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Auf den Rohstoff kommt es an

Börsen-Zeitung, 20.12.2012 Die erwartete Schwankungsbreite (implizite Volatilität) ist häufig ein Thema, wenn es an den Börsen hektisch wird. Sie misst die Nervosität der Marktteilnehmer. Zumeist korrelieren Aktien und Volatilität negativ...

Auf den Rohstoff kommt es an

Die erwartete Schwankungsbreite (implizite Volatilität) ist häufig ein Thema, wenn es an den Börsen hektisch wird. Sie misst die Nervosität der Marktteilnehmer. Zumeist korrelieren Aktien und Volatilität negativ miteinander. Fallen die Kurse, steigt die Volatilität. Und umgekehrt. In den vergangenen Monaten sank die erwartete Schwankungsbreite an den Aktienmärkten angesichts der positiven Kursentwicklungen deutlich. So notiert der VDax-New, der die Volatilität des Dax für die nächsten 30 Tage misst, derzeit bei 15 Prozentpunkten – so tief wie seit Anfang 2011 nicht mehr.Die oft negative Korrelation zwischen Aktienkursentwicklung und Volatilität macht es Anlegern möglich, ihr Aktiendepot gegen Kursverluste abzusichern. Etwa mit Zertifikaten und ETF (Exchange Traded Funds), die auf eine steigende Volatilität setzen. Weiterhin können Anleger mit klassischen Optionsscheinen auf den entsprechenden Basiswert von einer steigenden Schwankungsbreite profitieren, da die steigende implizite Volatilität den Preis von Optionsscheinen erhöht.Bei Aktien kommt es zumeist in der Baisse zu hohen Volatilitäten. Denn – im Gegensatz zu Aufwärtsmärkten – geht es in Abwärtsbewegungen oft Schlag auf Schlag nach unten. Die implizite Volatilität wird anhand der an den Terminmärkten gezahlten Optionsprämien bestimmt. Bei steigender Volatilität erhöht sich der Preis für Standardoptionen, da die Optionsverkäufer (Stillhalter) in nervösen Märkten eine höhere Risikoprämie verlangen. Die Risikoprämie steigt deshalb, weil sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Option zum Ende der Laufzeit im Geld ist. Es ist aber nicht immer so, dass die Volatilität negativ mit dem Basiswert korreliert. So kann es sein, dass in steigenden Märkten die Volatilität ebenfalls steigt. Das ist möglich, wenn es zu einer dynamischen, unerwarteten Bewegung des Basiswerts kommt. Dies geschieht oftmals an den Rohstoffmärkten, weil die Preise von bestimmten Rohwaren innerhalb kurzer Zeit besonders stark ausschlagen. Ein Beispiel ist das Rohöl, bei dem geopolitische Konfliktherde in ölreichen Regionen die Kurse häufig nach oben schießen lassen.Die Schwankungsintensität ist von Rohstoff zu Rohstoff verschieden. Sie hängt von Risikofaktoren wie Lagerbeständen, Naturkatastrophen und geopolitischen Einflüssen ab. Besonders hoch ist die Volatilität bei Industriemetallen, da hier als zusätzlicher Risikofaktor Konjunkturschwankungen berücksichtigt werden, die die Nachfrage der Industrie nach Metallen bestimmen. Daher ist auch die Volatilität bei Silber in der Regel höher als bei Gold. Denn Silber wird intensiv für die industrielle Verarbeitung genutzt.Der Vorteil bei Rohstoffen, deren Preis nicht in erster Linie durch die Konjunktur beeinflusst wird, ist aus Investorensicht, dass sie grundsätzlich anderen Marktzyklen als Aktien und Anleihen unterliegen. Daher bewegen sich ihre Kurse oft unabhängig von anderen Anlageklassen. Die Depotbeimischung mit den entsprechenden Commodities kann somit auch die Volatilität eines Portfolios optimieren.Es kommt jedoch auf den Rohstoff an. Bei Öl hat die negative Korrelation zum Aktienmarkt in den vergangenen Jahren nachgelassen. Anleger trennen sich in Phasen starker Aktienkurseinbrüche auch von ihren Ölinvestments. Besonders deutlich wurde dies im Jahre 2008, als der Finanzmarkt und mit ihm der Ölmarkt einbrach.Insgesamt haben Investitionen in Rohstoffe heute eine stärkere Bedeutung als noch vor 15 bis 20 Jahren. Für neue Marktakteure wie Investmentfonds, Pensionskassen und Versicherungen steht dabei der ausgleichende Effekt von Rohstoffinvestments gegenüber anderen Anlageklassen im Mittelpunkt.