Dividendensaison 2022

Rekordwerte lassen Anleger jubeln

Die Dividendensaison beschert Investoren neue Hochs. In Zeiten der Zinswende liefern Aktien mit stetigen und hohen Ausschüttungen überdurchschnittliche Erträge. Auch Fonds sind damit attraktiv.

Rekordwerte lassen Anleger jubeln

Wissen Sie, was das Einzige ist, das mir Freude bereitet? Zu sehen, wie meine Dividenden hereinkommen“, hat John D. Rockefeller bereits im Jahr 1901 gesagt. Würde Rockefeller heute leben und wäre er am europäischen und am deutschen Aktienmarkt engagiert, so hätte er in diesem Jahr sehr viel Freude. Denn es rappelt jetzt richtig im Geldbeutel, die Unternehmen werden in der bevorstehenden Dividendensaison so viel ausschütten wie nie zuvor. Die gute Botschaft für Aktionäre geht aber noch weiter. Die Gewinne der Aktiengesellschaften klettern auch 2022, so dass die Ausschüttungen im kommenden Jahr erneut steigen werden.

Doch warum sind Aktien, die auf Dauer attraktive Dividenden zahlen, derzeit für Anleger so interessant?  Weil aktuell eine Zinswende stattfindet, die vor allem hoch bewertete Wachstumstitel trifft. Insbesondere die Kurse von Unternehmen, die wenig oder überhaupt nicht profitabel arbeiten, werden im Moment nach unten durchgereicht. Wie Stefan Breintner, Co-Fondsmanager des global anlegenden Aktienfonds DJE – Dividende & Substanz im Interview mit rendite erklärt,  bieten gerade  in einer Situation, in der die Inflation hoch bleibt, „nachhaltige hohe Dividendenzahler dem Anleger gute Chancen, sein eingesetztes Kapital zu erhalten und zu vermehren“.

Schließlich ist die Ausschüttung einer Aktie zu einem Gutteil für die Performance derselben verantwortlich, dies wird mitunter übersehen und Dividenden werden bei Performancevergleichen nicht mit eingerechnet. „Vor allem in Europa leisten Dividenden einen signifikanten Anteil zur Gesamtperformance“, erläutert Breintner. Hinzu kommt, dass viele dividendenstarke Substanzwerte noch relativ moderat bewertet sind, Übertreibungen hat es hingegen in den vergangenen Jahren vor allem im Growth-Sektor gegeben. Fast wie zu Zeiten der Dotcom-Blase wurde Investoren mitunter suggeriert, allein Wachstum sei wichtig, Profitabilität weniger, und die Kurse bereits hoch bewerteter Growth-Titel würden quasi automatisch weiter klettern. Anleger, die den Neuen Markt und das Platzen der Dotcom-Blase erlebt haben, wissen aus eigener Erfahrung, dass das nicht der Fall ist.

Dax mit Ausschüttungsrekord

Vor dem Hintergrund des kräftigen Gewinnanstiegs im vergangenen Jahr prognostizieren die Analysten und Fondslenker jedenfalls neue Dividendenrekorde für den Dax und für europäische Aktien. So gehen zum Beispiel Commerzbank und Deka davon aus, dass die Dax-Werte in diesem Jahr eine Rekorddividende in Höhe von rund 46,5 Mrd. Euro ausschütten werden. Dies sind selbst bei einer Bereinigung um die zehn neuen Dax-Mitglieder rund 30 % mehr als im Vorjahr. Und angesichts weiter steigender Gewinne dürfte sich die signifikante Unterstützung des Performanceindex Dax durch höhere Dividenden fortsetzen. So prognostiziert die Deka für 2023 und 2024 Ausschüttungsrekorde für den deutschen Leitindex in Höhe von rund 50 und 53 Mrd. Euro.

Auch in Europa dürfen sich die Aktionäre in diesem Jahr auf einen warmen Dividendenregen freuen, so die Prognose von Allianz Global Investors (Allianz GI). Denn 2022 sei mit einem Anstieg der Dividendensumme der im MSCI Europe vertretenen Unternehmen um rund 8 % auf einen Rekordwert von 410 Mrd. Euro zu rechnen. In Europa sei die Dividendenkultur besonders ausgeprägt, hier seien im Zeitraum von 1976 bis 2021 ungefähr 34 % der gesamten Aktienerträge auf Dividenden zurückzuführen.

„Dividenden verleihen vielen Portfolien Stabilität, vor allem in Jahren mit negativer Kursentwicklung, da sie dann Kursverluste ganz oder teilweise kompensieren können“, sagt Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz GI und Autor der Dividendenstudie 2022. „Unseren Berechnungen zufolge liegt die durchschnittliche Aktienvolatilität von Dividendenzahlern signifikant und systematisch unter der der Nichtzahler – wir reden hier für den breiten europäischen Aktienmarkt von mehr als 10 Prozentpunkten Unterschied.“ Für Anleger blieben Dividenden daher von zentraler Bedeutung. In einer Zeit der Disruption sei eines verlässlich: Kapitaleinkommen durch Dividenden.

