ASSET MANAGEMENT

Aserbaidschans Ölfonds will Musterschüler sein

Transparenz soll staatlichen Sofaz glaubwürdig machen - Regierung von Einnahmen abhängig - Immobilienkäufe in Europa

Aserbaidschans Ölfonds will Musterschüler sein

Der Ölfonds Aserbaidschans will ein positives Beispiel sein in einem Land, das Beobachter als wenig demokratisch und anfällig für Korruption einstufen. Transparent und zum Wohle des Volkes wolle man das Vermögen verwalten, sagt Vizechef Israfil Mammadov. Der Fonds investiere in die Modernisierung des Landes – und schütze die Gelder vor Begehrlichkeiten.Von Jan Schrader, FrankfurtDas Bild Aserbaidschans im Ausland ist nicht gut. Medien und Justiz verhielten sich gegenüber dem Präsidenten Ilham Alijew und der herrschenden Partei Neues Aserbaidschan (YAP) überwiegend unterwürfig, die Wahlen seien Beobachtern zufolge unsauber, Proteste würden zuweilen brutal unterdrückt, berichtet etwa die amerikanische Organisation Freedom House. Im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International rangiert das Land auf Rang 139, nahezu gleichauf mit den Nachbarn Russland und Iran, weit abgeschlagen hinter Armenien (Rang 105) und Georgien (Rang 51).Ein anderes Bild gibt der Ölfonds des Landes ab, der State Oil Fund of the Republic of Azerbaijan (Sofaz). Folgt man der Bewertung des Linaburg-Maduell Transparenzindex des amerikanischen Sovereign Wealth Fund Institute, spielt der Ölfonds Aserbaidschans in einer Liga mit Fonds wie Temasek aus Singapur oder dem Pensionsfonds Norwegens. Jährliche und unabhängig überprüfte Geschäftsberichte seien für den Fonds des 9,3 Millionen Einwohner zählenden Staates ebenso selbstverständlich wie die Offenlegung der Portfolio-Zusammensetzung – ein Maß an Transparenz, das längst nicht von allen Staatsfonds eingehalten werde, geht aus dem Index der Organisation hervor. Auch der stellvertretende Chief Executive Officer Israfil Mammadov ist um ein positives Bild bemüht: Nach dem Fall der Sowjetunion und dem Krieg mit Armenien gehe es mit dem Land bergauf, sagt er. Die Infrastruktur im Lande habe man von Grund auf aufgebaut. Wer das Land nach vielen Jahren erneut besuchen würde, wäre von den Fortschritten überrascht, glaubt er.Für den Aufschwung, so sagt er, habe die Gründung des Sofaz zum Jahresende 1999 eine wichtige Rolle gespielt. Lange bevor die Öleinnahmen in die Höhe schossen, seien Gelder nicht in die Töpfe der Ministerien, sondern in einen Fonds geflossen, der sparen und investieren soll. Politiker votierten hingegen oft dafür, das Geld auszugeben. Anfang Juli lagen in dem Fonds rund 34,7 Mrd. Dollar, das entspricht etwa der Hälfte des Bruttoinlandsproduktes des Landes. “Wir müssen das Fondsvermögen für die künftige Generation erhalten”, beschreibt Mammadov die Rolle des staatlichen Fonds. Der Staat hängt am ÖlDer Sofaz soll nicht nur angesichts schwankender Ölpreise für Stabilität sorgen, er soll auch Investitionen in Infrastruktur und andere Projekte ermöglichen und die Abhängigkeit vom Öl beseitigen. Davon dürfte das Land aber noch weit entfernt sein. Der Staat finanziert sich überwiegend aus den Töpfen des Fonds, wie Pläne für das Jahr 2013 zeigen. Von den 19,2 Mrd. Manat (18,3 Mrd. Euro) an Staatseinnahmen sollen 11,4 Mrd. Manat (10,8 Mrd. Euro) direkt aus dem Sofaz stammen. Weitere 2,0 Mrd. Manat (1,9 Mrd. Euro) fließen in konkrete Projekte, vor allem zur Förderung der Öl- und Gasindustrie wie etwa für den Bau einer gemeinsamen Raffinerie mit der Türkei oder einer Ölbohrinsel im Kaspischen Meer, aber auch für zivile Projekte, etwa die Unterstützung von Flüchtlingen aus dem Konflikt mit Armenien um die Region Bergkarabach oder für den Bau einer Zugverbindung nach Georgien und in die Türkei. Auf der Einnahmenseite des Fonds stehen fast ausschließlich Erlöse aus dem Öl- und Gasgeschäft, die für dieses Jahr mit 11,5 Mrd. Manat (11,0 Mrd. Euro) veranschlagt sind. Im Boden liegen Reserven von – konservativ geschätzt – 150 Mrd. Dollar, wie Mammadov weiter sagt. Niedrigzinsen ärgern BakuMammadov treiben Gedanken um, die für andere Fondshäuser und Asset Manager vertraut klingen: Das niedrige Zinsniveau zwinge das Fondsmanagement zum Umdenken. Der Sofaz investiere nun weniger in Staatsanleihen und verstärkt in Anleihen von Unternehmen mit Investment Grade und zuletzt vor allem in Anleihen mit kurzer Laufzeit (siehe Grafik). Seit 2011 darf der Fonds auch jeweils bis zu 5 % des Vermögens in Aktien, Gold und Immobilien investieren. In London, Moskau und Paris habe der Fonds bereits Immobilien erworben, auch in Deutschland sei man auf der Suche nach passenden Objekten, heißt es. Auch die Währungen sind nun etwas bunter gemischt: Etwa die Hälfte des Vermögens notiert nach wie vor in Dollar, daneben sind Euro und britische Pfund stark vertreten, nun aber auch Rubel und Lira der Nachbarländer Russland und Türkei sowie australische Dollar.Der Staatsfonds habe sich damit für eine “stärker diversifizierte Struktur” entschieden, sagt Mammadov. Dabei kämen auch ausländische Asset Manager zum Zug: So haben etwa State Street und UBS für den Sofaz Passivprodukte aufgelegt. Die Deutsche Asset & Wealth Management der Deutschen Bank verwaltet Gelder für die Investition in Schwellenländern. Das Gros der Fondsvermögen werde jedoch von der Hauptstadt Baku aus verwaltet. Die Anlagestrategie des Fonds bleibe insgesamt “sehr konservativ”. Zu Jahresbeginn war der Fonds zu 94 % in festverzinsliche Papiere investiert. Im Namen des VolkesWie der Sofaz die Gelder investiert und wie viele Mittel an das staatliche Budget fließen, solle jeder leicht nachvollziehen können, sagt Mammadov weiter. Ein wichtiges Dokument sei der Budgetplan für das kommende Jahr, der festlege, wie die Gelder des Fonds verwendet werden. Transparenz sei wichtig, denn das Volk solle wissen, wie der Fonds die Mittel verwalte und ausgebe. “Das Vermögen gehört dem Volk Aserbaidschans”, sagt er. Bleibt zu hoffen, dass das Volk nicht nur sehen, sondern auch darüber bestimmen kann, wie die Gelder verwendet werden.