jugendlichen Alter habe ich viele kleine Gelegenheitsjobs in den Ferien wahrgenommen, um damals die erste eigene Mark zu verdienen. Mein erstes regelmäßiges Gehalt habe ich im Rahmen meiner Ausbildung bei der Sparkasse Ingolstadt verdient, was damals ein stolzer Geldbetrag für mich war.

Wofür haben Sie es ausgegeben?

Auf dem Bankkonto gelassen für anstehende Anschaffungen wie ein Rennrad oder eine Anlage in Bundesschatzbriefe. Meine durchaus auf Sparsamkeit geprägte Erziehung verfolgt mich bis heute.

Was war Ihr erstes Investment an den Märkten?

Daran kann ich mich sehr gut erinnern – entgegen aller Portfoliotheorie ein typischer Zwei-Asset-Fall mit einem hälftigen Investment in die BASF AG und einen Genussschein von Edeka mit 7,125% Nominalverzinsung – ein Traumzins in den 90er Jahren.

Was war Ihr erfolgreichstes Investment?

Ganz klar die Investitionen in unsere eigenen Ökoworld-Fonds, und das unter mehreren Aspekten. Neben der finanziellen Rendite habe ich dem Geld eine sinnvolle Richtung gegeben. Selbst meinen Kindern zeige ich die oft durchaus bekannten Unternehmen aus unseren Fonds, die Firmennamen dahinter sind auf einmal greifbar und hautnah.

An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?

Privat an einige bekannte Unternehmen wie EM TV oder Splendid Medien aus der Neuer-Markt-Epoche. Diese herben Verluste und vor allem das blauäugige Investieren rund um die Jahrtausendwende war eine sehr lehrreiche Erfahrung für die folgende berufliche Laufbahn, und ich sage mit Stolz: „lessons learned“.

Treffen Sie Ihre privaten Anlageentscheidungen allein, oder beraten Sie sich mit jemandem?

Das „Big Picture“ wird natürlich im Familienrat besprochen und diskutiert – auch die Einbeziehung der Kinder finde ich sehr wichtig, um den Bezug zu Geld in frühen Jahren zu vermitteln. Leider findet das Thema Geldanlage in keinem Schulfach Einzug, was ich allerdings für sehr wichtig erachte, angesichts der großen Themen wie z.B. Altersvorsorge. Wie im Fondsmanagement der Ökoworld AG favorisiere ich im Tagesgeschäft kurze Entscheidungswege statt Performance kostender und ermüdender Konsensdiskussionen.

Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?

Unternehmen zu identifizieren, deren Umsatz- und vor allem Ergebnispotenzial von den Marktteilnehmern unterschätzt wird. Ein „buy high, sell higher“ schließe ich nicht aus.

Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?

Ganz wichtig sind Kennzahlen und Entwicklungen rund um die bilanzielle Qualität der Unternehmen. Wir wollen nicht mit den Ersparnissen unserer Anlegerinnen und Anleger Unternehmen in die Insolvenz begleiten. Daneben ist die Beurteilung der Unternehmensverantwortlichen ein wichtiger Punkt im Rahmen unseres Investmentprozesses sowie die Stellung des Unternehmens im Kontext innerhalb der Branche sowie ihrer Stakeholder. Bewertungskennzahlen im absoluten und relativen Vergleich runden das Bild ab.

Wie wichtig ist Nachhaltigkeit beim Investieren?

100% mit 0,0 Toleranz.

Haben Sie bei der Geldanlage ein Vorbild?

Egal ob bekannte Namen wie Warren Buffett, Cathie Wood oder weitere erfolgreiche Assetmanager – es ist für mich wichtig, ihre jeweiligen Stärken und ihr Erfolgsrezept näher zu betrachten und ihre Fehler nicht einfließen zu lassen.

Ihr Motto beim Investieren lautet?

Die Landkarte ist nicht die Landschaft.

Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?

Flash Boys – verdeutlicht die Interessenslage der Akteure recht deutlich zulasten des Investors. „The Future“ von Al Gore gibt einen guten und nachhaltigen Überblick über die Zukunftsthemen auf der Metaebene.

Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen?

Als Aktienverrückter führt für mich an Aktien kein Weg vorbei, vor allem bei der aktuellen Gemengelage. Wir sehen, dass unsere Zielinvestments Teil der Lösung sind, um den aktuellen Herausforderungen entgegenzuwirken.

Sie haben eine Million Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren investieren. Wie würden Sie das Geld anlegen beziehungsweise aufteilen?

In mehrere Ökoworld-Fonds. Wir haben über die letzten zehn Jahre gesehen, dass unser sehr aktiver Investmentansatz deutlichen Mehrwert ggü. passiven Anlageformen generiert hat.

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