Wenn das Geld nichts mehr wert ist
Ein junger Mann will Anfang der 1920er Jahre in Frammersbach im Spessart ein neues Eigenheim bauen. Um dasselbe zu finanzieren, verkauft er sein altes Haus – und begeht damit einen schweren Fehler. Denn infolge der Inflation, die sich nach dem 1. Weltkrieg in Deutschland stetig beschleunigt und die 1923 in einer Hyperinflation endet, verliert die Mark völlig ihren Wert. Zu Zeiten der Hyperinflation im Jahr 1923 entwertet das Geld schließlich sogar im Laufe eines einzelnen Tages massiv, die Umlaufgeschwindigkeit der Banknoten erhöht sich dramatisch, und für die Mark gibt es keinen Halt mehr. Die Geldscheine erreichen Milliarden- und Billionenbeträge, etliche Kommunen geben Notgeld heraus, und auch der Naturaltausch blüht auf. Der junge Mann baut sein neues Eigenheim übrigens trotzdem, aber eben mit enorm viel Eigenleistung.
Erst mit Einführung der Rentenmark kann die Hyperinflation im Herbst 1923 gestoppt werden. Eine Rentenmark entspricht damals einer Billion Mark. Dies verdeutlicht, dass die Hyperinflation zu einer Verarmung breiter Bevölkerungsschichten führte. Und, da sind sich die Historiker sich weitgehend einig, erst die Verwerfungen nach dem 1. Weltkrieg und die Hyperinflation machten es möglich, dass die Nationalsozialisten in Deutschland politisch an Bedeutung gewannen und dass Adolf Hitler 1933 letztendlich an die Macht kam.
Doch nicht nur der 1. Weltkrieg sowie die sich daran anschließenden Reparationszahlungen und der Ruhrkampf wurden über die Notenpresse finanziert. Auch zur Finanzierung des 2. Weltkriegs wurde fleißig Geld gedruckt. Allerdings sorgten Verordnungen über Preis- und Lohnstopp sowie Bestimmungen zur Güterrationierung und Außenwirtschaftslenkung dafür, dass die Inflationierung der Reichsmark kaum sichtbar wurde. Es entstand eine „zurückgestaute Inflation“.
Ein enormer Geldüberhang war gegeben und nach dem 2. Weltkrieg ersetzte der Schwarzmarkt mit der Zigarette als Tauschmittel (Zigarettenwährung) die Reichsmark, die praktisch völlig an Wert verloren hatte.
Erst durch die in den drei westlichen Besatzungszonen durchgeführte Wirtschafts- und Währungsreform gelang es im Juni 1948 den Geldüberhang zu beseitigen und wieder ein funktionsfähiges Geldwesen zu schaffen.
In Summe hat in Deutschland eine Generation zweimal ihr Geldvermögen weitestgehend durch Hyperinflation und Währungsschnitt verloren. Kein Wunder, dass die Bank Deutscher Länder und ihre Nachfolgerin, die Bundesbank, in den Nachkriegsjahren besonders auf die Stabilität der D-Mark achteten. Zwar kam es auch in den 1970er Jahren weltweit zu einer Beschleunigung der Inflation. Doch fiel der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland mit 7,1 % im Jahr 1973 und 6,9 % in 1974 im Vergleich zu anderen Ländern relativ niedrig aus.
Auch nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 gelang es der Bundesbank, die Inflation im Zaum zu halten. Dazu scheute sie nicht zurück, die Leitzinsen deutlich zu erhöhen. Nun ist die EZB gefordert, den Anstieg der Teuerung zu bremsen.