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Alterung macht Medizintechnik attraktiv

Hohe Wachstumsraten durch demografische Veränderungen - Selektiver Ansatz erforderlich

Alterung macht Medizintechnik attraktiv

Von Armin Schmitz, Frankfurt Der Gesundheitssektor hat in den vergangenen Wochen bei den Investoren mehr Beachtung gefunden. In Zeiten konjunktureller Abkühlung legen die Investoren Wert auf defensive Anlagen und bei den Unternehmen auf ein kontinuierliches Gewinnwachstum. Allerdings nicht der gesamte Gesundheitssektor, sondern nur einzelne Bereiche erfüllen diese Bedingungen. Besondere Aufmerksamkeit erregt der Medizintechniksektor. Im Unterschied zu den Pharmaunternehmen gibt es so gut wie keine regulatorischen Hindernisse oder noch keine Gefahr durch preiswertere Nachahmerprodukte. Die Medizintechnik profitiert besonders von der Überalterung der Gesellschaft und der Erforschung neuer medizinischer Therapien. Allein in Industrienationen wie Deutschland nehmen die demografischen Veränderungen dramatische Formen an. So verschiebt sich der Anteil der 65-Jährigen und Älteren an der Gesamtbevölkerung von aktuell rund 24 % bis zum Jahr 2040 auf 52,6 %. Häufigkeit nimmt zuDas hat erhebliche Folgen auf die Häufigkeit von Erkrankungen. Die Branche verzeichnet daher weltweit beeindruckende Wachstumsraten. Der Sektor konnte sich in den vergangenen Monaten nicht ganz dem Abwärtstrend an den internationalen Aktienmärkten entziehen. Für Anleger heißt es daher, einen selektiven Ansatz zu fahren und Unternehmen mit einer erkennbar innovativen Produktpalette und einem starken Gewinnwachstum zu wählen. Diese Voraussetzungen erfüllt der Schweizer Orthopädiekonzern Synthes mit zweistelligen Wachstumsraten und einer Bruttomarge von 83 %. Dank der konstanten Ausweitung des Produktangebots im Bereich Osteosynthese, also der Versorgung von Knochenbrüchen und Knochenläsionen mit Metallimplantaten, und einem suffizienten Vertriebsteam haben die Schweizer ihre Konkurrenten Stryker und Smith & Nephew überholt und sind mit einem Anteil von 48 % Marktführer. Aufgrund der neuen Produkte für Hüft- und Handgelenksfrakturen oder die Wirbelsäulenimplantate erwarten Analysten eine Fortsetzung des hohen Gewinnwachstums. Defensive AnlageSo liegt nach Angaben von Lehman Brothers das durchschnittliche jährliche Gewinnwachstum pro Aktie in den vergangenen drei Jahren bei 17 %, das Umsatzwachstum bei 13 %. Mit einem für 2009 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 und einer Prämie von 9 % gegenüber dem Sektor eignet sich der Orthopädiewert als defensive Anlage in einem volatilen Marktumfeld. Sonova gilt im Bereich Hörtechnik als eines der innovativsten Unternehmen. Der Akustikgeräteproduzent hat zuletzt angekündigt, das Innovationstempo anzuheben, um ein hoch wettbewerbsfähiges Produktportfolio anzubieten. Analysten von Sal. Oppenheim sind optimistisch, dass die beiden Faktoren zu einem soliden Umsatzwachstum führen und die operativen Margen verbessern werden. Konjunktur kühlt abDas in Stäfa in der Schweiz beheimatete Unternehmen hat unlängst seine Ertragsprognose noch einmal für das im kommenden März endende Geschäftsjahr bestätigt. Es stellt ein internes Umsatzwachstum von rund 10 % in Lokalwährungen in Aussicht und eine Verbesserung der Gewinnmarge um rund 50 Basispunkte. Hier besteht allerdings ein Risiko, dass sich diese nicht ganz einhalten lassen. So haben die Konkurrenten wie der Hörgerätehersteller William Demant, GN Resound und Sonic Innovations Daten vorgelegt, die auf ein verlangsamtes Marktwachstum hinweisen. Vor allem das Geschäft in Nordamerika kann unter der konjunkturellen Abkühlung leiden. Entgegen der Einschätzung vieler Analysten ob der hohen Korrelation des Geschäftsverlaufes mit der aktuellen Konjunkturlage lagen die Wachstumsraten vom Zahnimplantate-Hersteller Straumann in den ersten sechs Monaten dieses Jahres deutlich über den Erwartungen. So wuchs der Umsatz um 4 %, das Ebit um 7 % und der Reingewinn um 10 %. Das Unternehmen hat seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr noch einmal bestätigt. Eine risikoärmere Alternative zur Einzeltitelauswahl bietet das Zertifikat auf den S-Box-Medizintechnik-Index (DE000DB2MED0). Es basiert auf der Kursentwicklung der zehn größten Unternehmen aus der Medizintechnik-Branche. Mit einem Anteil von 15 % sind Boston Scientific und Medtronic die größten Index-Werte. Jeweils drei Titel kommen aus den USA und der Schweiz. Je einer aus Deutschland, Großbritannien, Japan und Australien. Das Zertifikat hat sich im Vergleich zum Gesamtmarkt halten können und verlor lediglich 6 % und war damit deutlich besser als der Gesamtmarkt. Seit März dieses Jahres weist das Produkt gar eine Rendite von 5 % auf.