Immobilien

2010 wird ein "Jahr der Normalität"

Immobilienkongress Cimmit verbreitet verhaltenen Optimismus - Private-Equity-Fonds sind Nettoverkäufer

2010 wird ein "Jahr der Normalität"

Von Thomas List, Frankfurt Die Optimisten unter den reichlich 100 Teilnehmern des Immobilienkongresses Cimmit in Frankfurt waren deutlich in der Überzahl. 2010 soll besser werden als 2009, ergab eine kurze Stimmungsumfrage des Tagungsleiters Marc P. Werner von der Anwaltskanzlei Lovells zu Beginn der Veranstaltung.In seinem Eingangsreferat gab sich Jürgen Stark, Chefökonom der Europäischen Zentralbank, in Bezug auf den deutschen Immobilienmarkt zuversichtlich. “Bei Ländern mit einer moderaten Entwicklung in den vergangenen acht bis zehn Jahren – wie Deutschland – ist Potenzial da.” Ob es 2010 zum Tragen komme, sei abhängig von den Finanzierungsbedingungen.Auch bei den Teilnehmern auf dem Podium war von Euphorie, wie sie mancher auf der letzten Expo Real zu spüren glaubte, nichts zu sehen. Barbara Knoflach, Vorstandsvorsitzende der SEB Asset Management, bekannte sich zwar als “chronische” Optimistin, sah den Aufschwung auf den Immobilienmärkten aber eher kapitalmarktgetrieben und nicht fundamental. “Bei der Vermietung wird 2010 schwieriger als 2009.” Auch Andreas Quint, Deutschland-Chef von Jones Lang LaSalle, sieht die Büromieten weiter im Abschwung und erwartet hier erst 2011 die Wende.Am Kapitalmarkt konstatiert Knoflach die Rückkehr institutioneller Investoren mit viel Eigenkapital und “Unmengen” an Privatinvestoren. Skepsis bei VersicherernAllerdings zeigte sich die SEB-AM-Chefin skeptisch bei dem häufig vorausgesagten verstärkten Engagement von Versicherern und Pensionskassen. Die von der Aufsicht vorgeschriebenen Stresstests müssten inzwischen auch für Immobilien durchgeführt werden. Angesichts einer danach erforderlichen Rendite von 7 % nach Abzug aller Kosten sieht sie Immobilien im Nachteil gegenüber Aktien und Renten.Für Jones-LaSalle-Manager Quint befindet sich der deutsche Immobilienmarkt in einer besseren Lage als andere Märkte. Für 2010 erwartet er Transaktionsvolumina von 12 Mrd. Euro, 20 % mehr als im Jahr zuvor. “Der Anteil deutscher Investoren wird von über 90 % auf etwa 70 % zurückgehen”. Zudem werde nicht mehr nur in erstklassige Objekte investiert, sondern deutlich breiter.”Als aktive Investoren sieht Quint Versicherer, Pensionskassen, offene Immobilienfonds und einen “massiven” Privatanteil voraus. Dazu kämen ausländische Private-Equity-Fonds. “Die müssen aber ihre Strategie ändern, sprich ihre Renditeerwartungen senken”, gibt der LaSalle-Chef zu bedenken. “Die Fonds werden in B-Städte und Objekte mit hohen Leerständen investieren.”SEB-Asset-Management-Chefin Knoflach glaubt hingegen nicht, dass Private-Equity-Fonds kurzfristig auf den deutschen Markt zurückkehren werden. “In den nächsten ein bis zwei Jahren werden sie aufgrund der schwierigen Refinanzierung vor allem verkaufen.” Immerhin sieht sie Quint auch “als Käufer zurückgekehrt, nachdem sie Anfang 2009 fast ganz vom deutschen Transaktionsmarkt verschwunden waren.” Ziele auch einhaltenAls “Jahr der Normalität” bezeichnete Andreas Mattner, Geschäftsführer des Shoppingcenterentwicklers und -betreibers ECE sowie Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) das Jahr 2010. “Die Immobilienbranche wird erstmals als wichtige Branche wahrgenommen”, sagte Mattner und verweist auf Passagen im Koalitionsvertrag – und wünscht sich für 2010, dass die Koalition die selbst gesetzten Ziele im Immobilienbereich auch tatsächlich einhält.