ANLAGEPRODUKTE

Anleger meiden Geldmarkt-ETF

Produkte profitieren kaum von der Flucht aus Anleihen - Niedrige Kosten bei synthetischen Konstruktionen

Anleger meiden Geldmarkt-ETF

Die Furcht vor einer Änderung der US-Geldpolitik hat zu kräftigen Kapitalbewegungen an den Finanzmärkten geführt. Da nicht sicher ist, wann die Zinswende in den USA erfolgt, gingen die Anleger auf Nummer sicher und schichteten in den vergangenen Wochen Milliardenbeträge in aktiv gemanagte Geldmarktfonds um. Am Markt für börsengehandelte Indexfonds warten die Money-Market-ETF noch auf ihr Comeback.Von Armin Schmitz, FrankfurtNach Jahren mit Zuflüssen haben die Anleger in den zurückliegenden Wochen Milliardenbeträge aus Anleihefonds abgezogen. Nach Angaben des Analysehauses TrimTabs Investment Research summieren sich die Abflüsse seit Juni auf ein Volumen von 120 Mrd. Dollar. Allein im zweiten Quartal verzeichneten Emerging-Markets-Anleihefonds Abflüsse von 22 Mrd. Dollar. Die Investoren trennten sich in den vergangenen Monaten allerdings nicht nur von ihren Positionen in Asien oder Lateinamerika, sondern verkauften auch Indexfonds auf etablierte Indizes. So verlor der weltweit größte ETF, der SPDR S & P 500, im August rund 14 Mrd. Dollar.Da nicht sicher ist, wann der Ausstieg der US-Notenbank aus der historisch lockeren Geldpolitik erfolgt, gingen die Anleger auf Nummer sicher und schichteten ihr Kapital in den vergangenen Wochen in die klassischen Geldmarktfonds um. Im August flossen allein 52 Mrd. Dollar in Geldmarktfonds als sogenannten sicheren Hafen – trotz der mageren Renditen. Das waren 21 Mrd. Dollar mehr als noch im Vormonat.Auch auf dem Markt der passiven Exchange Traded Funds (ETF) findet der Anleger ein Angebot von mehr als zehn recht liquide gehandelten Geldmarkt-ETF, die Anlegergelder von 5,1 Mrd. Dollar bzw. 3,8 Mrd. Euro verwalten. Deutlich weniger von den Kapitalbewegungen an den Finanzmärkten konnten bisher die passiven Geldmarktprodukte profitieren. Nach Angaben von BlackRock flossen im August lediglich 197 Mill. Dollar bzw. 159 Mill. Euro in die Money-Market-ETF. Insgesamt musste die Gesellschaft im laufenden Jahr jedoch Abflüsse von 1 Mrd. Dollar hinnehmen.Am Markt gibt es im Wesentlichen drei verschiedene Konstruktionen. Die Kosten dieser Produkte unterscheiden sich erheblich. Von Gesellschaften wie Comstage, DB X-Trackers und Lyxor werden beispielsweise synthetische Indexfonds angeboten, die Erträge einer Einlage zum Eonia-Satz (Euro Overnight Index Average) abbilden, die täglich neu angelegt wird. Mit Verwaltungsgebühren von 0,05 bis 0,15 % jährlich gelten die Produkte als deutlich preiswerter als zwei Drittel aller traditionellen aktiv gemanagten Geldmarktfonds. Der Eonia-Satz liegt derzeit bei 0,068 % und ist damit nicht besonders üppig. Anleger konnten daher mit dem ETF Euro Cash (Eonia) der Société-Générale-Tochter Lyxor (FR0010510800) und dem Eonia ETF von DB X-Trackers (LU0290358497) nach Abzug der Kosten im Einjahreszeitraum nichts verdienen, sie mussten allerdings auch keine Verluste hinnehmen. Liquider HandelDas Besondere: Der Handel über die Börse ist liquide und sehr preiswert. Das zeigt das Xetra-Liquiditätsmaß (XLM) der Deutschen Börse. Die Produkte von Lyxor und DB X-Trackers weisen einen Wert von lediglich 0,86 und 0,51 Basispunkten auf. Die Kennzahl XLM zeigt, welche Kosten der zeitgleiche Kauf und Verkauf einer Position bei einer Auftragsgröße von 100 000 Euro hätte. Je kleiner also der XLM-Wert ist, desto liquider und preiswerter ist der Handel. Von Amundi wird ein Indexfonds angeboten, der die Erträge von Geldmarktpapieren widerspiegelt. Der Amundi ETF Cash 3 Months EuroMTS Investment Grade Ucits ETF (FR0010754200) spiegelt den EuroMTS Government Bill Index wider, der die Performance eines Portfolios mit Investment-Grade-Staatsanleihen einer Restlaufzeit von drei Monaten nachvollzieht. Es handelt sich um einen synthetischen ETF, bei dem der Index über eine Swap-Konstruktion abgebildet wird. Der Index enthielt zuletzt Papiere von Emittenten wie Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien oder den Niederlanden. Im laufenden Jahr blieb dem Anleger lediglich ein Ertrag von 0,3 %. Der Handel ist aber alles andere als preiswert. 5,51 Basispunkte (BP) fallen bei den Transaktionen an.Eine andere Variante bietet iShares mit dem eb.rexx Money Market ETF (DE000A0Q4RZ9) an. Dieser Indexfonds bildet über den eb.rexx Money Market Index ein Portfolio mit deutschen Staatsanleihen einer Restlaufzeit von zwischen einem Monat und einem Jahr ab. Es handelt sich um einen physisch replizierenden ETF. Wegen der Kursverluste an den Rentenmärkten leidet der ETF unter leichten Verlusten von 2,5 % innerhalb des Einjahreszeitraums. Der Handel des Indexfonds ist nicht preiswert. So lag der XLM-Faktor zuletzt bei 5,58 Basispunkten.Geldmarkt-ETF sind sicherlich liquide Produkte, um Liquidität kurzfristig zu parken. Renditewunder sind allerdings wegen der niedrigen Geldmarktzinsen nicht zu erwarten. Die Kosten sind auf den ersten Blick zwar niedrig. Allerdings unterscheiden sich die Produkte stark bei den Transaktionskosten.