Immobilien

Asiatische Märkte von Subprime-Krise kaum betroffen

Auf der Messe Mipim Asia zeigen sich die Besucher unverändert optimistisch- Erstklassige Objekte sind nach wie vor sehr begehrt

Asiatische Märkte von Subprime-Krise kaum betroffen

Von Markus Gärtner, zzt. Hongkong Vor dem futuristischen Stand des Immobilieninvestors und Projektentwicklers Hongkong Land auf der Mipim Asia 2007 herrscht Partylaune. Drei junge Damen in kurzen Lackröcken spielen auf elektronischen Instrumenten Popversionen klassischer Musik. Rund 70 Zuschauer drängeln sich zurück bis an die Ausstellungsstücke der umliegenden Stände. Zu sehen sind dort ein Modell von der Erweiterung des Mission-Hills-Golfklubs in Shenzhen, ein Bürokomplex mit drei Türmen in Peking und ein neues 5-Sterne-Ressort in Phuket. Größte Messe in AsienDie Ende November in Hongkong abgehaltene Mipim Asia 2007 gilt als die größte internationale Leistungsschau der Immobilienbranche in Asien in diesem Jahr. Und sie hat gezeigt, wo sich in Zeiten einer eskalierenden Subprime-Krise mit Ursprung in den USA auf dem Globus noch richtig Geld mit dem Bau oder Betrieb von Bürotürmen, Hotels, exklusiven Wohnanlagen und Kasinos verdienen lässt.Asien dürfte der einzige Kontinent sein, auf dem im zweiten Halbjahr 2007 die Immobilieninvestitionen noch gestiegen sind, meldete vor wenigen Tagen der weltweit größte Broker für gewerbliche Immobilien, Jones Lang LaSalle. Schon im ersten Halbjahr waren die Investitionen in gewerbliche Immobilien zwischen Shanghai, Singapur und Mumbai um 14 % auf 54 Mrd. Dollar geklettert. Der Gesamtwert aller gewerblichen Immobilien in der Region überholte in diesem Jahr mit 9,4 Bill. Dollar erstmals Europa.Allerdings: Satte 72 % der Immobilienkäufe waren lokaler Natur. In jungen Märkten wie China und Indien müssen sich ausländische Investoren aus Europa und den USA mit 3 bis 5 % Marktanteil bescheiden. Doch wenn man grenzüberschreitende Investitionen innerhalb Asiens mitrechnet, dann ist in Fernost der Anteil internationaler Investoren von 10 % im Jahr 2005 auf jetzt schon 28 % geklettert. Unter den Investoren aus Übersee dominieren Amerikaner und Australier. “Auch aus Europa kommt jetzt mehr Fondskapital, vor allem aus Deutschland”, sagt der CEO von CB Richard Ellis in Asien Pazifik, Robert Blain, anlässlich einer Marktprognose am Rande der Mipim Asia, und er fügt hinzu, “das Geld geht vor allem in sichere Objekte in Hongkong, Singapur und führende chinesische Städte wie Peking, Shanghai und Guangzhou”. Fieberhafte BautätigkeitIn der gesamten Region Fernost wird fieberhaft gebaut. Die Subprime-Krise ist in Asien zwar schon sichtbar, aber in den Preisen noch nicht zu spüren. “Für erstklassige Gebäude haben wir in Japan jetzt noch fünf Kaufinteressenten pro Objekt, vorher waren es zehn”, sagt Blain. Doch “einen Einfluss auf die Preise hat das wegen der immer noch hohen Nachfrage bislang nicht”. Im Gegenteil: Weil Investoren sich in den USA nun eher zurückhalten, suchen sie anderswo auf dem Globus gute Immobilien und werden in Asien fündig: “Wir sehen sehr viel Kapital, das sich in der Warteschleife sammelt, um bei attraktiven Projekten zu arbeiten”, sagt Gregory Peng, der die China-Geschäfte für Merrill Lynch im Immobiliensegment leitet.In Shanghai wird im Frühjahr die japanische Mori-Gruppe das mit 101 Etagen aufragende World Financial Center fertigstellen, das höchste Bürogebäude Chinas. Schon im August wurde in der ehemaligen portugiesischen Enklave Macau von der Las Vegas Sands Corp. für 1,7 Mrd. Dollar das Venetian Macao fertiggestellt. Das Venetian gilt mit 3 000 Suiten als das größte Hotel in Asien und als das zweitgrößte Gebäude der Welt. Mit