Welche Fonds wirklich grün sind
Immer mehr institutionelle und auch private Anleger möchten nachhaltig investieren. Ein empfehlenswertes Produkt, um dies zu tun, sind Investmentfonds. Denn sie legen breit gestreut an, was die Risiken eines Engagements senkt. Zudem sind sie im Vergleich zu anderen Anlageformen streng reguliert und relativ transparent. Auch haben etliche Investoren mit direkten unternehmerischen Beteiligungen im Nachhaltigkeitssegment mitunter heftig Schiffbruch erlitten, der bis hin zum Totalverlust reicht.
Attraktive Investmentfonds, die in der Vergangenheit relativ gut abgeschnitten haben, gibt es einige. Darunter auch viele mit einer nachhaltigen Ausrichtung. Doch die Beurteilung, welche Fonds auch wirklich nachhaltig sind, ist aus Sicht eines Investors das Problem. Denn inzwischen gibt es unzählige nachhaltige Fonds und ETFs. Bei der Produktauswahl besteht indes das Risiko, einen als grün ausgewiesenen Fonds auszuwählen, der aber im Grunde nicht nachhaltig ist bzw. viele Kriterien nicht erfüllt.
Nun stellen zwar die Fondsgesellschaften durchaus etliche Informationen zu nachhaltigen Fonds zur Verfügung. Doch zum einen handelt es sich dabei mitunter um reines Marketingmaterial. Zum anderen gilt es für Investoren, die zur Verfügung gestellten Informationen erst einmal zu verarbeiten. Das bedeutet dann, Factsheets, Fondsbeschreibungen und Fondsprospekte zu lesen und nicht zuletzt darauf zu achten, in welche Wertpapiere ein Fonds tatsächlich investiert. Wer nicht in bestimmte Waffen, Glückspiel und Pornografie, Kohle oder Atomkraft investieren will, muss natürlich Fonds auswählen, die solche Investments ausschließen.
Nicht von Seiten Dritter
Zu einem Mehr an grüner Transparenz trägt die EU-Offenlegungsverordnung bei. Sie verpflichtet Fondsgesellschaften dazu, jeden Fonds in eine der drei Kategorien Artikel 6, Artikel 8 oder Artikel 9 einzuordnen, je nach Nachhaltigkeit des Produkts. Doch wird diese Einordnung nicht von Seiten Dritter, sondern von der Fondsgesellschaft selbst vorgenommen.
Zu der Beurteilung, inwieweit ein Fonds nachhaltig ist, können unabhängige Dritte beitragen. Hier ist eine Vielzahl von Informationen verfügbar, die aber nicht immer zu einem einheitlichen Urteil kommen. Zum Beispiel ist beim Fondsanalysehaus Morningstar für Fonds inzwischen ein Nachhaltigkeitswert aufgeführt. Zudem gibt es zahlreiche Nachhaltigkeitsorganisationen, Nachhaltigkeitsbeurteilungen und Nachhaltigkeitssiegel. Hier müssen Investoren unbedingt darauf achten, dass diese unabhängig sind.
In Deutschland gibt es das Siegel des Forums Nachhaltige Geldanlagen, das FNG-Siegel. Dieses versteht sich als Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. „Es kam 2015 nach einem dreijährigen Entwicklungsprozess auf den Markt“, so die Selbstbeschreibung des Siegels. Auch muss die mit dem Siegel einhergehende externe und unabhängige Nachhaltigkeits-Zertifizierung jährlich erneuert werden.
Die Kriterien des Siegels sind gut nachvollziehbar und entsprechen im Wesentlichen den Forderungen, die viele Investoren an nachhaltige Fonds stellen. Zu den im Siegel zum Ausdruck kommenden Mindeststandards zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung, wie sie im UN Global Compact zusammengefasst sind. Zudem müssen Fonds eine explizite Nachhaltigkeitsstrategie aufweisen und alle Unternehmen des jeweiligen Fonds komplett auf Nachhaltigkeitskriterien analysiert werden. Bei den Ausschlüssen ist das Siegel rigoros: „Tabu sind Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau, relevante Kohleverstromung, Fracking, Ölsande, Tabak sowie Waffen und Rüstung.
