Kapitalanlage

Anleger fliegen auf BRIC-Produkte

Größter Fonds schon über 1 Mrd. Euro schwer - Emerging Markets eignen sich zur Beimischung

Anleger fliegen auf BRIC-Produkte

Von Christopher Kalbhenn, Frankfurt Die Anleger haben ein neues Objekt der Begierde entdeckt. Sie fliegen derzeit geradezu auf Investment-Produkte, die mit dem Code “BRIC” versehen sind. BRIC steht für die großen Emerging-Markets-Länder Brasilien, Russland, Indien und China. Die starken Kursentgewinne ihrer Aktienmärkte, ihre hohen Wachstumsraten und sehr zuversichtliche Erwartungen für ihre langfristige Entwicklung ziehen die Anleger geradezu magnetisch an. Spektakulär ist der Verkaufserfolg, den die DWS Investments mit ihrem Fonds DWS Invest BRIC plus erzielt. Erst Ende März dieses Jahres aufgelegt, liegt sein Volumen bereits bei 1,05 Mrd. Euro. Damit ist absehbar, dass noch weitere BRIC-Produkte auf den Markt kommen werden. Neue WirtschaftsriesenAusgangspunkt der BRIC-Euphorie ist eine aufsehenerregende Studie von Goldman Sachs vom Oktober 2003 mit dem Titel “Dreaming with BRICs: The Path to 2050”. Darin sagte die US-Investmentbank eine Umwälzung der Weltwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten voraus, bei der neue Riesen die Führung an sich reißen. Dank ihrer deutlich überdurchschnittlichen Wachstumsraten werden die BRIC-Staaten laut der Prognose im Jahr 2040 eine größere Wirtschaftsleistung auf sich vereinigen als die derzeit in dieser Hinsicht führenden sechs Staaten. Goldman Sachs zufolge werden die BRIC-Länder nacheinander beispielsweise an Deutschland vorbeiziehen, als letztes Land des Quartetts Brasilien im Jahr 2040.In den BRIC-Staaten und anderen Schwellenländern ist ein dynamischer Prozess in Gang gekommen. Überdurchschnittliche Wachstumsraten, eine stark wachsende, junge Bevölkerung mit ebenfalls stark wachsenden Einkommen, niedrige Produktionskosten, kräftig anziehende Auslandsinvestitionen und riesige Rohstoffvorkommen treiben die Entwicklung an. Hinzu kommen Reformen und Modernisierungsmaßnahmen sowie eine ausgereiftere Wirtschaftspolitik, die die Länder auf ein solideres Fundament stellen als in den von mehreren Emerging-Markets-Krisen geprägten neunziger Jahren. Bedeutsam für den Aktienanleger ist darüber hinaus, dass das Verhältnis von Aktienmarktkapitalisierung zu Bruttoinlandsprodukt in den BRIC-Staaten spürbar niedriger ist als in den entwickelten Nationen. Das deutet auf erhebliches langfristiges Aufholpotenzial hin.Allerdings sollten sich die Anleger auch nicht unkritisch auf BRIC- bzw. Emerging-Markets-Anlagen stürzen. Sie eignen sich hervorragend zur Beimischung im Rahmen eines langfristigen Vermögensaufbaus. Keinesfalls sollte ein sehr großer Anteil des Vermögens dort angelegt werden. Trotz der vielversprechend aussehenden langfristigen Perspektiven bergen die BRIC-Märkte auch erhebliche Risiken. Die Schwellenländer sind sehr stark von der Weltwirtschaft und von Kapitalzuflüssen aus den entwickelten Ländern abhängig. Eine Abschwächung beispielsweise des US-Wachstums und / oder nachlassende Zuflüsse könnten stärkere temporäre Rückschläge auslösen. Das Gleiche gilt beispielsweise für politische Risiken. Sichtbar wurde dies beim Yukos-Fall in Russland oder bei der überraschenden Abwahl der indischen Regierung im vergangenen Jahr, die einen, wenn auch nur kurzzeitigen, Kurseinbruch auslöste. Einstiegsgelegenheiten nutzenDarüber hinaus sind die Aktienmärkte der Schwellenländer seit dem Jahr 2003 bereits sehr stark gelaufen. Gemessen am MSCI Emerging Markets, der sich auf Rekordniveau bewegt, haben sie seither bis zu 149 % gewonnen. Die Märkte sind außerdem nicht mehr durchweg ausgesprochen günstig, sondern in einzelnen Fällen sogar schon recht anspruchsvoll bewertet. Weniger risikobereiten Anlegern sollte daher geraten werden, sich mit BRIC-Investments aktuell zurückzuhalten bzw. sich allenfalls in eher kleinem Rahmen zu engagieren und auf Korrekturbewegungen bzw. günstige Einstiegsgelegenheiten zu warten. Diese sollten dann aber konsequent zum Einstieg genutzt werden.Anlegern, die nicht auf eine Korrektur warten wollen, stehen etliche BRIC-Produkte zur Verfügung. Bei dem erwähnten Fonds der DWS ist allerdings zu beachten, dass sein Anlageuniversum über die BRIC-Länder hinausgeht. Wie durch den Namen “Invest BRIC plus” angedeutet, können auch andere Länder einbezogen werden. Bei Auflegung wurde festgelegt, mindestens 60 % bis 70 % des Vermögens in den BRIC-Ländern anzulegen, wobei jedes Land mit mindestens 10 % vertreten sein muss. Diese aufgeweichte BRIC-Variante ist kein Nachteil. Denn sie ermöglicht eine breitere Streuung und damit eine tendenzielle Risikoverringerung. Reine BRIC-Produkte sind dagegen die Fonds “ISI BRIC Equities” der dänischen Sydinvest International und “HSBC GIF BRIC Freestyle”. Hinzu kommt eine weitere Variante in Gestalt eines Zertifikats von ABN Amro. Dieses “BRIC Open End Zertifikat” ist ein Basket, in dem vier gleichgewichtete Index-Open-End- Zertifikate enthalten sind. Bei den Indizes handelt es sich um den ABN Amro Brazil Index, den ABN Amro India Index, den Russian Depository Index und den Hang Seng China Enterprises. Bei einem Blick in die Portfolien der Fonds zeigt sich, dass der Anleger mit den BRIC-Produkten ein Investment mit starker Rohstofflastigkeit tätigt. Dabei steht eindeutig der Energiebereich im Vordergrund. Unter den Top-Ten-Engagements der Fonds sind durchweg die russischen Energietitel Lukoil und Gazprom zu finden. Top-Favorit der drei Fonds ist eindeutig die brasilianische Petrobras. Sie liegt bei HSBC mit einem Gewicht von 6,6 % an erster Stelle, bei ISI (6,4 %) und DWS (4,1 %) auf dem zweiten Rang. Durchgängig ganz oben ist auch die brasilianische CVRD, einer der führenden Eisenerzförderer der Welt. Außerhalb des Rohstoffbereichs gehört lediglich China Mobile zu den Titeln, die bei den Fonds durchweg zu den Top Ten nach Gewichtung zählen.