Alternative zu Anleihen

Trotz der sich anbahnenden Zinswende hat das Niedrigzinsumfeld vorerst noch Bestand. Für Investoren in Euroland stellt das ein Problem dar. Denn während langlaufende Bundesanleihen früher stattliche Renditen aufwiesen, ist dies seit mehreren Jahren nicht mehr der Fall. Bundesanleihen fallen daher als Anlagealternative aus, wie auch weitgehend der Sektor der Unternehmensanleihen.

Vor diesem Hintergrund sind ausgewählte Aktien, die regelmäßig attraktive Dividenden ausschütten, sowie entsprechende Dividendenfonds nicht nur für private Anleger interessant, sondern zunehmend auch für Institutionelle. „Angesichts des Niedrigzinsumfelds suchen immer mehr Investoren Alternativen zu Anleihen“, erkärt DJE-Kapital-Fondsmanager Breintner. „Sie engagieren sich daher zunehmend in Aktien, die  stabile und attraktive Ausschüttungen bieten.“

Anleger, die auf dividendenstarke Aktien setzen, können entweder in ein Portfolio aus mehreren Dividendenaristokraten oder in ausgewählte Dividendenfonds investieren. Zu beachten sind Dividendenfallen, denn Titel mit enorm hohen Dividendenrenditen sind in der Regel sehr gefährlich, wenn ihre Ausschüttungen nicht nachhaltig sind. Mitunter mussten die entsprechenden Unternehmen auch schon Konkurs anmelden, so zum Beispiel der Bauträger Ferdinand Rückforth Mitte der 1980er Jahre. Erst fällt bei Schwierigkeiten einer Gesellschaft die Dividende aus, dann können noch weitere Hiobsbotschaften folgen. Stets ist es gefährlich, wenn Dividenden nicht erwirtschaftet werden, sondern aus der Substanz ausgeschüttet werden. Oder wenn eine Gesellschaft für das vorangegangene Geschäftsjahr noch eine üppige Dividende zahlt, obwohl es ihr bereits schecht geht.

Allianz und BASF sind Aristokraten

Dividendenaristokraten sind wiederum Aktien, die über die Jahre durch stetige Dividenden, und im besten Fall auch noch durch Anhebungen, überzeugen, und die keine Kürzung der Ausschüttung vornehmen. In Deutschland sind dies zum Beispiel Qualitätswerte wie Allianz und BASF, die zudem relativ hohe Dividendenrenditen bieten. Die Allianz hat zudem vor kurzem angekündigt, ihre Aktionäre mit einem Anstieg der Dividende von mindestens 5 % pro Jahr zu verwöhnen; in den Wochen danach hat der Allianz-Aktienkurs denn auch deutlich besser abgeschnitten als der Dax.  Darüber hinaus zählen auch Werte wie die Münchener Rück, die Deutsche Post oder Vonovia zu den Dividendenaristokraten hierzulande.

Für ein Engagement in Dividendenfonds spricht, dass aktive Fondsmanager natürlich um Dividendenfallen wissen und diese aufgrund ihrer Expertise in aller Regel vermeiden können. Sie suchen vielmehr nach Qualitätsaktien, die eine hohe und stetige Ausschüttung, sprich eine nachhaltige Dividende bieten. Besonders beliebt sind stets auch Titel, die ihre Dividende von Jahr zu Jahr steigern können.

DJE-Mann Breintner investiert in Aktien, deren Ausschüttungsquote über die Jahre im Durchschnitt bei etwa 40 bis 60% des Gewinns liegt. „Denn in dieser Situation können Firmen auch in schwierigeren Jahren zumindest die Vorjahresdividende zahlen“, erläutert der Fondsmanager.

Dividendenfonds sind bei Anlegern in den vergangenen Jahren zunehmend beliebt. Dazu trägt sicher bei, dass ihr Konzept eingängig ist und auch wenig mit dem Kapitalmarkt vertrauten Privatinvestoren leicht vermittelt werden kann. Zudem haben die DWS mit dem 19 Mrd. Euro schweren Top Dividende und die Deka mit dem inzwischen bereits 11,7 Mrd. Euro schweren Dividenden-Strategie Dickschiffe im Angebot, die im Vertrieb gut ankommen. Ähnliches gilt übrigens auch für den Fidelity Global Dividend, der inzwischen auf ein Volumen von mehr als 10 Mrd. Euro kommt.

Die Langfrist-Performance stimmt

Wie die ausführliche Tabelle zeigt, haben praktisch alle Dividendenfonds auf Jahresfrist deutlich zugelegt.  Dem ging allerdings eine Durststrecke voraus, in der vor allem Wachstumswerte gefragt waren, und dividendenstarke Substanzwerte zwischenzeitlich am Kapitalmarkt ins Hintertreffen geraten waren. Auch in der längerfristigen Betrachtung, sprich auf Sicht von fünf und zehn Jahren, stimmt die Performance der weltweit anlegenden Dividendenfonds. Hingegen haben die allein auf Europa fixierten Produkte schwächer abgeschnitten, was sich natürlich auch einmal ändern kann, wenn europäische Aktien gegenüber dem Rest der Welt aufholen.

