ASSET MANAGEMENT - GASTBEITRAG

Alternative Investments auf dem Prüfstand

Börsen-Zeitung, 19.11.2013 Die Branche für alternative Investments ist im Umbruch. Seit dem 21. Jahrhundert verändert sich ihr Umfeld kontinuierlich. Vor allem in den vergangenen fünf Jahren entfaltete sich aufgrund des Niedrigzinsumfeldes eine ganz...

Alternative Investments auf dem Prüfstand

Die Branche für alternative Investments ist im Umbruch. Seit dem 21. Jahrhundert verändert sich ihr Umfeld kontinuierlich. Vor allem in den vergangenen fünf Jahren entfaltete sich aufgrund des Niedrigzinsumfeldes eine ganz besondere Dynamik: Parallel zur wachsenden Bedeutung alternativer Investments stellen institutionelle Anleger, Aufsichtsbehörden und Wettbewerber die Anbieter und ihre Produkte zunehmend auf den Prüfstand. Die Messlatte liegt hoch: Von der Branche werden nicht nur langfristig attraktive Renditen erwartet, sondern auch ein exzellentes Reporting in Bezug auf Performance und Risiken.Welche Chancen und Hürden die Branche sieht und in welche Richtung sie sich in einem Zeitraum von fünf Jahren bewegen wird, hat State Street in Zusammenarbeit mit dem auf alternative Investments spezialisierten Analysehaus Preqin in einer Umfrage unter rund 400 Managern weltweit analysiert. Zu den Befragten zählten Manager von Hedgefonds, Private-Equity-Fonds und Immobilienfonds. Im Wesentlichen kristallisierten sich dabei fünf Themen heraus. Performance im BlickEine besonders neue Qualität erhält die Diskussion um alternative Investments durch die Transparenzdebatte. So entscheiden sich institutionelle Anleger zwar aus den verschiedensten Gründen für eine Anlage in alternative Anlagen, Performance steht dabei jedoch immer an erster Stelle. Wie diese generiert wird und welche Risiken damit verbunden sind, steht im Zentrum des Interesses.Parallel mit der wachsenden Bedeutung der Assetklasse werden die professionellen Anleger immer anspruchsvoller: Sie wollen in regelmäßigen Abständen und in vollem Umfang wissen, wie und wodurch Performance generiert wird, welche Fondsstrategien verfolgt werden, was die Renditetreiber und die damit verbundenen Risiken sind.Der Umfrage zufolge gilt die Forderung institutioneller Investoren nach mehr Transparenz als wichtigster Treiber innerhalb der Branche. Seit 2008 stellen die Anbieter alternativer Investments ihren Anlegern entsprechend mehr Informationen in immer kürzeren Intervallen zur Verfügung.Doch die Qualität der Informationen lässt oftmals noch zu wünschen übrig: So wendet beim Reporting lediglich ein kleiner Teil der Befragten (15 %) neue Verfahren zur Beurteilung von Performance und Risiken an. Angesichts der Komplexität der Branche, der steigenden Anforderungen an die Verwaltung von alternativen Investments und des wachsenden Datenbestands sind künftig hochentwickelte Datenplattformen notwendig, um Anlegern qualitativ hochwertige und verwertbare Daten und Analyseprozesse zu bieten. Im sich verschärfenden Wettbewerb ist dies ein entscheidender Vorteil. Hohe Kosten befürchtetDen Fondsmanagern ist diese Tatsache bewusst, dennoch fürchten sie die Kosten, die ein innovatives und verbessertes Datenmanagement und Reporting mit sich bringen: Fast 90 % der befragten Fondsmanager rechnen damit, dass die Verwaltungskosten für das Anlageportfolio innerhalb der kommenden fünf Jahre steigen. In der Konsequenz dürften einige Anbieter alternativer Investments die Übertragung bestimmter Back- und Middle-Office-Funktionen an externe Dienstleister prüfen. Jedenfalls halten viele der befragten