künstlichen Kanälen, Gondeln und dem Nachbau von Wahrzeichen aus Venedig leitet es einen Paradigmenwechsel im Tourismus in Asien ein. Tourismus boomtAuch der wächst schneller als anderswo auf der Welt. Das Venetian schlägt mit 100 000 Quadratmetern Shoppingmalls alle Konsumtempel in Hongkong, und sein 55 000-Quadratmeter-Kasino verweist sämtliche Glücksspielpaläste von Las Vegas auf die Ränge. Wenige Kilometer weiter östlich hat der Hongkonger Projektentwickler Sun Hung Kai Properties bereits die Hälfte des 490 Meter hohen International Commerce Centre (ICC) hochgezogen. Der ultramoderne Büroturm mit 118 Stockwerken entsteht auf der Festlandseite der Ex-Kolonie Hongkong, und er gilt als Meilenstein in der Entwicklung umweltverträglicher Gebäude in Asien, wo Umweltschutz bislang hinter hohen Wachstumsraten bestenfalls die zweite Geige spielt.Treiber für den Immobilienboom in der Region sind die rasende Verstädterung – allein in China wandern jedes Jahr 20 Millionen Menschen vom Hinterland in die Ballungszentren an der Küste – das höchste BIP-Wachstum auf dem Planeten mit rund 7 % sowie eine schier unbändige Zuversicht. Als heißester Markt in der Region gilt bisher China, wo die Investitionen in Büro- und Wohnimmobilien in den ersten zehn Monaten des Jahres laut dem National Bureau of Statistics um 31,4 % zunahmen. Auch in Japan, wo der Markt nach dem Crash Ende der achtziger Jahre 15 Jahre lang daniederlag, sind die Mieten für erstklassige Gebäude in den vergangenen drei Jahren um 80 % gestiegen, in Singapur haben sie sich gar verdoppelt. Investoren fürchten daher eine weitere Kompression der Renditen, die das Geschäft in naher Zukunft etwas bremsen könnte. Über die Grenzen aktivWas dem Markt nachhaltig Auftrieb verleiht, sind nicht nur begrenzte Flächenangebote – wie sie vor allem in Hongkong, Singapur und Macau deutlich werden -, sondern auch die rasant wachsenden grenzüberschreitenden Investitionen innerhalb der Region. “Japanische Teilnehmer verwiesen bei der Mipim Asia 2007 mit einem Zuwachs von 143 % gegenüber der ersten Mipim-Messe 2006 alle anderen Delegationen deutlich auf die Ränge”, erklärt Thierry Renault vom Mipim-Veranstalter Reed Midem. Auch Renault versichert mit Blick auf die USA: “Hier in Asien hat die Subprime-Krise noch kein Geschäft verhindert.” Das verstärkte Ausschwärmen der als vorsichtig geltenden japanischen Investoren in den Rest der Region beweist, dass auch andere Märkte Asiens nach den viel beschworenen Investitionsmagneten China, Indien und Japan interessant geworden sind. Vietnam, mit 80 Millionen Einwohnern das neueste WTO-Mitglied, gilt als die jüngste Boomstory des Kontinents. Und “Taiwan profitiert zunehmend davon, dass chinesische Behörden mit immer neuen Auflagen – auch gegen ausländische Investoren – den heiß gelaufenen Immobilienmarkt bremsen wollen”, sagt Alex Lee, Chairman der Taipei Association of Real Estate Brokers. Zügel werden angezogenIn Indien und China, wo die Immobilienpreise regelrecht galoppieren, ziehen die Notenbanken und Regierungen immer mehr die Zügel an, um eine Überhitzung der Märkte zu vermeiden. Die Folge: In Shanghai seien die Preise für Wohnimmobilien im November im Vergleich zum Vormonat plötzlich um 7 % gesunken, heißt es beim Shanghai Youwin Real Estate Information Service. “Die Investoren müssen mehr anzahlen, die Zinsen für Zweithypotheken steigen, die Landvergabe wird strenger kontrolliert, und das kühlt den Markt ab”, erklärt der Research-Chef bei Youwin, Xue Jianxiong. Schon im Oktober ging das Verkaufsvolumen bei neuen Wohnungen in Shanghai um 22 % gegenüber dem Vormonat zurück, in Shenzhen fiel die Zahl der Transaktionen gar um 70 %.