Auch Anleger, die auf regelmäßige Ausschüttungen Wert legen, werden bei den Dividendenfonds fündig. Denn zahlreiche Produkte oder bestimmte Tranchen eines Fonds sind mit Ausschüttungen ausgestattet, deren Höhe durchaus attraktiv ist.  Die Deutschen sind ja als Kuponsparer bekannt, und wenn es nun praktisch keine nennenswerten Kupons mehr gibt, wählen einige Privatanleger Dividendenfonds als Alternative. Dabei sollten sie allerdings stets das Aktienrisiko mit berücksichtigen. Stetige Erträge und Ausschüttungen sind natürlich auch  bei Institutionellen schwer gefragt, die ja häufig ihre Verpflichtungsseite abdecken müssen, was derzeit mit Bundesanleihen und Pfandbriefen eben nicht mehr gelingt. 

Alles in allem sind Dividendenfonds mit ihrem defensiven Charakter und dem Fokus auf solide Substanzwerte derzeit ausgesprochen attraktiv.  In den durch die Zinswende anstehenden schwierigeren Phasen am Aktienmarkt sind vor allem eine günstige Bewertung und stetige Dividenden gefragt. Wachstumsfantasien, vor allem kombiniert mit roten Zahlen, sind hingegen „out“.

Dividendenkalender deutscher Indexwerte

HV amUnternehmenIndexDividende je Aktie (in Euro)
201720182019202020212022
24. März DIC AssetSDax0,400,44 + 0,200,480,660,700,75 v
24. März SuseS- + TecDax0 e
25. März Sartorius (Vz.)Dax + TecDax0,460,510,620,360,711,33 e
30. MärzCarl Zeiss Meditec*M- + TecDax 0,420,550,550,650,500,90 v
4. AprilHenkel (Vz.)Dax1,621,791,851,851,851,85 e
7. AprilDeutsche TelekomDax + TecDax0,600,650,700,600,600,64 v
12. AprilAirbusDax1,351,501,65000,90 e
14. AprilBeiersdorfDax0,700,700,700,700,700,70 e
14. AprilShop Apotheke EuropeSDax000000 e
21. AprilCovestroDax1,352,002,401,201,303,10 e
21. AprilSchaeffler (Vz.)MDax0,500,550,550,450,250,45 e
22. AprilMerckDax1,201,251,251,301,401,55 e
27. AprilHochtiefSDax2,603,384,985,803,933,93 e
27. AprilRTL GroupSDax4,004,004,000,003,004,00 e
28. April DeutzSDax0,070,150,15000,10 e
28. AprilGea GroupMDax0,800,850,850,850,850,90 e
28. AprilHamborner ReitSDax0,430,450,460,470,470,47 v
28. April Münchener RückDax8,608,609,259,809,8010,40 e
28. April RWE Dax00,50 + 1,000,700,800,850,90 v
29. AprilAtoss SoftwareSDax1,161,174,002,551,671,82 v
29. AprilBASFDax3,003,103,203,303,303,40 e
29. AprilBayerDax2,702,802,802,802,002,00 e
29. AprilContinentalDax4,254,504,753,0001,75 e
29. AprilMercedes-Benz GroupDax3,253,653,250,901,354,00 e
29. AprilVonoviaDax1,121,321,441,571,691,69 e
3. MaiFuchs Petrolub (Vz.)MDax0,890,910,950,970,991,02 e
3. MaiSymriseDax0,850,880,900,950,971,10 e
4. MaiAllianzDax7,608,009,009,609,6010,50 e
4. MaiHannover RückMDax5,005,005,255,504,505,50 e
4. MaiRationalMDax10,0011,009,505,704,806,00 e
5. MaiFreenetMDax1,651,601,650,041,651,50 e
5. MaiJost WerkeSDax0,501,1001,001,10 e
5. MaiMTU Aero EnginesDax1,902,302,850,041,252,00 e
5. MaiProSiebenSat.1 MediaMDax1,901,931,1900,490,70 e
5. MaiSiltronicS- + TecDax02,505,003,002,002,70 e
5. MaiTalanxMDax1,351,401,451,501,501,60 v
5. Mai VitescoSDax0 e
6. MaiDeutsche PostDax1,051,151,151,151,351,80 e
6. MaiDrägerwerk Vz.SDax0,190,460,190,190,190,19 e

Hinweise: Dargestellt wird jeweils das Jahr der Ausschüttung und nicht das Geschäftsjahr, in dem das für die Ausschüttung maßgebliche Ergebnis erwirtschaftet wurde. * = gebrochenes Geschäftsjahr; v = vorgeschlagen, e = erwartet; Dividendenschätzungen von Analysten sowie eigene Schätzungen. Vorgeschlagene Dividenden laut Unternehmensangaben. Stand 11.2.2022. Alle Angaben ohne Gewähr.

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