Anleger bevorzugen physische Abbildung
Die kontrovers geführte Diskussion über die Risiken von Exchange Traded Funds (ETF) hat sich abgekühlt. Trotz der Verunsicherung durch die Staatsschuldenkrise und der hohen Kursschwankungen an den Aktienmärkten verzeichnen die Anbieter von Indexfonds wieder Zuflüsse. Genauere Analysen zeigen jedoch, dass die swapbasierten ETF immer noch nicht die gleichen Zuflüsse aufweisen wie die physisch abbildenden Indexfonds.Von Armin Schmitz, FrankfurtDer Markt für börsengehandelte Indexfonds ist im ersten Halbjahr wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Im Zeitraum von Januar bis Juni verzeichneten die Anbieter von Exchange Traded Funds (ETF), Exchange Traded Products (ETP) und Exchange Traded Commodities (ETC) Zuflüsse von 2 Mrd. Euro. Während die Anleger 1,6 Mrd. Euro in ETF anlegten, flossen 496 Mill. Euro in die Rohstoffprodukte. Unter Berücksichtigung der positiven Preiseffekte wuchs der ETP-Markt in Europa um 6,7 % auf 221,9 Mrd. Euro. Das zeigt eine Analyse der Deutschen Bank zum europäischen ETP-Markt im ersten Halbjahr 2012.Die börsengehandelten Indexfonds stehen nach der Vorlage der Regulierungvorschläge durch die EU-Finanzaufsicht ESMA nicht mehr im Zentrum der Kritik. Die Unsicherheit durch die Staatsschuldenkrise hat dennoch ihre Spuren am Markt für Indexfonds hinterlassen. So liegt das Wachstum des Anlegervermögens deutlich hinter dem Markt in den USA zurück. Dort wuchs das Vermögen in den Passivprodukten um 11,2 %. Insgesamt verzeichneten die Anbieter Zuflüsse von 72 Mrd. Dollar. Eine genauere Analyse der Zu- und Abflussdaten des europäischen ETF-Marktes zeigt, dass sich 2012 eine Zweiklassengesellschaft gebildet hat. iShares hat ihre Marktführerschaft nicht nur verteidigen, sondern sogar ausbauen können. Nach Angaben der Deutschen Bank verzeichnete der Anbieter physisch replizierender Indexfonds Zuflüsse von 4,6 Mrd. Euro auf 89,9 Mrd. Euro. Damit wuchs der Marktanteil auf 40,5 %. Ob die Investorengelder letztlich aus dem Umfeld der Mutter BlackRock selbst kommen, geht aus den Analysen der Deutschen Bank nicht hervor. Geldmarkt-ETF wenig gefragtLitt im Jahr 2011 im Wesentlichen nur ein Anbieter (Lyxor) von swapbasierten ETF unter größeren Abflüssen, mussten in den ersten sechs Monaten auch andere Anbieter von swapbasierten bzw. synthetischen Indexfonds Abflüsse hinnehmen. So verzeichnete der gemessen am Anlegervermögen zweitgrößte Anbieter, DB X-Trackers, Nettoabflüsse von 1,1 Mrd. Euro. Auch wenn die Rückgaben nur wenige Produkte wie beispielsweise den Eonia-ETF betrafen, konnte DB X-Trackers nicht ausreichende Neugelder akquirieren. Die Deutsche-Bank-Tochter verlor insgesamt einen Marktanteil von 0,8 Prozentpunkten auf 14,6 %. Anleger zogen rund 800 Mill. Euro aus den Lyxor-Produkten ab. Der Marktanteil reduzierte sich ebenfalls um 0,8 Prozentpunkte auf 12,3 %. Weitere Anbieter swapbasierter Produkte wie Commerzbank und EasyETF verloren dreistellige Millionen-Euro-Beträge. Die Analyse der Deutschen Bank zeigt, dass die Investoren in den ersten sechs Monaten dieses Jahres insgesamt 1,3 Mrd. Euro aus den swapbasierten Produkten abzogen. 6,5 Mrd. Euro wurden dagegen in physisch replizierenden ETP neu angelegt. Ende Juni wurden rund 139 Mrd. Euro in physischen ETF verwaltet, knapp 83 Mrd. Euro in synthetischen Indexfonds. Interesse an AnleihenWährend in den USA vor allem Rentenprodukte gefragt sind, vereinten in Europa die Aktien-Indexfonds Zuflüsse von 1,9 Mrd. Euro auf sich. Rohstoffe verzeichneten Zuflüsse von rund 900 Mill. Euro. Rentenprodukte kamen auf Neugelder von 1,4 Mrd. Euro. In dieser Kategorie waren vor allem Indexfonds auf Euro-Unternehmensanleihen gefragt. Die Zuflüsse in europäische Renten-Produkte sind tatsächlich nur ein Bruchteil der weltweit 40 Mrd. Dollar, die im ersten Halbjahr weltweit in Fixed-Income-ETF neu angelegt wurden. Dieser Trend wird sich fortsetzen, wenn es nach den Analysten von iShares geht. In den nächsten zehn Jahren werde das Vermögen in Renten-ETF weltweit von aktuell 302 Mrd. Dollar auf über 2 Bill. Dollar zunehmen. 1,4 Bill. Dollar vereinen dann die Bond-ETF in den USA auf sich. Die restlichen 600 Mrd. Dollar verteilen sich auf die Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) sowie Asien.