Private-Equity- und Immobilien-Manager dies für eine passable Lösung. Dies würde es erlauben, sich wieder verstärkt dem eigentlichen Kerngeschäft widmen zu können. Klage über RegulierungsflutNeben den Transparenzanforderungen stellt auch eine strengere Regulierung eine Belastungsprobe dar: Fast zwei Fünftel der Befragten halten die erforderlichen regulatorischen Anpassungen für eine der größten Herausforderungen. Das komplexe Rahmenwerk aus nationalen und internationalen Regelungen – beispielsweise AIFM-Richtlinie, Emir, Dodd-Frank Act, Fatca und nicht zuletzt die lokalen Abweichungen zwischen den verschiedenen Rechtsvorschriften – macht es für die Anbieter alternativer Investments schwierig, eine stimmige Strategie zu entwickeln.Immerhin sind annähernd 40 % der Befragten der Ansicht, dass die Regulierungsanforderungen den Wandel der Branche vorantreiben. Mehr als ein Drittel der befragten Hedgefondsmanager glaubt, dass die strengere Regulierung für mehr Transparenz und einen einheitlichen Standard in der Fondsindustrie sorgen wird.Daneben sorgt die zunehmende Beliebtheit alternativer Anlagen für einen schärferen Konkurrenzkampf innerhalb der Branche. Verstärkt drängen Fondsmanager mit neuen und innovativeren Produkten auf den Markt. Für 82 % der befragten Fondsmanager stellt die Akquisition neuer Anlagegelder in den kommenden fünf Jahren daher eine große Herausforderung dar. Wenngleich institutionelle Anleger gerne größeren Investmentfonds den Vorzug geben, um die geforderte Qualität zu sichern, ist die Lage für kleinere Anbieter nicht ausweglos: Auch Nischenanbieter haben Chancen – vorausgesetzt, sie entsprechen den Qualitätsansprüchen institutioneller Investoren. Drei Aspekte beherzigenDie Umfrage zeigt: Die Forderung nach mehr Transparenz, der verschärfte Wettbewerb und die strengere Regulierung halten die Branche auf Trab. Um in diesem veränderten Umfeld zu reüssieren und den Anforderungen von Anlegern und Aufsichtsbehörden gleichermaßen zu entsprechen, sollten die folgenden drei Aspekte Grundlage jeder strategischen Entscheidung sein:- Stimmige Strategie in Sachen Regulierung: Die aufsichtsrechtlichen Anforderungen sollten möglichst so effizient umgesetzt werden, dass zum einen die Risiken verringert und zum anderen die Fondsmanager wieder befähigt werden, sich auf ihre eigentliche Arbeit zu konzentrieren.- Höhere Qualität bei Performance und Reporting: Anleger wollen zuverlässige und stabile Renditen und einen hochwertigen Berichts- und Analyseprozess. Hier muss die Messlatte intern höher angesetzt werden.- Professionalisierung der operativen Systeme: Die Stärkung der oben genannten Kompetenzen bei gleichzeitiger Kostenreduktion erfordert exzellente Geschäftsprozesse und einen strategischen Umgang mit dem Thema Datenmanagement.In dieser anhaltenden Niedrigzinsphase halten Profianleger in zunehmendem Umfang nach Anlagemöglichkeiten bei alternativen Investments Ausschau.Das künftige Wachstum der Anlageklasse alternative Investments hängt wesentlich von der Fähigkeit und Bereitschaft der Branche ab, ihren Leistungskatalog anzupassen. Regulierung, erhöhte Anforderungen der Anleger und ein intensiver Verdrängungswettbewerb sind Hürden, die Fondsmanager meistern müssen.Manager von alternativen Investments, die im Wettbewerb erfolgreich sein wollen, müssen in der Lage sein, den neuen Anforderungen von Anlegern und Aufsichtsbehörden gerecht zu werden und gleichzeitig Exzellenz in Bezug auf Geschäftsprozesse und Performance sicherzustellen.—-Jörg Ambrosius, Geschäftsführer State Street Bank