ASSET MANAGEMENT - GASTBEITRAG

Absolut-Return-Ansätze trotzen Niedrigzinsen und schlagen Aktien

Börsen-Zeitung, 13.8.2013 Derzeit herrscht eine besondere Gemengelage an den Finanzmärkten: Die anhaltende Schuldenkrise in Europa und das außergewöhnlich niedrige Zinsniveau führen zu einer tiefen Verunsicherung bei den institutionellen Anlegern....

Absolut-Return-Ansätze trotzen Niedrigzinsen und schlagen Aktien

Derzeit herrscht eine besondere Gemengelage an den Finanzmärkten: Die anhaltende Schuldenkrise in Europa und das außergewöhnlich niedrige Zinsniveau führen zu einer tiefen Verunsicherung bei den institutionellen Anlegern. Die Lage an den Kapitalmärkten ist für Investoren so schwierig wie selten zuvor.Dabei sind die Bedürfnisse institutioneller Investoren nach wie vor unverändert: Sie brauchen stabile und berechenbare Cash-flows, um eine notwendige Mindestverzinsung auf Jahressicht zu erreichen, und das bei möglichst geringem Risiko. Die zunehmende Regulierung jedoch konterkariert teilweise eine langfristig ausgerichtete Vermögensallokation mit dem Ergebnis, dass auskömmliche Renditen immer schwerer zu erzielen sind. Regulierung belastetSeitdem Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2008 sagte, dass kein Finanzplatz und kein Finanzmarktakteur unreguliert bleiben solle, ist viel passiert. Die Neuregelungen der Regulierung, wie das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB), die AIFM-Richtlinie oder Solvency II, treffen Asset Manager genauso wie Investoren. Ohne Zweifel haben sich in der globalen Finanzkrise in allen Finanzsektoren regulatorische Schwächen gezeigt, aber bei der Umsetzung der Regulierung muss sowohl für Asset Manager wie auch für Versicherer sichergestellt sein, dass langfristig sinnvolle Anlagestrategien nicht benachteiligt werden.Es geht schließlich nicht nur um die Erhaltung von Vermögen, sondern um eine zentrale Rolle in der Gesellschaft und die damit verbundene Zukunft von Millionen von Menschen. Denn durch die Stärkung der privaten und betrieblichen Altersversorgung wird ein wichtiger Beitrag zur Vermögensbildung, zur Erhaltung der Lebensqualität im Alter und letztendlich zur Sicherung der Renten geleistet. Um diesen Beitrag für die Zukunft nicht zu gefährden, ist ein verantwortungsvolles Handeln aller Beteiligten notwendig. Als eine Reaktion auf die derzeit schwierigen Bedingungen haben viele europäische Altersvorsorgeeinrichtungen bereits begonnen, ihr Investmentuniversum zu erweitern. Gesucht werden dabei diversifizierende, alternative Anlagekonzepte mit asymmetrischen Rendite-Risiko-Profilen, um wettbewerbsfähige Kapitalmarktrenditen zu erzielen. Viele dieser alternativen Strategien verfolgen dabei einen Absolute-Return-Gedanken: Partizipation an Aufwärtsphasen und Verlustbegrenzung durch aktives Risikomanagement in schlechten Marktphasen. Die Aufgeschlossenheit von Anlegern in Richtung einer breiteren Diversifizierung und tieferen Spezialisierung auf Gesamtportfolio-Ebene wächst. Das zeigt auch der Blick in die Statistik. Alternativen gefragtZahlen des Datenanbieters Absolut Research belegen, dass europaweit mittlerweile über 166 Mrd. Euro in alternativen Ucits-Anlagestrategien investiert sind. Ein Großteil davon entfällt auf komplexe Equity-, Fixed-Income- und Multi-Asset-Strategien, aber auch auf ganz neue Assetklassen wie Volatilitätsstrategien.Wenn Absolute-Return-Ansätze ein Baustein in der Vermögensallokation sind, dann muss man sich intensiv mit den einzelnen Strategien beschäftigen. Absolute-Return-Konzepte sind weder eine