ANLAGEPRODUKTE

Absicherung nicht effizient

Volatilitätsprodukte nur taktisch einsetzbar - Ergebnisse von Langfristanlagen enttäuschend

Absicherung nicht effizient

Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten haben das Interesse an Absicherungsstrategien stark ansteigen lassen. Anleger haben Volatilität als Assetklasse entdeckt, mit der sie auch Absicherungskonzepte umsetzen können. Die Ergebnisse von langfristigen Anlagen sind enttäuschend. Passive Volatilitätsprodukte eignen sich eher für kurzfristige taktische Investitionen.Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Wahl in Italien hat die Angst vor der Staatsschuldenkrise wieder aufflammen lassen. Die Pattsituation hat das Land quasi unregierbar gemacht. Es wird befürchtet, dass der Reform- und Sparkurs, den Mario Monti in den zurückliegenden Monaten verfolgt hat, verlassen wird. Der Dax ist seit seinem Höchstkurs in eine leicht abwärts gerichtete Konsolidierung übergegangen. Parallel dazu ist der VDax kräftig von 12 auf über 18 % gestiegen. Der Volatilitätsindex des Dax errechnet sich aus den Optionen auf den Dax und gibt die implizite Volatilität, also die augenblicklich vom Markt erwartete Volatilität wieder. Im Gegensatz zur impliziten beschreibt die historische Volatilität die tatsächliche realisierte Volatilität. Inverse EntwicklungDie Volatilität hat eine Eigenschaft, die von Investoren geschätzt wird: Sie entwickelt sich am Aktienmarkt invers zu den Kursen. Gehen die Notierungen des deutschen Leitindex nach oben, sinkt der VDax. Fallen die Kurse rasch ab, nimmt die Volatilität stark zu, weil der Markt die Risikoprämien in den Derivaten anhebt. Wegen dieser gegensätzlichen Bewegung eignen sich die Produkte auf die implizite Volatilität theoretisch zur Depotabsicherung.In Volatilität können Anleger nicht direkt investieren, daher wird sie mit Hilfe von Indizes wie dem VDax abgebildet. Eine Reihe von Zertifikaten, Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Notes (ETN) bildet diese Marktbarometer ab. Die Ergebnisse dieser indirekten Abbildung sind aus verschiedenen Gründen bisher wenig erfolgreich. Zum einen haben sich die Volatilitäten in den vergangenen Jahren im Anschluss an die Insolvenz der US-Bank Lehman Brothers bis auf gelegentliche Ausschläge kontinuierlich zurückgebildet. Eine Buy-and-hold-Strategie führte daher zu kräftigen Verlusten. Einbußen beim RollenEine weitere Ursache für die Misserfolge ist die auch vom Rohstoffmarkt bekannte Fristenstrukturkurve. Sehr häufig befinden sich die Terminkurven der Volatilitäts-Futures in einer Contango-Phase. Dadurch kommt es zu sogenannten Rollverlusten, wenn der Anbieter bei Produkten ohne Laufzeitbegrenzung aus den auslaufenden Kontrakten in Futures mit längeren Laufzeiten “rollt”.Der iPath S & P 500 VIX Short-Term Futures ETN, der bereits 2009 in den USA eingeführt wurde, zeigt die Problematik. Das Produkt von Barclays spiegelt die Wertentwicklung des S & P 500 VIX Short-Term Futures Index TR wider. Der Index bildet eine täglich rollierende Long-Position in CBOE Volatility Future mit einer Laufzeit von einem und zwei Monaten ab. Der Index verlor im laufenden Jahr mehr als 74 % seines Wertes. Der S & P 500 legte dagegen um rund 5 % zu. Die Korrelation des Volatilitätsindex zum US-Leitindex beträgt – 0,79. Trotz der nicht unerheblichen Verluste in den vergangenen Monaten ist der ETN bei den Anlegern beliebt. Aktuell verwaltet Barclays in diesem Produkt Anlegergelder in Höhe von 1,3 Mrd. Dollar.Ähnliche Verluste wie der iPath-ETN in den USA hat auch der von Source in Deutschland angebotene ETF auf den S & P 500 VIX Short-Term Future (IE00B46HPB89) hinnehmen müssen. Der nur 12 Mill. Euro umfassende Indexfonds bildet den S & P 500 VIX Short Term Future in Dollar ab. Laufzeiten limitierenDie Zertifikateanbieter haben das Roll-Problem gelöst, indem sie Partizipationszertifikate beispielsweise auf den VStoxx Mini Future mit unterschiedlich limitierten Fälligkeiten anbieten. Damit umgehen sie die Roll-Problematik. Aber auch diese Produkte können nur taktisch eingesetzt werden, wenn der Anleger einen Anstieg der Volatilität erwartet. Für eine längerfristige Portfolioabsicherung eignen sie sich schon wegen der limitierten Laufzeiten nicht. Dieses Problem soll der Nomura Voltage Mid-Term Source ETF von Source umgehen (IE00B3LK4075). Der ETF spiegelt die Wertentwicklung des sogenannten Nomura Voltage Strategy Mid-Term 30-day Index (Voltage) in Dollar wider, der sich an der Entwicklung des S & P 500 VIX Mid-Term Futures Index orientiert. Der Voltage investiert in den VIX-Index und wechselweise in US-Schatzanweisungen mit dreimonatiger Laufzeit. Die Gewichtung des S & P 500 VIX Mid-Term Futures Index wird durch die eigene 30-Tage-Volatilität gesteuert. Sie kann zwischen null und 100 % pendeln. Je höher die Volatilität im Vergleich zu derjenigen in 30 Tagen notiert, desto größer ist der Anteil des Index.Die Gewichtung erfährt eine tägliche Adjustierung. Damit sollen die Nachteile einer Buy-and-hold-Position in Volatilität über die VIX-Futures umgangen werden. Die Verluste betragen im laufenden Jahr zwar “nur” 12,1 %, aber der ETF hat auch den Anstieg der Volatilität seit Ende Januar wegen der Zeitverzögerung in der Gewichtung nicht voll mitgemacht. Im Einmonatszeitraum liegt ein Gewinn von 4,6 % vor. Langzeitanleger haben allerdings binnen eines Jahres einen Verlust von 53 % erlitten. Die Entwicklung bei dem ETF sollte sich in den kommenden Wochen verbessern, sofern die Volatilität auf hohem Niveau bleibt oder sogar weiter steigt.Dieser Volatilitäts-ETF eignet sich am ehesten für Anleger, die von einem kurz- bis mittelfristigen Anstieg der Volatilität ausgehen und den ETF taktisch einsetzen wollen. Für eine Langfristabsicherung eignen sich die “Vola”-ETN und -ETF nicht.