ASSET MANAGEMENT

Appetit auf Aktien lockt Anleger in Mischfonds

Produkte mit verschiedenen Assetklassen seit Jahresbeginn gefragt - Im Vertrieb werden sie als Basisanlage empfohlen

Appetit auf Aktien lockt Anleger in Mischfonds

Weil die Renditeaussichten von Anleihen niedrig sind, gehen Fondssparer wieder etwas höhere Risiken ein. Mischfonds kombinieren sichere und spekulative Investments und sind in der Anlegergunst gestiegen. Die Branche rechnet damit, dass die Produkte beliebt bleiben.Von Jan Schrader, FrankfurtDas niedrige Zinsniveau und geringe Renditeaussichten für Anleihen zwingt Sparer zum Umdenken. Die vergleichsweise sicheren Rentenfonds sind nach einem starken zurückliegenden Jahr in der Gunst der Anleger im ersten Quartal 2013 deutlich gesunken. Aktienfonds gelten aber noch immer als sehr riskant. Daher greifen Anleger sowohl in Deutschland als auch Europa wieder zu Mischfonds, die verschiedene Assets in einem Produkt bündeln.Insgesamt flossen im ersten Quartal 2013 rund 6,9 Mrd. Euro in die Mischfondstöpfe der deutschen Fondshäuser, berichtet der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Die luxemburgische Gesellschaft Ethenea z.B. sammelte mit dem “Ethna-Aktiv E” von Januar bis März netto rund 366 Mill. Euro ein, Union Investment kam mit dem “PrivatFonds: Kontrolliert” auf 297 Mill. Euro. Zinsen und Renditen vergleichsweise sicherer Anlagen reichen kaum noch aus, um die Inflation auszugleichen. “Um einen realen Wertverlust zu vermeiden, müssen Anleger ins Risiko gehen”, sagt Markus Dörr, Produktspezialist der DWS Investment. Weil Aktienfonds angesichts hoher Kursverluste im vergangenen Jahrzehnt als riskant gelten, setzen Anleger mit Mischfonds auf einen Kompromiss: etwas bessere Chancen, etwas mehr Risiko.Ein weiterer Vorteil von Mischfonds sei ihre Flexibilität, heißt es in der Branche. In turbulenten Marktphasen etwa könne das Management spekulative Assets zugunsten sicherer Wertpapiere umschichten – eine Option, die bei Fondsprodukten auf einzelne Anlageklassen nicht möglich ist.Damit hoffen die Anbieter auch, den passiven Indexfonds (ETF) Paroli bieten zu können. Zwar ließen sich auch mit Passivprodukten die Risiken im Depot streuen, räumt Klaus Riester ein, Geschäftsführer und Vertriebsleiter von Union Investment. “Es gibt dann aber niemanden, der die Zusammensetzung der Assetklassen steuert.” Auch für den Vertrieb erkennt die Branche einen Vorteil in den Mischfonds: Weil Banken und Sparkassen ihre Produktlinien mitunter ausdünnen, könnten sich Mischfonds als Komplettpaket für die Geldanlage durchsetzen. Denn “wie eine Vermögensverwaltung” biete der Fondstyp alles aus einer Hand, sagt Ingo Mainert, Managing Director der Allianz Global Investors. Ähnlich sieht es Hansainvest-Vertriebsgeschäftsführer Dirk Zabel: Mischfonds seien als Basisinvestment ideal. So würden die Partnergesellschaften der Signal-Iduna-Tochter Mischprodukte als einheitlichen Baustein an einen breiten Kundenstamm empfehlen. Um individuellen Wünschen gerecht zu werden, kämen andere Produktgruppen ergänzend hinzu.Apropos ergänzend: Umstritten ist, ob neben Anleihen, Aktien und Liquidität auch andere Assetklassen in einen Mischfonds gehören. Im Markt sind bereits viele dieser “Multi-Asset-Fonds” zu finden. Die Hamburger Gesellschaft Mack & Weise z.B. hat mehr als ein Drittel des “M&W Privat” in Edelmetalle investiert. Das Fondsvermögen der “Sachwerte”-Fonds der DekaBank steckt zu einem Zehntel in offenen Immobilienfonds. Mit der breiten Streuung verfolgen Fondsmanager eine bestimmte Strategie oder versuchen, das Risiko zu verteilen.Andere Fonds konzentrieren sich auf Aktien, Anleihen und Liquidität, etwa der seit 1950 vertriebenen Allianz-Klassiker “Fondra” oder die Produkte der 2012 aufgelegten Dachfondsreihe “BasisAnlage” der DekaBank. Für Anleger sei die Auswahl weniger Assetklassen mitunter leichter zu verstehen, als wenn viele zusammengemischt würden, heißt es in den Fondshäusern. Konservativ bis ausgewogenEtwas deutlicher ist die Tendenz in der Ausrichtung der Fonds: Vor allem ausgewogene Mischvarianten, aber auch konservative Produkte mit hohem Anleiheanteil sind laut BVI derzeit erfolgreich, während sich aktienlastige Produkte insgesamt weniger gut schlagen. Diese Tendenz bestätigen auch Union Investment und die DekaBank.Der bei Anlegern so beliebte “PrivatFond: Kontrolliert” der Union Investment etwa ist überwiegend in Anleihen investiert, während der offensivere Fondsklassiker “UniRak” kaum noch Zuflüsse verzeichnet. In der “BasisAnlage” der DekaBank sind die Varianten mit Aktienanteilen von bis zu 20% und 40% erfolgreich, während der Fonds mit einem Anteil von bis zu 60% geringe Zuflüsse verzeichnet. Trotz zuletzt starker Aktienmärkte seien die privaten Sparer zaghaft, berichten die Fondshäuser. Dass die Anleger ihre Gelder aus den Mischfonds abziehen und ausschließlich in Aktienvehikel investieren, zeichnet sich also nicht ab.