Wunderwaffe noch ausschließlich ein wohlklingender Marketing-Coup. Die Ergebnisse unserer Studien, die wir regelmäßig seit 2008 halbjährlich mit Daten des Analysehauses Lipper durchführen, bestätigen, dass eine differenzierte Betrachtung notwendig ist.Erfreulich ist, dass im Fünf-Jahres-Vergleich immerhin 65 % der untersuchten Absolute-Return-Fonds positive Renditen erzielten. Die durchschnittliche Rendite der Fonds liegt dabei bei 0,78 % pro Jahr. Um diese Zahl besser einordnen zu können, ist ein Vergleich mit den großen Indizes hilfreich. Im selben Zeitraum weist die Entwicklung beispielsweise des Euro Stoxx 50 ein deutliches Minus von 9,74 % pro Jahr auf, die des MSCI World liegt bei einem Minus von 3,68 % pro Jahr. Damit erzielten Absolute-Return-Produkte eine bessere Performance als Aktien und konnten ihr Minimalziel einer positiven Rendite über einen Anlagezyklus erreichen. Verluste begrenzenEin nachhaltiger Nutzen besteht für den Investor aber erst dann, wenn die Rendite der Absolute-Return-Fonds über der risikoadjustierten Geldmarktrendite (Sharpe Ratio) liegt. Dies ist im Fünf-Jahres-Vergleich mehr als einem Drittel der Produkte gelungen. Zwei Drittel der Produkte allerdings konnten dieses Ziel nicht erreichen und blieben damit hinter ihren Ansprüchen zurück. Auch die Streuung der Ergebnisse zeigt die großen Qualitätsunterschiede der verschiedenen Strategien. Aus Sicht der Investoren ist es daher wichtig, künftig genau hinzusehen, in welche Konzepte sie investieren.Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass die Erfahrung im Portfolio- und im Risikomanagement entscheidend für den Anlageerfolg ist. Je länger der Track Record der Absolute-Return-Fonds ist, desto geringer sind die Maximalverluste (Maximum Drawdowns). Fonds mit einem Track Record von mindestens fünf Jahren weisen mit einem Minus von 3,19 % einen niedrigeren Maximalverlust auf als Fonds mit einer dreijährigen ( – 4,59 %) oder einjährigen Performance-Historie ( – 5,65 %). Damit zeigt sich, dass es gerade unter schwierigen Marktbedingungen darum geht, die Vermögenswerte vor Verlusten zu schützen.Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass es sich für Investoren lohnt, sich intensiv mit den Strategien auseinanderzusetzen. Allerdings ist es wichtig, realistisch zu bleiben. Das gilt gerade im Hinblick auf die zu erwartenden Renditen im Niedrigzinsumfeld. Die Herausforderung für Investoren bleibt dabei, erfolgreiche Strategien zu identifizieren. Belastbare und transparente Track Records von mindestens drei bis fünf Jahren können hierbei gute Hinweise liefern. Auch im derzeit schwierigen Kapitalmarktumfeld zwischen verschärfter Regulierung und dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld gibt es durchaus Chancen, den Wunsch der Investoren nach auskömmlichen Renditen bei geringen Risikobudgets zu erfüllen. Neue WegeDie grundsätzlich stärkere Ausrichtung auf mehr sachwertorientierte Investitionen ist als ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sehr zu begrüßen. Daneben wird zukünftig aber auch das Interesse der Investoren nach alternativen Anlagestrategien weiter zunehmen, um das Portfolio im Rahmen der teilweise limitierten Risikobudgets breiter zu diversifizieren. Denn nur wenn wir bereit sind, ausgetretene Pfade zu verlassen und alternative Anlagechancen zu nutzen, können wir für die Stärkung der privaten und betrieblichen Altersversorgung und letztlich zur Sicherung der Renten einen wertvollen Beitrag leisten.—-Ralf Lochmüller, Managing Partner und Sprecher der Partner Lupus alpha