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Aktiv ist nicht immer aktiv

Zahl der Fondsmanager mit starker Benchmark-Orientierung steigt - Studie zeigt eine sinkende Portfolioaktivität

Aktiv ist nicht immer aktiv

Nur wenigen Fondsmanagern war es in den zurückliegenden Jahren vergönnt, den Markt langfristig zu schlagen. Stattdessen scheinen sich immer mehr Manager sklavisch an die Benchmark zu klammern, an der sich das Portfolio orientieren muss. Eine aktuelle Analyse zeigt nun, dass sich einige große Flaggschiffe unter den Fonds immer stärker an dem Referenzindex orientieren, statt durch aktives Management einen Mehrwert für den Anleger zu erzielen.Von Armin Schmitz, FrankfurtInvestoren suchen verzweifelt nach Fondsmanagern, die in der Lage sind, einen Markt wie ein Spurenleser deuten zu können. Nur wenigen Portfoliomanagern gelang es in den vergangenen Jahren, den Markt – wie seinerzeit der legendäre Bill Miller – langfristig zu übertrumpfen. Dem ehemaligen Fondsmanager von Legg Mason war es 15 Jahre in Folge gelungen, den S & P 500 zu übertreffen. Doch diese Spezialisten sind so selten wie die Blaue Mauritius unter den Briefmarken. Stattdessen scheinen sich immer mehr Fondsmanager sklavisch an die Benchmark zu klammern, an der sich der Fonds orientieren muss. Mit der Orientierung an dieser Messlatte erspart sich der Fondsmanager aber die Blamage und den Erklärungszwang für eine schwache Performance – es war dann eben der Markt.Doch 2004 konnten die Professoren Martijn Cremers und Antti Petajisto von der Yale School of Management zeigen, dass der bekannte Magellan Fonds dem S & P 500 nahezu passiv eins zu eins folgte. Sie fragten sich dann, ob der Anleger nicht zu hohe Gebühren für ein vermeintlich aktives Portfolio bezahlt, das wie ein passiv abgebildeter Benchmark-Index aussieht.Eine Reihe von neueren Untersuchungen deutet an, dass der aktive Anteil des Fondsportfolios von amerikanischen Fondsmanagern in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen ist. Die Fonds bilden stattdessen immer mehr den Index ab. Die Analysen zeigen, dass viele aktive Large-Cap-Fonds als sogenannte Index-Closer gelten, also Fonds, die sich sehr stark an den Indizes orientieren. Damit konkurrieren diese Fonds immer mehr mit den Exchange Traded Funds (ETF), die den Markt, den Sektor oder die Branche sehr viel preiswerter abbilden können.Doch wie aktiv sind die deutschen Fondsmanager? Eine aktuelle Untersuchung des Analysehauses Morningstar zeigt, dass auch deutsche Fondsmanager der größten Aktienfonds, die auf weltweite Unternehmen setzen, ihrer Benchmark, dem MSCI World, eng folgen. Insgesamt wurden 20 Flaggschiffe, die Anlegergelder von 1,2 Mrd. Euro bis rund 10 Mrd. Euro verwalten, unter die Lupe genommen.Morningstar-Analyst Ali Masarwah nutzte bei der Untersuchung die von Cremers und Petajisto entwickelte Kennzahl “Active Share”, d.h. den prozentualen Anteil des Vermögens eines Fonds, der von der Benchmark abweicht. Orientiert sich der Fondsmanager sehr stark an dem Referenzindex und investiert beispielsweise in dieselben Werte und mit der gleichen Gewichtung des MSCI World, liegt der Active-Share-Wert bei null. Damit kommt er auf denselben Wert wie ein reiner passiver Indexfonds. Werte unter 40 % bedeuten nach Ansicht der beiden Forscher, dass der Fondsmanager ein Closet Indexer ist. Erreicht der Active Share dagegen ein Niveau von 100 %, bedeutet dies: Der Fonds hat keine Übereinstimmung mit dem MSCI World. Ab einem Level von 80 % sprechen Cremers und Petajisto von einem aktiven Fonds. Die Morningstar-Analyse zeigt, dass sich der Active-Share-Wert dieser Fonds Ende März dieses Jahres zwischen 56 % und 93 % bewegte.Per definitionem ist kein Closet Indexer unter den untersuchten Fonds. Die größte Nähe zur Benchmark weist der Fidelity International A auf. Bei dem von Nick Peters betreuten Fonds bewegt sich der Active Share seit 2011 stabil auf einem 50er-Niveau. Insgesamt ist die Managementaktivität also deutlich geringer als bei den Konkurrenzprodukten. Mit einer Dreijahresrendite von 12,3 % p. a. erzielte Peters zwar ein überzeugendes Ergebnis. Gerade bei einem Investment im Universum des MSCI World erwartet der Anleger bei einer Verwaltungsgebühr von 1,5 % jährlich sicherlich eine größere Managementaktivität. “Grundsätzlich sollte ein Fondsmanager, der aktive Gebühren von Investoren vereinnahmt, auch aktives Management an den Tag legen. Tut er das nicht, kann man in der Tat hinterfragen, ob dieses Investment die Gebühren wert ist”, mahnt Masarwah.Besonders auffällig sind die Werte bei zwei DWS-Fonds. Bei dem Vermögensbildungsfonds I und dem DWS Akkumula reduzierten sich die Active-Share-Werte von 85,1 % bzw. 86,2 % im März 2011 auf jeweils 69,2 % Ende März 2013. Hier stellt sich die Frage, ob im Vorfeld des Übergangs des Managements von Klaus Kaldemorgen auf Andre Köttner das relative Risiko durch eine größere Indexnähe reduziert worden ist. Alternativ ist der niedrige Active Share die Handschrift des neuen Fondsmanagers sein. Tracking Error hinzuziehenObwohl Cremers und Petajisto mit der großen Auswahl an untersuchten Fonds zeigen konnten, dass der aktive Fondsmanager gegenüber der Benchmark eine Outperformance erzielen konnte, ist Masarwah der Ansicht, dass der Active Share primär nichts über die Qualität aussagt, sondern nur etwas darüber, wie eng der Fonds sich am Index orientiert. Letztlich gebe es eine Reihe von Fondsmanagern, die recht unabhängig von der Benchmark agierten, aber dennoch wenig Erfolg hätten. “Man sollte den Active Share nicht allein zur Beurteilung eines Fonds heranziehen, sondern mit anderen Kennzahlen kombinieren. Die Yale-Professoren Cremers und Petajisto haben etwa ermittelt, dass es sinnvoll ist, den Active Share mit dem Tracking Error zu kombinieren”, sagt Masarwah.