Kapitalanlage

Auf den großen Schlussspurt setzen

Der Dax ist günstig bewertet - Anleger wechseln von den Nebenwerten in die Blue Chips

Auf den großen Schlussspurt setzen

Von Armin Schmitz, Frankfurt Ein erfreuliches Börsenjahr neigt sich dem Ende zu. Nach einem Anstieg von 22 % seit Jahresanfang stellt sich die Frage, ob sich der Aufwärtstrend in dieser Form fortsetzen kann. Die Voraussetzungen sind gut. Der deutsche Aktienmarkt zeigt sich so preiswert wie lange nicht mehr. Im dritten Quartal lag der aggregierte Gewinnanstieg der Unternehmen im Dax bei 45 %. Das war eines der besten Zahlenwerke seit vielen Jahren. Die hohen Gewinnsteigerungsraten dürften sich rein basisbedingt sicherlich nicht im Jahr 2006 halten können. Kostensenkungsmaßnahmen und moderate Umsatzsteigerungen werden allerdings zu weiteren Gewinnsteigerungen führen. Die Unternehmen haben ihre Prognosen für das nächste Jahr bestätigt oder sogar leicht nach oben angepasst. Das Verhältnis von Aktienkursen zu den für 2006 erwarteten Gewinnen liegt im Dax bei durchschnittlich 13. Damit sind die Blue Chips gemessen am historischen Mittel von etwa 15 niedrig bewertet. Der deutsche Aktienmarkt muss auch den Vergleich zu den ausländischen Konkurrenzbörsen nicht scheuen. So liegt das für 2006 geschätzte KGV für den S & P 500 Composite bei 16, das des Nikkei 225 bei 40. Auch die durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnisse von MDax (17) und SDax (20) liegen deutlich über dem Dax. Ein Blick auf die von Bloomberg erhobene Schätzung der Bewertung der Einzelunternehmen zeigt für Titel wie Henkel, ThyssenKrupp, die Lufthansa und Tui sogar einstellige KGVs (siehe Tabelle). Auch Conti, die Deutsche Post, BMW und Deutsche Telekom zeigen attraktive Bewertungen. Die fundamentalen Daten sprechen also für einen Anstieg des Dax. Die Stimmung hat gedrehtBis Oktober bevorzugten die Anleger allerdings die Nebenwerte, die seit Anfang des Jahres mehr als 30 % zugelegt haben. Die Stimmung der Anleger hat allerdings merklich gedreht. Seit wenigen Wochen berichten Frankfurter Händler von größeren Abgaben von Fondsadressen. Es wundert daher nicht, dass die Small- und Mid Caps dem Anstieg des Dax nicht folgen können und eher seitwärts tendieren. Technische Analysten befürchten eine Distributionsphase, die möglicherweise einer Trendwende nach unten vorausgehen kann. Im Sog des hochdynamischen Anstiegs der amerikanischen Wachstumswerte im Nasdaq Composite hat sich der Dax dagegen aus seiner vierwöchigen Konsolidierung Anfang November gelöst und ist auf ein Jahreshoch von 5 203 Zählern gestiegen, das dem höchsten Niveau seit April 2002 entspricht. Dort scheint dem Aufwärtsschwung etwas die Luft auszugehen, obwohl aus technischer Sicht keine Widerstände festzustellen sind. “Derzeit ist bei den Anlegern ein extremer Optimismus zu erkennen”, sagt Thomas Theuerzeit, Analyst der Postbank, Ressort Financial Markets. Viele Investoren sind sich scheinbar sicher, dass der deutsche Aktienmarkt das Kursniveau von 5 200 Punkten rasch hinter sich lässt. Die Ergebnisse von Theuerzeits im Rahmen des AnimusX-Investors Sentiment erhobenen Daten zeigen, dass auf dem Kursniveau von 5 190 bis 5 210 Punkten deutlich Angebotsüberhänge zu verzeichnen sind, die den Anstieg des Dax aktuell noch behindern. Weihnachtsrally möglichAufgrund der hohen Dynamik des aktuellen Aufwärtstrends der amerikanischen Wachstumswerte und des saisonalen Rhythmus der Aktienmärkte sollte sich auch der Aufwärtstrend des Dax in den nächsten Wochen fortsetzen. “Unsere Befragungen der Investoren zeigen, dass sich ein Großteil noch nicht für eine Weihnachtsrally positioniert hat”, sagt Thomas Theuerzeit. Das dürfte den Aufwärtstrend des Dax ebenso wie die günstigen Fundamentaldaten der Einzelwerte in den nächsten Wochen unterstützen.