Die Höchstnote beim FNG-Siegel für besonders nachhaltige Fonds sind drei Sterne. Aber es werden auch zwei Sterne und ein Stern vergeben. Oder ein Fonds erhält zwar keinen Stern, erfüllt aber die Basiskriterien. Maßgeblich für die Vergabe von Sternen ist das Abschneiden eines Fonds in den drei Bereichen „institutionelle Glaubwürdigkeit“, „Produktstandards“ und „Portfoliofokus“.
Betrachtet werden bei dieser Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Fonds aber nicht alle hierzulande nachhaltig ausgerichteten Fonds. Denn um ein FNG-Siegel zu erhalten, müssen sich Fonds beziehungsweise die jeweiligen Assetmanager bewerben. So haben sich für das jüngste, im November 2021 vergebene FNG-Siegel 281 Fonds beworben, was einer Steigerung um 60 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Offensichtlich gewinnt das Siegel für immer mehr Assetmanager an Bedeutung. Gleichwohl tragen gerade einmal 10 % des zuletzt deutlich gewachsenen Angebots nachhaltiger Anlageprodukte das FNG-Siegel.
Ausgezeichnet wurden mit dem unabhängigen Gütesiegel 257 Fonds, die ein Vermögen von 120 Mrd. Euro verwalten, was eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr darstellt.
Zu betonen ist beim Siegel, dass hier eben eine unabhängige, wissenschaftlich fundierte Prüfung von nachhaltigen Fonds erfolgt. Auditor des FNG-Siegels ist der Lehrstuhl von Professor Dr. Timo Busch von der Sustainable Finance Research Group der Universiät Hamburg. Zudem werde der Prüfprozess von einem unabhängigen Komitee mit interdisziplinärer Expertise begleitet.
Alles in allem ist das FNG-Siegel für Investoren eine überzeugende Information, um Fonds zu finden, die wirklich nachhaltig sind. Die Kriterien erscheinen klar und transparent. Und die ausgezeichneten Fonds nebst ihrer Sterne-Beurteilungen sind online verfügbar.
Eine Selektion des Gesamtmarktes findet durch das FNG-Siegel aber nicht statt. Denn es werden eben nur die Fonds beurteilt, die sich beworben haben. Insofern hilft das Siegel dann natürlich nicht weiter, wenn ein Investor beurteilen will, inwieweit ein bestimmter Nachhaltigkeitsfonds wirklich nachhaltig ist, wenn dieser sich nicht für das Siegel beworben hat. In der Tabelle auf Seite 22 sind nun ausgewählte nachhaltige Aktienfonds aufgeführt, die beim aktuellen FNG-Rating mit den Höchstnoten von zwei oder drei Sternen beurteilt wurden.
So wurde der auf erneuerbare Energien fokussierte DNB Fund Renewable Energy mit drei Sternen als besonders nachhaltig ausgezeichnet. Mit einer Performance von 14,7% pro Jahr in den vergangenen zehn Jahren war der Fonds ein Reichmacher. Doch sollten Investoren auch die hohe Volatilität des Produkts beachten.
Wasserinvestment lohnt
Ein Klassiker ist der 1,3 Mrd. Euro schwere Global Warming der LBBW, der mit seinen Investitionen versucht, die globale Klimaerwärmung abzubremsen. Auch die langfristige Performance dieses Produkts überzeugt mit einem Plus von 12,8 % im Jahr auf Sicht von zehn Jahren.
Wasser ist ein knappes Gut, wovon Firmen, die sich um die Aufbereitung von Wasser kümmern, profitieren. Darauf setzt der Pictet Water, der mit einem Volumen von 8,8 Mrd. Euro ein Dickschiff ist. Für Investoren hat sich ein Investment in diesen Nachhaltigkeitsfonds gelohnt: Über fünf Jahre beträgt die Performance 10,4 % pro Jahr und über zehn Jahre 11,4% pro Jahr.