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Anleger warten auf Regierungswechsel in Indien

Aktienmarkt erreicht Rekordhoch - Ausländische Investoren leiden aber unter Abwertung der Rupie

Anleger warten auf Regierungswechsel in Indien

Indische Aktien sind gefragt wie nie. Ausländische Anleger haben zweistellige Milliardenbeträge in den Aktienmarkt des asiatischen Landes investiert, weil der Exportboom zu einem kräftigen Wirtschaftswachstum geführt hat. Deutsche Anleger wurden aber bisher enttäuscht. Währungsverluste haben den Fonds, die in indische Aktien investieren, erhebliche Verluste beschert. Investoren erhoffen sich von einem Regierungswechsel Impulse für die Währung.Von Armin Schmitz, FrankfurtDer indische Aktienmarkt befindet sich auf Rekordkurs. Zu Wochenanfang hat der S & P BSE Sensex 21 300 Punkte und damit ein Allzeithoch erreicht. Die Anleger setzen darauf, dass nach neun Jahren ununterbrochener Führung durch Manmohan Singh (Kongresspartei) eine neue Regierung das Ruder übernimmt. Die oppositionelle Bharatiya Janata Party (BJP) hat in vier von fünf Regionalwahlen gewinnen können. Diese gelten als Stimmungstest vor den Parlamentswahlen im Frühjahr. Experten erhoffen sich von einer neuen Regierung, dass sie die notwendigen Reformen auf den Weg bringen wird. Unter anderem müsste die Bürokratie abgebaut und die hohen Investmentbarrieren gesenkt werden. Export boomtDer indische Aktienmarkt ist im laufenden Jahr um 9,4 % gestiegen, in den vergangenen 24 Monaten sogar um 31 %. Der Aktienmarkt profitierte auf der einen Seite von den wachsenden Exporten, die die Gewinne der Unternehmen steigen ließen. Indiens Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,8 % gestiegen. Es lag damit leicht über den Erwartungen der Analysten. Auf der anderen Seite sorgte die lockere Geldpolitik der US-Notenbank für hohe Zuflüsse durch ausländische Anleger. Im laufenden Jahr legten die internationalen Investoren rund 18 Mrd. Dollar in indischen Aktien an. Das waren die kräftigsten Zuflüsse von ausländischen Anlegern in Asien direkt hinter dem Aktienmarkt in Japan.Viele Anleger konnten in den vergangenen Monaten nicht von den kräftigen Gewinnen am indischen Aktienmarkt profitieren. Denn parallel zu dem Aufschwung der Aktienkurse hat die indische Rupie deutlich abgewertet. Gegenüber dem Euro ging der Wert um mehr als 21 % zurück. Über zwölf Monate sind es sogar 23,2 %.Die Fonds in der Morningstar-Kategorie “Aktien Indien” verloren wegen dieser Währungsverluste im laufenden Jahr durchschnittlich 8,6 % an Wert. Auch über den längeren Zeitraum von drei Jahren erlitt der Anleger mit den Länderfonds einen Rückgang von durchschnittlich 7,6 % p. a. Hoher Cash-AnteilDie genaue Analyse zeigt, wie schwer es die Aktienfonds haben, die in den indischen Aktienmarkt investierten. Es gab keinen Fondsmanager, der im laufenden Jahr in die Gewinnzone vordringen konnte. Bester Fonds ist gemäß den Angaben von Morningstar der von Sankaran Naren verwaltete Nordea-1 Indian Equity Fund BI Euro (LU0637334078) mit einem geringen Minus von 0,5 %. Der im Juli 2012 aufgelegte Fonds weist auch im Einjahreszeitraum einen Verlust von 2,8 % aus. Naren hatte Ende Oktober im Portfolio den Schwerpunkt mit einem Anteil von mehr als 22 % auf Werte aus dem Informationstechnologiesektor gelegt. Finanzwerte kamen auf knapp 16 %. Auffällig ist, dass der Fonds, der Anlegergelder von umgerechnet 122 Mill. Euro verwaltet, einen recht hohen Cash-Anteil von mehr als 12 % vorhält. Auch der First State Indian Subcontinent Fund Class I (IE0008369930) entwickelte sich in den vergangenen Monaten besser als der Kategoriedurchschnitt. Letztlich konnte sich der Fonds aber den Währungsturbulenzen auch nicht entziehen. Hälfte der Werte investierbarDie Fondsmanager Vinay Agarwal und David Gait haben sich auf qualitativ gute Unternehmen mit nachhaltigem Gewinnwachstum und attraktiver Bewertung fokussiert, die die Corporate Governance strikt berücksichtigen. Daher investieren sie lediglich in die Hälfte der ca. 100 indischen Aktien aus der Benchmark, dem MSCI India Index.Dennoch verbuchten Agarwal und Gait über die zurückliegenden zwölf Monate einen Verlust von 2,6 %. Über drei Jahre liegt dann wieder ein Gewinn von durchschnittlich 1,3 % jährlich bei einem Risiko von 18,1 % vor. Erst der Anleger, der seinen Fonds bereits mehr als fünf Jahre lang hält, kommt in den Genuss einer Wertsteigerung von 22,7 % jährlich.Die Entwicklung der Fonds, die am indischen Aktienmarkt investieren, war für den Anleger in den vergangenen Jahren wenig erfreulich, da die Währung massiv abgewertet hat. Sie leidet darunter, dass die indische Regierung ihren Versprechen größerer Reformen wenig Taten hat folgen lassen. Mit einem Regierungswechsel nach den Wahlen im Frühjahr nächsten Jahres kann sich das Blatt wenden. Bis dahin sollte der Anleger allerdings noch auf bessere Einstiegskurse bei den Aktienfonds warten.