Kapitalanlage

Anleger auf Wohnungssuche

Immobilienaktien zeigen Überhitzungszeichen - Hohe Dividendenrenditen sichern Risiken ab

Anleger auf Wohnungssuche

Von Armin Schmitz, Frankfurt Der amerikanische Immobilienboom scheint sich dem Ende entgegenzuneigen. Nachdem in den vergangenen fünf Jahren in den USA die Häuser- und Wohnungspreise um jährlich 14 % stiegen, mehren sich die Zeichen einer Abkühlung. So wurden im Januar dieses Jahres 5,2 % weniger Einheiten verkauft als im Vergleichsmonat zuvor. Eine Reihe US-Kapitalanleger schichten Teile ihrer Investitionen um und legen die Liquiditätsüberschüsse auf dem deutschen Immobilienmarkt an. Die Ausländer schätzen die Chancen in Deutschland besser ein als die heimischen Konkurrenten selbst. So erregte der Kauf der Gemeinnützigen Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten (Gagfah) mit bundesweit 81 000 Wohnungen für 3,5 Mrd. Euro durch Fortress im Jahr 2004 Aufsehen. Im gleichen Jahr kauften Cerberus und Whitehall vom Land Berlin die Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (GSW) für 2,1 Mrd. Euro. In der vergangenen Woche einigte sich der Dresdner Stadtrat darauf, den gesamten kommunalen Wohnungsbestand von 48 000 Wohnungen für 1,7 Mrd. Euro an die New Yorker Beteiligungsgesellschaft Fortress abzugeben. Ausländer bleiben aktivAusländische Investoren sehen im deutschen Immobilienmarkt vielfältige und profitable Anlagemöglichkeiten. Der Anteil der Ausländer an Deals in Wohn- und Gewerbeimmobilien ist gegenüber 2004 um 33 % auf mehr als 50 % gestiegen. Die Ausländer bleiben auch 2006 am deutschen Markt aktiv. Zusätzliche Impulse werden von den Real Estate Investment Trusts (Reits) erwartet. Experten rechnen daher für 2006 mit einer wachsenden Preisdynamik. Aufgrund der Belebung der Wirtschaft sieht man auch das Interesse an Wohnimmobilien wieder wachsen. Die Nachfrage nach Einzelhandelsimmobilien bleibt ungebrochen groß. Langfristig sei mit weiter steigenden Preisen zu rechnen, heißt es. Die Aktien der deutschen Immobilienunternehmen haben die positive Entwicklung bereits vorweggenommen und sind stark gestiegen. Der Sektor gilt als deutlich überhitzt. Lediglich den Werten mit einer hohen Dividendenrendite wird noch ein adäquates Chance-Risiko-Verhältnis bescheinigt. Steuerfreie AusschüttungDie Deutsche Wohnen konzentriert sich auf deutsche Wohnimmobilien, sie modernisiert und verkauft an Mieter, Selbstnutzer und Privatinvestoren. Der Schwerpunkt des Wohnungsportfolios befindet sich im Rhein-Main-Gebiet und in Rheinland-Pfalz. Das Geschäft läuft gut. Das Unternehmen verzeichnete 2005 einen Anstieg des Nettogewinns von 70 %. Der Wert ist nach dem starken Kursanstieg mit einem KGV von 41 nicht mehr preiswert.Die Aktie ist aber nach unten gut abgesichert. Derzeit weist das Mainzer Immobilienunternehmen eine Dividendenrendite von 3,5 % auf. Die Dividende ist für den deutschen Privataktionär vollständig steuerfrei. Die Steuerfreiheit der Dividende ist voraussichtlich für die nächsten sechs bis sieben Jahre gewährleistet. Die Deutsche Euroshop investiert ausschließlich in ertragsstarke Shoppingcenter in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und einigen osteuropäischen Staaten. Das Unternehmen konnte im Geschäftsjahr 2005 den Net Asset Value um 4 % auf 45,70 Euro pro Aktie steigern. Der Konzernüberschuss wuchs um 60 % auf 44,5 Mill. Euro. Ausschlaggebend waren Bewertungsergebnisse von Shoppingcentern in Harburg und Wetzlar. Für das Geschäftsjahr 2006 erwartet die Gesellschaft eine Steigerung des Umsatzes und des operativen Ergebnisses von 20 %. Der Wert ist mit einem für 2006 geschätzten KGV von 21 moderater bewertet als Konkurrenzaktien. Wie die Deutsche Wohnen zahlt Euroshop eine steuerfreie Dividende (3,6 %). IVG gilt mit einem Immobilienportfolio im Wert von 3,3 Mrd. Euro als eine der größten börsennotierten Immobiliengesellschaften. Sie hat sich auf die Vermietung und den Verkauf von Büro- und Gewerbeimmobilien fokussiert. Dank realisierter Immobilientransaktionen mit Rodamco Europa, des Verkaufs eines Shoppingcenter in Finnland und der Neuvermietung von Kavernen stieg der Gewinn in den ersten drei Quartalen um 73 %. Ende März wird mit der Vorlage der vollständigen Bilanz gerechnet. Nach einem Kursanstieg von mehr als 35 % seit Januar konsolidiert das Papier oberhalb von 24 Euro. Zu den Highflyern gehören sicherlich Colonia Real Estate, die seit der Jahreswende bereits um 150 % gestiegen sind. Die Notierung hat den positiven Geschäftsverlauf vorweggenommen. Nachdem 2004 noch ein Verlust zu Buche stand, erreichten die Kölner 2005 mit einem Ergebnis von 1,85 Euro je Aktie erstmals einen Gewinn. Damit konnten sie die mehrfach nach oben korrigierten Prognosen übertreffen. Der Bruttoumsatz stieg um das Fünfzigfache auf fast 41 Mill. Euro. Die Gewinnprognose der Kölner für 2006 von 3,53 Euro wird von den Experten als zu niedrig angesehen. Analysten der Commerzbank rechnen mit 7,50 Euro pro Aktie. Die Aufnahme des Immobilienwerts in den SDax am 20. März könnte der Aktie noch einmal zusätzliche Impulse geben.