ANLAGEPRODUKTE

Anleger lieben hohe Kupons

Anleihencharakter macht Aktienanleihen beliebt - Aktienrisiken werden vergessen

Anleger lieben hohe Kupons

Viele Anleger in Deutschland und der Schweiz schätzen unter den Zertifikaten die Aktienanleihen wegen ihres anleihenähnlichen Charakters und der hohen Kupons. Ausgeblendet werden dagegen die Aktienrisiken bei diesen Produkten.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Aktienmärkte sind vielen Anlegern wegen der Staatsschuldenkrise zu unsicher. Geld im Anleihenmarkt zu parken, ist wegen des niedrigen Zinsniveaus wenig attraktiv. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt bei lediglich 2,7 %, zweijährige Bundesanleihen kommen gerade mal auf eine Rendite von 1,2 %. In der Schweiz sind die Renditen noch niedriger. So wirft eine zehnjährige eidgenössische Obligation lediglich 1,68 % ab, bei zweijährigen Titeln bleiben nicht einmal 1 % übrig. Kein Wunder also, dass die Aktienanleihen bzw. die Reverse Convertible Bonds, wie sie bei den Schweizer Nachbarn genannt werden, äußerst beliebt sind. Sie werden vor allem wegen ihrer zum Teil zweistelligen Kupons geschätzt.Nach Angaben des Schweizer Verbands für Strukturierte Produkte (SVSP) hatten die Anleger Ende März dieses Jahres fast 47 Mrd. sfr bzw. 40 Mrd. Euro in diese Produkte investiert. Das Bild in Deutschland sieht dagegen anders aus. Die Banken verzeichnen in den Aktienanleihen laut Angaben des Deutschen Derivate Verbandes (DDV) lediglich ein Volumen von 4,9 Mrd. Euro, was einem Marktanteil von 4,9 % entspricht.War diese Zertifikatestruktur früher ein Nischenprodukt, brachte die steuerliche Gleichstellung der Aktienanleihen mit Anlagezertifikaten mit der Einführung der Abgeltungsteuer im Januar 2009 die Wende (siehe nebenstehendes Interview). Bis dahin galten Aktienanleihen wegen der Kuponzahlung als Finanzinnovation, auf sie musste in voller Höhe Kapitalertragsteuer entrichtet werden. Die neue Regelung führt hier wie bei den Vollkaskoprodukten zu einer Reduzierung der Steuerschuld auf 25 %, allerdings zuzüglich Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer.Die Attraktivität dieses Produkts resultiert aus der einfachen Struktur und den anleihenähnlichen Eigenschaften. Die Reverse Convertible Bonds oder auch Equity Linked Bonds sind vor allem für Seitwärtsmärkte entwickelt worden. Ist der Basiswert eine Aktie, auf die sich die Anleihe bezieht, liegt eine Aktienanleihe vor. Ist die Entwicklung des Produkts abhängig von der Entwicklung eines Index, wird es Indexanleihe genannt. Definierter NennwertDie klassischen Aktienanleihen sind wie eine klassische Anleihe mit einem definierten Nennwert ausgestattet und beziehen sich in der Regel auf eine oder sogar mehrere Aktien. Beim Start der Produkte entspricht die Höhe des Nennwerts einer festgelegten Zahl der zugrunde liegenden Aktien mit einem zum Startzeitpunkt gültigen Kurs. Dieses Kursniveau wird dann als Basispreis festgehalten. Darüber hinaus bietet der Emittent einen Zinskupon, der deutlich höher ist als der einer vergleichbaren Anleihe. Zweistellige Renditen sind bei Aktienanleihen auf mehrere Basiswerte möglich.Bei Fälligkeit des Produkts wird der Kupon dem Anleger garantiert ausgezahlt. In welcher Form der Nennwert zurückgezahlt wird, entscheidet sich durch den Kurs des Basiswerts. Notiert dieser auf oder über dem Basiswert, erfolgt die vollständige Rückzahlung des Nennwerts in bar. Liegt die Notierung darunter, ist es in der Regel die Lieferung der festgelegten Anzahl von Aktien pro Anleihe, die dann im Wert gesunken sind. Erst wenn der Anleger die Anteile verkauft, fällt auch ein Verlust an.Während hierzulande die Deutschen nach Angaben von Heiko Geiger von Vontobel die klassische Variante bevorzugen, kaufen die Schweizer lieber Produkte mit einer zusätzlicher Barriere, die sogenannten Barrier Reverse Convertibles. Diese entsprechen den Protect-Aktienanleihen hier, die mit Teilschutzmechanismen ausgestattet sind.Die Protect-Pro-Aktienanleihe auf Bayer (DE000VT1ZK64) erklärt die Struktur. Diese Aktienanleihe bietet bis zum Fälligkeitstag, dem 20. Juli 2012, einen sicheren Kupon von 8,35 % auf den Nennwert von 1 000 Euro. Das ergibt eine Rendite von 8,03 % p.a. Damit die Bank auch den Nennwert von 1 000 Euro am Laufzeitende zurückzahlt, darf Bayer nicht unter die Barriere von 47,859 Euro bzw. 70 % des Startwertes fallen. Das entspricht einem Risikopuffer von 29,7 %. Liegt der Kurs am Fälligkeitstag, dem 20. Juli 2012, auf oder unter der Barriere, wird der Emittent den Restnennwert in Form von Aktien tilgen. Der Anleger macht erst einen Verlust, wenn durch den Verlust der Bayer-Aktie auch der Kupon aufgezehrt wird.Der Investor von Aktienanleihen hat zwar den Vorteil eines überdurchschnittlich hohen Kupons, andererseits besitzt er fast das volle Aktienmarktrisiko. Dieses ist jedoch gegenüber dem Direktinvestment durch den Zinsertrag abgefedert. Darüber hinaus besteht bei einem starken Kursanstieg der Aktie die Gefahr, dass ihm die Kursgewinne eines Direktinvestments entgehen.